Ferrari musste in der Formel-1-Saison 2022 viel Kritik einstecken. Nach dem perfekten Saisonstart mit einem Doppelsieg in Bahrain geriet die Mission Titelgewinn für die Scuderia durch technische Probleme, Strategiepannen und Fahrfehler aus der Spur. Beim F1-Finale in Abu Dhabi gab es für die Roten und vor allem Charles Leclerc nun doch noch einen halbwegs versöhnlichen Saisonabschluss - ausgerechnet dank der im Laufe des Jahres vielgescholtenen Strategie der Truppe aus Maranello.
Der Schlüssel zum Erfolg sollte das Reifenmanagement sein, das die Scuderia in der zurückliegenden Formel-1-Saison einige Male am Renntag im Stich gelassen hatte. Aber nicht so in Abu Dhabi. "Wir haben uns an diesem Wochenende sehr darauf konzentriert", verriet Leclerc. " Am Freitag haben wir mehr High-Fuel-Runden gedreht, um die richtige Balance für heute zu finden "
Die Ausgangslage war klar: Der Monegasse musste vor seinem WM-Rivalen im Kampf um Platz 2, Sergio Perez, ins Ziel kommen. Nach dem Qualifying hatte der Mexikaner mit Startplatz 2 aber noch die Oberhand.
Ferrari-Strategie macht Leclerc zum Vizemeister
Im Rennen (Rennbericht einfügen) lag Leclerc lange hinter seinem Kontrahenten Perez, doch die richtige Taktik des Teams ebnete seinen Weg zum Erfolg: "Ich hatte heute ein perfektes Rennen, da war nicht mehr drin. Ich wusste, wenn ich Checo besiegen wollte, dann ist das nur über die Strategie möglich."
Red Bull musste beim Mexikaner auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen - Leclerc stoppte nur einmal. Dadurch fiel Perez in seinem letzten Stint hinter den Ferrari-Piloten zurück und musste versuchen, ihn in einem Schlusssprint erst einzuholen und dann zu überholen. "Im mittleren Stint gingen wir noch zu lange davon aus, dass es eine Ein-Stopp-Strategie werden würde, das hat uns vielleicht vier wichtige Sekunden gekostet", erklärte Perez.
"Wir haben es geschafft, Checo im ersten Stint unter Druck zu setzen, was ihn dazu brachte zu stoppen", erklärte Leclerc. Dadurch konnte er sich früh einen Reifenvorteil aufbauen: "Dann setzten wir ihn wieder unter Druck, was ihn erneut zu einem Stopp brachte. Das war genau das, was wir wollten, um unser perfektes Rennen mit dem Ein-Stopp zu fahren."
In der Endphase des Rennens waren die Vorzeichen dann klar: Leclerc fuhr auf viel älteren harten Reifen, während Perez auf frischeren Reifen herangeflogen kam - allerdings war das Tyre-Delta, also der Unterschied zwischen den Reifen, nicht groß genug. Perez nahm Leclerc zwar pro Runde eine knappe Sekunde ab und kam noch bis in Sichtweite, aber für einen Angriff reichte es auf der Schlussrunde nicht mehr. "Es war wirklich sehr schwer, allen voran am Ende des Hard-Stints. Die Vorderreifen machten immer mehr Probleme, es wäre sehr einfach gewesen, einen Fehler zu machen", sagte Leclerc.
Letztendlich fuhr er mit 1,3 Sekunden Vorsprung auf Perez über die Ziellinie und sicherte sich den zweiten Platz - im Rennen wie in der WM-Wertung: "Was das Reifenmanagement angeht, haben wir einen wirklich guten Job gemacht. Ich denke, das war heute eine perfekte Umsetzung von unserer Seite."
Binotto: Lob für Ferrari-Strategie-Abteilung
Auch Teamchef Mattia Binotto lobte seine oft kritisierte Strategieabteilung: "Ich denke, es ist großartig für das Team. Die Strategen haben an diesem Wochenende eine gute Leistung gezeigt. An diesem Abend haben wir mit den Boxenstopps gegen Red Bull einen guten Job gemacht."
Taktisch sei das Team optimal vorbereitet gewesen: "Wir waren mit beiden Fahrern flexibel, weil wir wussten, dass die schnellste Strategie irgendwo zwischen Ein-Stopp und Zwei-Stopp sein würde. Es war gut, dass das Team sehr flexibel war und einen Fahrer auf eine Ein-Stopp- und den anderen auf eine Zwei-Stopp-Strategie schicken konnte, um das Rennergebnis zu optimieren."
Erleichterung bei Leclerc nach Vize-Weltmeisterschaft
Nach dem Rennen gab sich Charles Leclerc sichtlich erleichtert: "Ehrlich gesagt bin ich sehr glücklich. Dieses Wochenende war für das ganze Team nicht einfach, denn es gab viele Gerüchte. Der Druck, den zweiten Platz in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM zu halten, war groß und in einer solchen Situation gut abzuschneiden, bedeutet mir sehr viel."
So konnte Leclerc schlussendlich doch noch ein positive Saisonfazit ziehen: "Ich denke, wir alle wollen so schnell wie möglich Erster werden. Andererseits ist es eine großartige Leistung, wenn man sieht, wie weit wir seit dem letzten Jahr gekommen sind. Ich bin also sehr glücklich und sehr stolz auf das Team und die Verbesserungen."
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