Die Formel-1-Saison 2022 neigt sich beim vorletzten Rennen in Brasilien am Wochenende ihrem Ende entgegen. Mit dem einzigen noch offenen Cockpit für 2023 steht Haas weiter im Fokus der Transferspekulationen. Die Zukunft von Mick Schumacher hängt von der unmittelbar bevorstehenden Entscheidung der US-Amerikaner ab. Zuletzt wurde Günther Steiner vermehrt mangelnder Rückhalt für seinen Fahrer vorgeworfen. Der Haas-Teamchef wehrt sich entschieden gegen die Vorwürfe.

"So sehr das von außen auch kritisiert wurde, dass wir es nicht korrekt handhaben, wir haben ihm immer das Vertrauen gegeben, den bestmöglichen Job machen zu können", so der 57-Jährige. Kritische Stimmen gab es vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Formel-1-Experte Christian Danner hatte im AvD Motor & Sport Magazin unter anderem eine drastische Schlussfolgerung gezogen." Wenn man die ganzen Zwischentöne analysiert, dann stellt man fest, dass er wohl nicht passt und man ihn loswerden will", so der ehemalige Grand-Prix-Pilot.

Red-Bull-Manager Helmut Marko deutete die Zeichen im Interview mit RTL ähnlich düster. "Wenn ein Team in der Öffentlichkeit den Fahrer so massiv kritisiert, wie das teilweise der Fall war, zeigt das, dass innerhalb des Teams der Vertrauensbeweis fehlt", sagte der Österreicher. Die Vorwürfe von mangelnder Unterstützung lässt Steiner so nicht auf sich sitzen.

Gleiche Chancen für alle bei Haas

"Bei uns bekommt immer jeder das gleiche Auto und Equipment. Ethisch sind wir da 100 Prozent korrekt. Wir bevorzugen nie den einen gegenüber dem anderen. Ich persönlich würde das für den falschen Weg halten", stellt er klar. Dass Kevin Magnussen diese Saison die Weiterentwicklungen am VF-22 vor Schumacher erhielt, war der Verfügbarkeit der Teile geschuldet.

"Das ist so, wenn du nur ein Upgrade-Kit hast. Du erklärst den Grund, warum es so entschieden wird, und beim nächsten Mal ist der andere zuerst dran. Das ist in den geteilten FP1 [Wechsel mit Young Driver] dasselbe", erklärt Steiner. "Es ist alles gleich. Das ist für mich auch eine persönliche Sache. Du solltest nie jemanden benachteiligen oder seine Karriere beeinflussen, indem du unehrlich bist. Das ist nicht meine Art."

Dass allein die Ungewissheit durch die scheinbar endlosen Verhandlungen für den Fahrer eine Belastung sein könnte, nimmt Steiner als Natur des Sports in Kauf: "Es hängt auch vom Ausgang ab, oder? Es könnte so oder so laufen. Aber für Rennfahrer ist das Teil des Jobs, mit Druck umzugehen. Natürlich wäre es für uns alle leichter, wenn wir schon nach Bahrain entschieden hätten, was nächstes Jahr gemacht wird. Aber so ist es eben nicht."

Auf und ab von Schumacher raubt Team viel Energie

In der zweiten Saisonhälfte gelang es Haas nicht, an den starken Start ins Jahr anzuknüpfen. Schumacher näherte sich Magnussen im teaminternen Vergleich immer weiter an, doch Steiner fehlte insgesamt die Konstanz, um sich frühzeitig zum Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher zu bekennen.

"Mick hatte nach der Sommerpause zwei gute Rennen und auch das Qualifying in Mexiko war gut, obwohl die Runde ungültig war. Aber es ist dieses auf und ab, um das es geht. Das ist der wichtigste Punkt. Es raubt allen sehr viel Energie. Die Montage sind hart, wenn jemand am Boden ist. Dann musst du ihn wieder aufbauen, und dann geht es wieder bergab", so Steiner.

Haas will vor Abu Dhabi über letztes Formel-1-Cockpit für 2023 entscheiden

Für Schumacher könnte das Wochenende in Brasilien die letzte Möglichkeit sein, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Die Entscheidung über das zweite Cockpit für 2023 soll schon wenige Tage später fallen, noch bevor das Finale in Abu Dhabi über die Bühne geht. "Hoffentlich können wir nächste Woche etwas entscheiden. Es steht unmittelbar bevor", sagt Seiner.

In der Gerüchteküche hat sich in den vergangenen Wochen Nico Hülkenberg als größter Konkurrent Schumachers um den Platz bei Haas herauskristallisiert. Für Steiner zählt letztendlich nur eines: "Es geht um die Zukunft von Haas und was für die Entwicklung des Teams am besten ist. Wir haben dieses Jahr viel analysiert, was wir falsch gemacht haben und wie wir das Team verbessern können."