Zuerst sah es nicht danach aus, dass sich Sebastian Vettel auf seiner Abschiedstournee noch würdig von seiner Lieblingsstrecke verabschieden könnte. Gut gestartet, dann aber bei schlechter Sicht in Kurve eins zu weit eingelenkt, Kontakt mit Fernando Alonso, Dreher, Kiesbett. Von Startplatz neun wurde der Aston-Martin-Pilot bis ganz nach hinten durchgereicht. Rennabbruch, lange Wartezeit, Restart: Am Ende ein sechster Platz. Vettels Auferstehung in Suzuka. Passend für sein letztes Rennen auf einer Strecke, die laut ihm von Gott geschaffen worden sein muss.
Vettel: Phänomenaler Start, dann von Alonso abgeschossen
"Alonso hat mich wirklich hart getroffen!", schimpfte Sebastian Vettel nach seinem Unfall am Funk. "Es liegt noch ein langes Rennen vor uns. Wir haben genug Zeit", wurde er von seinem Renningenieur getröstet. Eine Runde später wurde das Rennen abgebrochen. "Ich hatte einen phänomenalen Start. Dann fand ich aber keinen Platz, bekam Aquaplaning und berührte Fernando", berichtete der Deutsche. Erst zwei Stunden später die Fortsetzung. Und Sebastian Vettel auf einer Mission.
"Ich bin sehr zufrieden, ein großartiges Ergebnis", freute sich der viermalige Suzuka-Sieger nach seinem achten Platz im Rennen. "Punkte an so einem Tag zu machen ist super. Wir haben diese Bedingungen total ausgenutzt. Und eine gute Strategie gehabt." Sebastian Vettel gehörte mit Nicholas Latifi zu den Mutigen, die gleich nach dem Restart des Rennens an die Box fuhren und auf Intermediates wechselten. Mit Erfolg.
Aston Martins Sprint-Plan zur Top-Platzierung
Beim Restart war Sebastian Vettel noch auf P16, nachdem alle Piloten Reifen gewechselt hatten, auf P6. "Es sah so aus, als wäre alles vorbei. Dann haben wir uns aber großartig nach vorne gearbeitet", lobt der Heppenheimer sein Team. Dort blieb er das ganze Rennen, auch ein heranfliegender Alonso auf frischen Reifen zum Schluss und die Beschuldigung eines Unsafe-Releases beim Boxenstopp konnten ihn nicht aufhalten. Freispruch der Rennleitung als er Latifi in der Boxengasse in die Quere kam, 0.011 Sekunden vor Alonso im Ziel. Erfolgreich gepokert bei Aston Martin. Eine Glanzleistung des Teams und von Sebastian Vettel.
"Wir haben uns mit dem Team angesehen, was passiert ist. Dann hatten wir einen Plan für das 'Sprint-Rennen' am Ende", gibt Sebastian Vettel preis. In der knapp zweistündigen Unterbrechung des Großen Preises von Japan war genug Zeit dafür vorhanden. "Der hat funktioniert." Ein Plan allein genügt aber nicht zum Erfolg. "Wir hatten auch genug Pace, um uns dort zu halten", führt der Deutsche aus.
Den perfekten Aston-Martin-Plan zerstörte dann fast ein technisches Problem. "Am Ende gab es Verwirrung, weil mein Teamradio ausfiel", erzählt Vettel. "Ich sah nur das Pitboard, auf dem Stand: 'Noch eine Runde', und hinten machte Alonso Druck." Der 35-Jährige pushte dann bis das Rennen wirklich aus war und verteidigte seinen sechsten Platz. "Am Ende haben sie wohl die Rennlänge geändert, ich weiß es nicht so ganz."
Aston Martin und Sebastian Vettel im Aufwind
Mike Krack verkündete schon zu Beginn des Suzuka-Wochenendes: "Wir sind im Aufwind!" In Singapur fanden sich beide Piloten mit P6 (Lance Stroll) und P8 (Sebastian Vettel) in den Punkterängen wieder. "Das war wichtig, dass wir alle wieder einmal ein Lächeln auf dem Gesicht hatten", erzählte der Aston-Martin-Teamchef. Diesmal war zumindest einer der Piloten in den Punkten, Lance Stroll beendete das Rennen auf P12. "Wir haben mit dem Auto in den letzten Wochen Fortschritte gemacht." Ziel sei es jetzt, Alfa Romeo in der Konstrukteurswertung zu schlagen. "Dafür werden wir alles geben", so Krack.
"Das Wichtigste heute ist aber, dass bei diesen Bedingungen nichts passiert ist", wird Sebastian Vettel aber gleich wieder ernster. "Wir hatten einen Traktor auf der Strecke, der da niemals hätte sein dürfen." Zum Glück sei alles gut ausgegangen. Auch mit den Reifen beziehungsweise der Reifenwahl hatte der Heppenheimer ein Problem.
"Das ganze Fahrerfeld ist eigentlich auf dem falschen Reifensatz gestartet. Dafür sind wir alle verantwortlich. Oder eigentlich keiner, weil wir alle so unter Druck standen", startet Vettel sein Plädoyer für mehr Sicherheit in der Formel 1. "Der Vollregenreifen wäre eigentlich die richtige Wahl bei diesen Bedingungen. Aber der ist so viel langsamer, dass man trotzdem lieber die Intermediates nimmt." Sebastian Vettel auf einer Mission, nicht nur zu guten Punkte-Platzierungen.
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