Lewis Hamilton zeigte im Formel-1-Qualifying in Singapur seine absolute Bestform. Nach einem nervenaufreibenden Showdown gegen Charles Leclerc und Sergio Perez verpasste er seine erste Pole Position in der Saison 2022 nur haarscharf. Der Rekordweltmeister spielte am Samstag aber nicht nur auf der Rennstrecke eine der Hauptrollen. Am 17. Rennwochenende der Saison rückte einmal mehr die Schmuck-Debatte in den Fokus. Hamilton war illegal mit Piercings unterwegs. Einer sportlichen Strafe entging der Brite, doch Mercedes muss für einen Formfehler 25.000 Euro zahlen.
Zwei Anhörungen waren bereits vor dem Qualifying eingeleitet worden. Bei einer ging es um Hamiltons regelwidriges Tragen des Piercings, bei der anderen um die vom Team zum Start ins Wochenende abgegebene Selbsterklärung. Konkret wurde ein Verstoß gegen Anhang L, Kapitel III des Sportlichen Reglements vorgeworfen. Die Selbsterklärung, nach welcher der Fahrer den Anforderungen entspricht, keinerlei Schmuck in Form von Körperpiercings zu tragen, wurde von den Offiziellen angezweifelt, da Hamilton augenscheinlich seinen allseits bekannten Nasenstecker trug.
Hamilton gab den Regelverstoß bei einer Anhörung zu, erklärte aber zugleich, dass seine Ärzte ihm geraten hatten, das Piercing nicht zu entfernen. Mercedes legte daraufhin ein Schriftstück eines Arztes vor, welche die Erklärung des 37-Jährigen von fachkundiger Seite stützte. Die Stewards konsultierten daraufhin Dr. Ian Roberts, seines Zeichens medizinischer Beauftragter der FIA. Dieser stimmte mit der Darstellung von Hamiltons Ärzten überein, sodass keine weiteren Maßnahmen ergriffen wurden.
Mercedes muss Strafe für Formfehler zahlen
Der Formfehler von Mercedes, deren Selbsterklärung nicht der Wahrheit entsprach, hatte hingegen Konsequenzen. Die Teamführung gab bei der Anhörung an, nicht gewusst zu haben, dass Hamilton mit Piercings fährt. Ende Juni hatte er das Nasenpiercing entfernt und bei darauffolgenden Events folglich auf den Schmuck verzichtet. Mercedes war daher der Annahme, dass dies auch in Singapur der Fall sein würde.
Die Stewards akzeptierten den Fehler und sahen keinen Vorsatz. Zugleich hätte das Team den Sachverhalt mit Hamilton absprechen müssen, bevor die Erklärung abgegeben wird. Das reichte den Offiziellen aus, um Mercedes zur Ordnung zu rufen. Sie sprachen ein Bußgeld in Höhe von 25.000 Euro an das Team aus.
Hamilton kämpfte mit Infektion: Blut und Eiter
In der Pressekonferenz nach dem Qualifying schilderte Hamilton die Komplexität des Sachverhalts. "Ich will hier keine Erklärung abgeben. Im Grunde trage ich meinen Schmuck und meinen Nasenstecker schon seit Jahren", so der siebenfache Weltmeister, der nach der Entfernung im Sommer eine unangenehme Erfahrung machte.
"Es war mittlerweile eingewachsen und ich konnte es nicht lösen", erklärt er. "Sie haben mir ein paar Rennen gegeben, in denen für mich eine Ausnahme galt, bis ich eine Lösung finde. Ich ließ es entfernen und dann ging es immer wieder rein und raus. Dadurch trat eine Infektion auf und ich war seitdem mit dieser Infektion unterwegs. Ich musste ekligerweise die Blutblasen behandeln lassen. Da war Blut, Eiter und so."
Nach der Odyssee entschied sich Hamilton, das Piercing wie in vergangenen Jahren permanent zu tragen: "Ich habe es wieder eingesetzt und die letzten zwei Wochen begann es, zu heilen. Die Ärzte haben mich gebeten, es drin zu lassen. Also... es ist verrückt, dass wir hier über solche Kleinigkeiten sprechen. Ich nehme alles andere raus, aber an dem Punkt ist es mir ehrlich gesagt echt egal."
Generell fehlt ihm das Verständnis für das plötzliche Durchsetzen einer solchen Regel: "Eines der Argumente, das uns vor langer Zeit entgegengebracht wurde, war die Hitze. Wenn du in einem Feuer bist und Metall die Hitze weiterleitet. Aber unser Anzug ist voll davon. Wir haben die Gurte, unser Reißverschluss ist aus Metall, der Riemen vom Helm hat Metall. Dort drin sind Kabel, die auch aus Metall sind. Ich weiß nicht, das ist alles ein bisschen lächerlich. Hoffentlich werden sie vernünftig. Die Stewards sind hier, um für unsere Sicherheit zu sorgen, aber das ist kein Sicherheitsproblem."
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