Auf einen sehr guten Saisonstart von Alfa Romeo folgte eine Negativ-Serie von sechs punktelosen Rennen. Keine Punkte, dafür viele Ausfälle beim Team aus Hinwil. Hoffnungsschimmer: Guanyu Zhou sicherte sich in Monza den zehnten Platz und die ersten Punkte seit Montreal. Trotzdem: Die Kämpfe mit Alpine und McLaren sind Geschichte, jetzt muss sich Alfa Romeo mit Aston Martin, AlphaTauri, Williams und Haas herumschlagen. Was ist passiert?
Problem 1: Kein Gewichtsvorteil mehr bei Alfa Romeo
Zum einen wäre da der verlorene Gewichtsvorteil. Zu Saisonbeginn war ein Großteil der Formel-1-Boliden deutlich über dem Mindestgewicht von 798 Kilogramm. Mittlerweile nähern sich die Teams nach und nach dem Limit an. Und leichter ist gleich schneller. "Das ist je nach Einsparung drei bis vier Zehntel auf der Uhr, die andere schneller geworden sind", erklärt Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur. "Und zwar immer und überall. Weniger Gewicht ist das einzige Update, das ein Auto garantiert schneller macht."
Problem 2: Pech, viele DNFs und der Latifi-Faktor
Viele Ausfälle waren ein weiteres Problem bei Alfa Romeo. Fehlendes Glück, oder steckt etwas anderes dahinter? "Ich weiß nicht, ob wir Pech hatten. Wir hatten Ausfälle, aber die hatten nichts mit Glück oder Pech zu tun", meint Frederic Vasseur. "Manchmal war es ein technisches Problem, manchmal der Motor, manchmal Latifi." Zehn Ausfälle hatte der Schweizer Rennstall 2022, fair aufgeteilt auf je fünf für Bottas und Zhou.
Problem 3: Zu viele Updates der Konkurrenz, zu wenige bei Alfa Romeo
Drittes Problem: Fehlende Updates. "Es ist sehr schade. Meine Performance hat eigentlich im Laufe der Saison sich sehr verbessert", meint Guanyu Zhou. Die fehlende Weiterentwicklung des C42 würde die des Rookies aber verschleiern. "Die anderen Teams haben einfach in Sachen Updates einen größeren Schritt nach vorne gemacht." Und anfangs musste sich der 23-Jährige erst an die Formel 1 gewöhnen. "Ich kann meine wirkliche Leistung jetzt nicht zeigen. Aber vielleicht hätte ich so zu Saisonbeginn mehr Punkte für das Team sammeln können."
In dieselbe Kerbe schlägt Teamkollege Valtteri Bottas. Alfa Romeo musste sich im Entwicklungs-Rennen den direkten Konkurrenten geschlagen geben. "Alpine und McLaren haben uns 'aus-entwickelt'. Sie haben schneller und insgesamt auch mehr Update-Pakete gebracht." Statt um den vierten Platz in der Konstrukteurswertung kämpft Sauber jetzt um den sechsten. "Eine unserer Schwächen ist das Tempo unserer Weiterentwicklung", weiß der Finne. "Das hat bei uns jetzt höchste Priorität. Wir wissen, dass wir daran arbeiten müssen und fokussieren uns darauf."
"Ein schnelles Auto zu Saisonbeginn ist eine Sache, aber in Zukunft müssen wir auch sicherstellen, dass wir es schnell genug weiterentwickeln können", stellt Valtteri Bottas klar. Der Finne vertraut dabei voll und ganz auf sein Team: "Ich habe keine Zweifel, dass wir das schaffen werden und dann wieder konkurrenzfähiger sind." Mit einem Rückstand von 73 Punkten (Alpine) bzw. 55 Punkten (McLaren) hat Alfa Romeo bis Saisonende noch einiges vor. Erster Verfolger Haas lauert mit 20 Punkten Rückstand. Dabei gibt es aber ein Problem: Das Geld.
Problem 4: Das Budget der Schweizer
Wie bei Red Bull oder Ferrari verursachen auch bei Alfa Romeo teure Updates und Unfälle Probleme, allerdings mit einem kleinen Unterschied. Denn: Kleine Teams (wie Alfa Romeo) operieren deutlich unterhalb des Budget-Limits. "Wir wussten von Anfang an, dass wir nicht das gleiche Budget haben wie die Top-Teams. Wir können unser Auto nicht so wie sie entwickeln", meint Frederic Vasseur. Etwa zehn Millionen Dollar liegt Alfa Romeo laut dem Teamchef unter dem Budget-Cap.
"Diese Lücke schließen ist eine der wichtigsten Aufgaben", meint der Teamchef. Alfa Romeo war gemeinsam mit Alpine, Haas, Sauber und Williams gegen die inflationär-bedingte Anhebung des Ausgabenlimits 2022. Vergeblich: Zuletzt beharrte nur Alpine auf seinem Veto-Recht, die anderen Teams knickten ein und stimmten zu.
"Ich gehe sicher nicht zur Bank und nehme einen Kredit auf, um die Teile zu zahlen", greift Frederic Vasseur trotzdem nicht zu drastischen Maßnahmen. Gut für Alfa Romeo: Im Jahr 2023 sinkt die Kostenobergrenze auf einen Basiswert von 135 Millionen. Und: Mit einer besseren Platzierung in der Konstrukteurs-WM bekommt Alfa Romeo mehr Geld.
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