Mercedes meldete sich beim Trainingsauftakt der Formel 1 in Zandvoort eindrucksvoll zurück. Nach der Klatsche von Spa-Francorchamps fuhr George Russell im ersten Training die Bestzeit. Am Nachmittag hielt Lewis Hamilton als erster Verfolger des Ferrari-Duos den Anschluss an die Spitze. Die Weltmeister sind auf der Dünenachterbahn in den Niederlanden wieder besser in Form. Die allgegenwärtige Qualifying-Schwäche des F1 W13 lässt sie dennoch nicht an den großen Durchbruch glauben. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Zandvoort gibt es hier im Liveticker.

"Wir wissen trotz allem, dass das Qualifying unsere Schwäche ist", so Russell, der mit Hamilton vor einer Woche einen neuen Tiefpunkt erreichte. Beim Qualifying für den Grand Prix von Belgien fehlten satte 1,8 Sekunden auf die Pole-Zeit von Max Verstappen. In den Ardennen hatte sich das allerdings schon am Freitag abgezeichnet. Im zweiten Training betrug der Rückstand auf die Bestzeit schon eine Sekunde.

In Zandvoort machte Mercedes zum Auftakt eine deutlich bessere Figur. Die erste Session beendeten Russell und Hamilton mit einer ungefährdeten Doppelspitze für die Silbernen. Im FP2 musste sich Hamilton zwar Ferrari geschlagen geben, doch auf Leader Charles Leclerc büßte er lediglich sieben Hundertstelsekunden ein.

"Das ist deutlich besser, als mein letzter Sonntag und auch deutlich besser, als letzte Woche Freitag", sagt Hamilton, der den Umstand jedoch einzig und allein auf den Austragungsort zurückführen kann: "Es war ein solider Start ins Wochenende. Wir sind mit dem Auto auf Anhieb in einer viel besseren Lage, einfach weil es eine ganz andere Strecke ist."

"Das Auto geht hier besser, gar keine Frage", pflichtet Russell dem siebenfachen Weltmeister bei. Der 24-Jährige eroberte in Ungarn vor der Sommerpause die bisher einzige Pole Position für Mercedes in der laufenden Saison. An eine Wiederholung will er trotz der ermutigenden Formkurve nicht glauben.

"Ungarn war etwas außergewöhnlich. Unsere Gegner haben es an dem Tag nicht richtig auf die Reihe bekommen und wir haben einen absolut herausragenden Job gemacht. Alles lief für uns, und wir waren trotzdem nur knapp vorne", erklärt der Brite. "Ich wäre sehr schockiert, wenn es hier eine Wiederholung von Ungarn geben würde."

Der überschaubare Rückstand auf Ferrari sollte Optimismus sähen, doch der Vorsprung auf die Verfolger ist ebenso dünn. McLaren-Pilot Lando Norris war im zweiten Training nur drei Hundertstelsekunden langsamer als Hamilton und drängelte sich als Vierter noch vor Russell. Dahinter wiederum lauerte Lance Stroll, der im Aston Martin in Schlagdistanz blieb.

"Es wird morgen eng. McLaren sieht schnell aus und selbst Aston Martin ist bei der Musik", hält Russell fest. Um die Stärken des F1 W13 auszuspielen, braucht Mercedes einen besonders guten Samstag. "Ich denke, das Rennen wird uns entgegenkommen. Unsere Longrun-Pace sah gut aus, aber wir müssen dafür auch in der richtigen Startposition sein. Wenn du in der dritten Reihe startest, wird es schwer, um Platz eins oder zwei zu kämpfen", fügt er an.

Vor allem auf dem winkligen Kurs von Zandvoort dürfte das Überholen im Rennen wieder einmal besonders schwierig werden. Russell ist zuversichtlich, dass die gewünschte Ausgangslage für den Grand Prix im Bereich des Möglichen ist. "Ich denke, wir sind nah dran, wie schon lange nicht mehr", sagt er. Hamilton hingegen sieht nicht allzu viel Luft nach oben, um Ferrari und Red Bull auszustechen: "Bei uns ist eher kein großer Sprung bei der Performance drin, aber wir müssen weiter pushen."