30 Jahre ist es her, seit Nigel Mansell mit Williams Weltmeister wurde. In dieser Zeit hat sich die Formel 1 enorm gewandelt. Vor allem in Punkto Sicherheit machte die Königklasse einen riesigen Fortschritt. In Mansells Zeit als aktiver Rennfahren waren die Begriffe Halo, Tecpro Barrieren und Servolenkung noch Fremdwörter. Nun zieht der ehemalige Weltmeister im Youtube-Interview mit Adrian Flux den Vergleich.

"Der größte Unterschied zu damals ist, dass heute die Gefahren nicht mehr da sind", sagt Mansell. "Früher gab es jedes Jahr tödliche Unfälle. Die Formel 1 war sehr gefährlich." Der 69-Jährige erlebte in seiner Zeit als Rennfahrer ganze sechs Todesfälle.

Mansell erinnert sich etwa an den fatalen Unfall seines Freundes Gilles Villeneuve beim Großen Preis von Belgien 1982: "Es war Teil des Jobs. Du warst da natürlich sehr nah dran. Es war schockierend und machte dich ganz benommen."

Nach Senna-Unfall: Formel-1-Strecken wurden sterilisiert

Das tragischen Wochenende in Imola 1994, an dem die Königklasse sowohl Roland Ratzenberger als auch Ayrton Senna verlor, führte jedoch zu einer Trendwende. "Es ging eine Schockwelle durch die ganze Welt", so Mansell. "Daraufhin wurden alle Rennstrecken sterilisiert. Alle gefährlichen Kurven wurden entfernt. Sie wurden einfach ausradiert, was schade ist."

Auch wenn es noch schnelle Kurven gibt, gäbe es heute enorme Auslaufzonen und sehr niedrige Kerbs. Was die Sicherheit der Piloten deutlich erhöht. "Heutzutage kannst du einen schweren Fehler machen und gleich auf die Strecke zurückkehren", erklärt Mansell. "Wenn wir einen Fehler machten, gab es Konsequenzen."

Mansell wurde in der F1-Saison 1992 Weltmeister, Foto: LAT Images
Mansell wurde in der F1-Saison 1992 Weltmeister, Foto: LAT Images

Von 30 Jahre Fortschritt profitieren daher in erster Linie die Piloten. "Für die Fahrer ist das fantastisch", weiß der Ex-F1-Champion. "Sie können sich wie Supermenschen fühlen und schmerzfreie Unfälle haben. Das ist erstaunlich."

Mansell über F1-Piloten: Sie schwitzen nicht

Mansell bewundert zudem, die vermeintliche Leichtigkeit, mit der heute ein Formel-1-Auto gefahren werden kann. "Nach manchen Rennen steigen die Fahrer aus dem Auto und es sieht aus, als wären sie gerade beim Frisör gewesen. Sie schwitzen nicht", so der 69-Jährige.

Beim Aserbaidschan GP kämpfte sich Lewis Hamilton aus dem Cockpit, Foto: LAT Images
Beim Aserbaidschan GP kämpfte sich Lewis Hamilton aus dem Cockpit, Foto: LAT Images

Das sei zurückzuführen auf die größte technische Entwicklung seit Mansells Zeit als F1-Pilot: Die Servolenkung. "Wir mussten noch richtig kräftige Arme haben, um das Auto in den Kurven abzufangen", erinnert sich der ehemalige Williams-Fahrer. "Wenn du nicht genug Kraft hattest, bist du gecrasht. Heutzutage kann man ein Formel-1-Auto mit dem kleinen Finger lenken", scherzt Mansell.

Dieser technische Fortschritt habe den Sport für Piloten geöffnet, die früher nicht die nötige Stärke gehabt hätten. Auch sei es auf anderen Ebenen leichter geworden einen Formel-1-Boliden zu steuern.

"Früher war es physisch komplett erschöpfend einen Grand Prix zu fahren", so Mansell. "Bis zu dem Punkt, an dem du dir dachtest: Ich kann nicht mehr fahren. Ich kann nicht mehr atmen. Heute gibt es gemütliche Sitze und verschiedenste Technologien. Ein Fahrer hat 30 bis 40 Ingenieure, die das Auto für ihn ausbalancieren. Wir hatten nur einen Renningenieur und mussten vieles selbst machen."

Der ehemalige F1-Weltmeister spricht über seine Zeit als Rennfahrer jedoch nicht im Sinne von 'Früher war alles besser'. Nein, er freut sich über den Fortschritt der Königklasse: "Es hat sich so viel verändert. Es ist großartig zu sehen, wo der Sport heute ist."