Die Formel 1 erlebte in Silverstone nach einem späten Safety Car in den letzten zehn Runden einen spektakulären Dreikampf um die letzten Podiumsplätze. Rennsieger Carlos Sainz war vorne enteilt, aber hinter ihm wehrte sich Charles Leclerc auf alten Reifen mit Händen und Füßen gegen die mit neuen Soft ausgestatteten Sergio Perez und Lewis Hamilton.
Mehrere Runden lang tauschten die drei untereinander Positionen, am Ende sortierten sie sich in der Reihenfolge Perez-Hamilton-Leclerc. Alle drei Fahrer waren danach begeistert und lobten ihre Gegenüber für harte, aber faire Manöver. Was Lewis Hamilton auch zu einem Vergleich mit dem alten WM-Gegner Max Verstappen bewog.
Hamilton hatte sich nämlich mehrere Runden lang an Leclerc die Zähne ausgebissen, obwohl der Ferrari mit alten harten Reifen eigentlich chancenlos schien. "Ich weiß nicht, wie viel ihr davon gesehen habt, aber das war ziemlich am Limit, und das musste es sein", sagt Leclerc. "Es hat Spaß gemacht, aber war auch sehr frustrierend."
Hamilton, Leclerc & Perez im brutalen Podiumskampf
Den Frust, als einziger der Top-4 keine neuen Reifen zu haben, hielt Leclerc trotzdem unter Kontrolle und blieb fair. Er hielt bei Perez' erster Attacke in der schnellen Rechtskurve Stowe dagegen, woraufhin beide zwei Kurven später von der Strecke rutschten und Hamilton beide einkassierte. Der Kampf zog sich in die nächste Runde weiter, als Perez nun Hamilton attackierte und von der Strecke drückte. Diesmal profitierte Leclerc und ging wieder an Hamilton vorbei.
Perez enteilte nun vorne, aber Leclerc wehrte sich rundenlang verzweifelt gegen Hamilton. Einmal zwang er ihn am Ausgang von Woodcote fast ins Kies. Als Hamilton es kurz darauf dort noch einmal versuchte, konterte Leclerc hin zu Copse und ging außen wieder vorbei. Die Szene rief gleich Erinnerungen an das Vorjahr wach, wo Hamilton dort mit Verstappen kollidiert war, was einen 51-g-Einschlag des Niederländers in den Reifenstapel zur Folge gehabt hatte.
Hamilton: Leclerc ist ein sehr vernünftiger Fahrer
Leclerc und Hamilton kamen hingegen unbeschadet durch. "Das war richtig schwierig", räumt Leclerc ein. "Sobald ich durch die Kurve kam, habe ich in meinen Spiegel geschaut und mich an letztes Jahr erinnert."
"Charles hat einen tollen Job gemacht", lobt Hamilton auf Sky UK und vergleicht das Rennen selbst ebenso mit dem Vorjahr. "Er ist ein sehr vernünftiger Fahrer. Eindeutig ganz anders als das, was wir im Vorjahr erlebt haben. Copse zum Beispiel - wir zwei sind da ohne Probleme durch. Was für ein Kampf." Eine klare Anspielung auf Verstappen. Über dessen Zweikampf-Stil war Hamilton im Vorjahr nie glücklich gewesen, zum Jahresende hin hatte er die für ihn übermäßige Aggression offen angeprangert.
Fahrer feiern Silverstone-Fight: Episch, wie im Kart
Obwohl auch in Silverstone aggressiv zu Werke gegangen wurde, gibt es hier keine Klagen. "Das war wie früher im Kart, und das ist denke ich die Formel 1 in ihrer besten Form", urteilt Hamilton. Perez stimmt zu: "Das waren epische letzte Runden. Die haben mich richtig an die Nachwuchsklassen erinnert. Als wir alle einfach gefahren sind und viel Spaß hatten."
Alle drei loben sie die neuen Aerodynamik-Regeln der Formel 1. "Selbst als ich Lewis überholt habe, konnte er kontern, weil er wirklich neben mir bleiben konnte", sagt Perez. "Das war wirklich gutes Racing."
Fernando Alonso, der auf Platz fünf einen Logenplatz für den Dreikampf hatte, tat übrigens eine gegenteilige Meinung kund. In Alonsos Augen hatte Leclerc eine Strafe für zu häufige Richtungswechsel auf der Geraden verdient. Wohl aber auch politisch motiviert - Alonso, der dafür dieses Jahr bereits bestraft wurde, erhoffte sich eine Zeitstrafe für die Konkurrenz,.
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