Null Punkte in Kanada, zum dritten Mal in dieser Formel-1-Saison. Das war ganz und gar nicht nach dem Geschmack von McLaren. In den ersten beiden Trainingssessions, die am Freitag in Silverstone absolviert wurden, konnte das Team aus Woking mit einer verbesserten Pace aufzeigen. Am Ende von FP2 standen die beiden Piloten von Team-Papaya auf P3 (Norris) und P9 (Ricciardo). Und das, obwohl die Bedingungen an diesem Tag eigentlich alles andere als ideal waren. Was die Zeiten am Ende aber tatsächlich Wert sind, erfahren wir natürlich wie immer erst im Qualifying, wenn alle Fahrer und Teams die Karten auf den Tisch legen. Denn auch in Silverstone war noch nicht alles Papaya, was glänzte.

Kurioser Boxenstopp und starke Quali-Pace bei McLaren in FP2

Nach einem verregneten 1. Freien Training zum Vergessen verlief das zweite Freie Training in Silverstone deutlich spannender, da das Wetter sich in der Zeit dazwischen beruhigt hatte und die Strecke entsprechend auftrocknen konnte. Was allerdings immer noch Probleme bereitete, war der berühmt berüchtigte Wind, der zu der Traditionsrennstrecke gehört wie das Amen im Gebet. "Ziemlich grenzwertig heute. Die Windbedingungen haben es wirklich nicht leicht gemacht. So gut es auch aussah, es ist sehr schwer, alles richtig zusammenzubekomme - besonders auf den Long Runs", fasst Lando Norris nach dem zweiten Training zusammen.

Aber was genau war das Problem des jungen Briten? "Es ist eine echte Herausforderung, in den richtigen Rhythmus zu kommen. In jeder Runde verhält sich das Auto anders. Die Windstöße aus verschiedenen Richtungen haben einen großen Einfluss auf das Verhalten des Autos." Sein Teamkollege, Daniel Ricciardo, sprach außerdem auch noch einen weiteren wichtigen Punkt an - die Reifenmischungen. Seltsamerweise verhielt sich das Auto laut eigenen Aussagen mit dem harten Reifen nämlich wesentlich besser als mit dem weichen Satz, was sich im Rennen durchaus als Vorteil entpuppen könnte.

Die Long-Run-Zeiten sprechen allerdings eher dagegen. Vergleicht man nämlich die von Mercedes-Pilot George Russel und Lando Norris miteinander, zeigt sich, dass der McLaren deutlich langsamer war. Trotz gleicher Reifensätze (hart) war Russel in diesem Trimm pro Runde knapp vier Zehntel schneller als Norris. Dazu Russel: "Aus irgendeinem Grund ist unsere Rennpace viel stärker als im Qualifying. Der McLaren ist sehr stark auf eine Runde, da bekommen wir die Reifen einfach nicht zum Arbeiten. Über ein Rennen hinweg haben wir sie aber in einem guten Fenster. Wir brauchen eine Balance, denn wir können nicht alles auf den Sonntag setzen."

Bei aller Euphorie über die gute Leistung von McLaren an diesem Trainingsfreitag in Silverstone sollte die Kirche aber doch im Dorf gelassen werden. Denn niemand kann mit Sicherheit sagen, wer mit welcher Spritmenge und Motoreneinstellung gefahren ist. Was nicht bedeuten soll, dass man nicht vorsichtig optimistisch sein darf. "Es ist noch sehr früh, aber nach der ersten Session im Trockenen ist das Ergebnis wirklich okay. [...] Morgen P3 zu erreichen, erscheint im Moment ziemlich realistisch", sagt Daniel Ricciardo. Und wird es seiner Meinung am Sonntag auch Punkte geben? "Suuuuure."

Dabei bleibt dem Team nur noch zu hoffen, dass die Boxenstopps dann wesentlich besser ablaufen als im Training. Als Lando Norris nämlich für einen Routine-Reifenwechsel in die McLaren-Box kommt und aufgebockt wird, versagt der hintere Wagenheber und sein MCL36 knallt hart auf den Asphalt. Und als dann in der Hektik auch noch versehentlich ein Reifen verkehrt herum angereicht wird, ist die Katastrophe sozusagen perfekt und für eine gefühlte Ewigkeit herrscht Stillstand in der Box, bis man sich wieder entsprechend sortiert hatte.