Die Bilder hat wohl jeder Formel-1-Fan noch im Kopf. Am 18. April 2021 flogen beim Grand Prix der Emilia Romagna die Fetzen. Ausgerechnet zwischen George Russell und Valtteri Bottas kam es bei der Anfahrt auf die Tamburello zu einem schweren Crash. Die Emotionen kochten hoch und entfachten die Spekulationen über die Rivalität zwischen Bottas und Russell, die um den zweiten Mercedes-Sitz konkurrierten. Seither gab es viele Diskussionen, Teamwechsel und eine neue Hierarchie in der Formel 1. Könnten sich die beiden Piloten beim Rennen in Imola (22.04.-24.04.) erneut nahekommen? Motorsport-Magazin.com liefert ein Jahr nach dem Imola-Crash das Update.
Imola-Crash 2021: Russell zeigt große ReueDie Highspeed-Kollision im italienischen Imola, sowie die Aktionen und Worte danach, gaben den Startschuss für die Rivalität zwischen Bottas und Russell. Zwei Boliden mit Totalschaden, der Schlag auf den Helm, ein erhobener Mittelfinger und erboste Interviews sorgten für mächtiges Formel-1-Drama. Besonders der damalige Williams-Pilot, dem der Crash eine gute Chance auf erste Punkte kostete, zeigte sich im Anschluss des Rennens frustriert und stichelte gegen seinen Mitstreiter Bottas. Erst kürzlich erinnerte Russell sich jedoch an seine Rage zurück und zeigte große Reue über seine wutgeleiteten Aktionen. "Ich habe mich da wie ein Arsch verhalten", gestand der 24-Jährige im Interview mit dem Lifestyle-Magazin GQ.
Teamwechsel: Russell gewinnt Kampf um Mercedes-SitzObwohl die Diskussionen, um Russells möglichen Wechsel zu Mercedes bereits in Imola Fahrt aufnahmen, mussten Unterstützer des Briten noch lange warten, bis der Rennstall mit Sitz in Brackley seine Entscheidung bekanntgab. Nachdem lange spekuliert wurde, war es Anfang September 2021 dann so weit. Zuerst wurde Bottas' Wechsel zu Alfa Romeo verkündet, danach wurde Russell offiziell zum Mercedes-Stammfahrer für die Saison 2022 ernannt. Der junge Brite konnte somit das Duell gegen Bottas für sich entscheiden. Bei Russell herrschte dadurch große Hoffnung, beim Finnen eher Demut. Haben die ersten Rennen der Formel-1-Saison 2022 daran etwas geändert?
Alfa-Romeo-Auferstehung: Bottas nun im MittelfeldNachdem Bottas das Topteam Mercedes verlassen musste, schienen seine Chancen gute Ergebnisse einzufahren gering. Immerhin landete Alfa Romeo in der Saison 2021 auf dem vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung. Doch beim ersten Grand Prix der Formel-1-Saison 2022 in Bahrain folgte die Überraschung. Bottas qualifizierte sich für den sechsten Startplatz und fuhr somit eine schnellere Runde als Russell, seine Neubesetzung bei Mercedes. Alle Rennen beendete der Finne jedoch stets hinter seinem Nachfolger.
Trotzdem zeigt sich bei Alfa Romeo eine deutliche Performance-Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, an der auch Bottas maßgeblich beteiligt ist. Der Ex-Mercedes-Pilot gilt beim schweizerischen Rennstall erstmals als erfahrener Teamleader und steht somit nicht mehr in Lewis Hamiltons Schatten. "Er [Bottas] macht seinen Job großartig", schwärmt auch Alfa-Teamchef Fred Vasseur. Der einst gefürchtete Teamwechsel scheint für den Finnen also durchaus neue Chancen zu bergen.
Mercedes verliert Formel-1-SpitzeNachdem Russell Podien und Punkte bei Williams größtenteils verwehrt blieben, war die Hoffnung des Briten zu Beginn der Formel-1-Saison 2022 wohl groß. Die Ernüchterung folgte beim Saisonauftakt in Bahrain: Mercedes wurde vorerst von der Spitze der Königsklasse abgelöst. Übergewicht und Porpoising sorgen beim W13 für Probleme.
Trotzdem erzielte Russell bei bisher allen Grand Prix ein Top5 Ergebnis und lag bei zwei von drei Rennen sogar vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Der Ex-Williams-Pilot geht also auch an der Seite des Rekordweltmeisters nicht unter. Zu den prophezeiten Spannungen zwischen den beiden Briten kam es bisher ebenfalls nicht, da von Rennsiegen und Titeln derzeit noch nicht die Rede ist.
Die Ereignisse seit dem Grand Prix der Emilia Romagna 2021 führen dazu, dass sich Valtteri Bottas und George Russell auch in der Saison 2022 nahekommen könnten. Im Vorjahr lag Bottas mit Platz zehn weit außerhalb von Mercedes' Möglichkeiten. Zu einer Kollision mit dem deutlich langsameren Williams-Boliden hätte es demnach gar nicht erst kommen sollen. Die Entwicklungen im Zusammenhang mit der neuen F1-Ära sorgen jedoch dafür, dass der Abstand zwischen Bottas und Russell deutlich geschrumpft ist.
Der Finne im Alfa Romeo scheint die Pace zu haben, um mit dem W13 mitzuhalten. Die beiden Piloten sind daher keine direkten Rivalen mehr, sondern lediglich Konkurrenten um die Top10-Platzierungen der Königsklasse. Beim Grand Prix der Emilia Romagna könnten sich Bottas und Russell also erneut nahekommen. Jedoch hoffentlich nicht wieder zu nahe.
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