George Russell absolvierte am vergangenen Wochenende in Bahrain sein erstes Formel-1-Rennen als Stammfahrer für Mercedes. Drei Jahre hatte der Brite bei Williams an seinem Aufstieg ins Top-Team gearbeitet und dabei vor allem 2021 mächtig Aufsehen erregt. Spätestens seit seinem Clash mit Valtteri Bottas in Imola war er als Nachfolger des Finnen in aller Munde. Doch rückblickend hätte sich Russell dieses nervenaufreibende Aufeinandertreffen lieber gespart.

"Ich habe mich da wie ein Arsch verhalten", so der 24-Jährige im Interview mit dem Lifestyle-Magazin GQ. Beim Grand Prix der Emilia Romagna war er im Kampf um seine ersten WM-Punkte in der Formel 1 ausgerechnet mit Bottas kollidiert. Der Mercedes-Pilot war bei den widrigen Bedingungen weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben und in die Fänge Russells geraten, der im Williams aggressiv attackierte.

Das Duell endete in einer Highspeed-Kollision bei der Anfahrt auf die Tamburello-Passage. Unmittelbar nach dem Crash entlud sich der Frust Russells, der Bottas auf den Helm schlug und auch hinterher an den Mikrofonen kein gutes Haar an seinem Gegner. "Wenn ich mir heute anschaue, wie ich das gehandhabt habe, würde ich wahrscheinlich über mich lachen und sagen: was hast du da nur gemacht?", hat Russell nun ein spätes Einsehen.

Er kreidete Bottas nach dem Zwischenfall unter anderem an, mit dem Mercedes auf Positionen in den hinteren Top-10 nichts verloren zu haben und mutmaßte darüber hinaus, dass der Mercedes-Kollege gegen ihn besonders hart gefahren sei und so die Kollision provoziert habe. Schlussendlich stand er mit seiner Meinung relativ alleine da, denn auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff sah die Verantwortung für den Unfall eher bei ihm.

Nachdem Wolff ihn ins Gebet genommen hatte, entschuldigte er sich wenige Tage später bereits für sein Verhalten. "Ich habe mich fast schon meinem Instinkt, einfach wegzugehen und nur ein paar Emotionen zu zeigen, widersetzt, was im Eifer des Gefechts vielleicht eine sehr schwache Bewertung war und später an diesem Nachmittag noch zu ein paar anderen Dingen geführt hat", lautete damals sein Statement.

Mit etwas mehr Abstand ist er sich heute noch mehr darüber im Klaren, dass er damals der Aggressor war und über die Stränge schlug: "Ich sah da einfach wie ein Idiot aus, als ob ich voll neben der Spur war. Und ehrlich gesagt war ich für eine Sekunde wohl auch neben der Spur", räumt er unumwunden ein.

Der geläuterte Russell sieht sich dieses Jahr mit einer ungeahnten Herausforderung konfrontiert. Nach seinem Wechsel zu Mercedes findet er mit dem W13 nicht das Top-Auto vor, dass er sich nach seinen Lehrjahren bei Williams erhofft hatte. Nach dieser Erkenntnis vom Saisonauftakt hat er dennoch nicht die Sorge, dass es ein allzu frustrierendes Jahr für ihn werden könnte.

"Wir mussten mit den Plätzen drei und vier zufrieden sein. Dort liegt viel Potential, aber wir müssen auch realistisch sein und erkennen, dass wir weit hinter unseren Rivalen zurückliegen", erklärt er. "Wir wissen, dass bei uns noch mehr geht aber sie sind wirklich einen Schritt voraus."