Das erste Sprint-Rennen der neuen Saison wird am Samstag, dem 23.04.2022, auf der Kultrennstrecke in Imola ausgetragen. Es handelt sich dabei um eines von drei Sprint-Events, die in diesem Jahr geplant sind. Neben Imola wird es auch am Red Bull Ring und in Interlagos ein "100-Kilometer-Rennen" geben. Aber nicht nur das Comeback des Formats steht fest, sondern auch dessen neues Regelwerk.

Formel 1 Sprint-Regeln erklärt: Das ist 2022 neu

Was zunächst gleich wie im letzten Jahr bleibt, ist der Qualifying-Termin am Freitag statt am Samstag. Dessen Resultat bestimmt dabei, wie die Startaufstellung beim Sprint-Rennen am nächsten Tag aussieht. Das Ergebnis des "Sprints" am Samstag, wie das Event jetzt offiziell heißt, bestimmt dann wiederum die Startaufstellung für Sonntag. Anders als bislang geht nun aber der Schnellste des Qualifyings als Pole-Setter in die Geschichte ein und erhöht seine Statistik.

Neu ist auch, dass es in diesem Jahr wesentlich mehr WM-Punkte zu holen gibt als noch im Vorjahr. Bislang gab es für die Top Drei Punkte in absteigender Reihenfolge (3-2-1), nun sollen aber die Top Acht (8-7-6-5-4-3-2-1) mit Zählbarem für die Fahrerwertung belohnt werden.

Formel 1 Sprintrennen: Kritik und Verwirrung vor dem Debüt

In der letzten Saison kam es zu den ersten Sprint-Events in der Geschichte der Königsklasse, begeistern konnten diese Fahrer und Fans aber nur bedingt - warum eigentlich? Der Zweck des damals noch "Sprint-Qualifying" genannten Samstags-Events bestand ursprünglich darin, einen zusätzlichen Anreiz für die Fans zu schaffen. Diese sollten sich nicht mehr nur beim Rennen am Sonntag möglichst in Scharen vor den Bildschirmen und auf den Tribünen einfinden, sondern auch am Freitag und vor allem am Samstag - also an den Tagen, die ansonsten kein so großes Publikum anziehen können.

Die Kritik an den neuen Plänen ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Sebastian Vettel nannte das Ganze schlicht "sinnlos", während andere Fahrer Bedenken hatten, dass das neue Format für eine Entwertung des eigentlichen Grand Prix sorgen würde. Die Teamchefs und Bosse der Formel 1 sahen aber eine gute Gelegenheit, höhere Einschaltquoten und zusätzliche Ticketverkäufe zu erzielen und wischten jede Kritik kurzerhand beiseite - nicht zuletzt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Tatsache ist: Es handelt sich hierbei um den intelligentesten Vorschlag seit Jahren, wenn man es mit der gestürzten Startaufstellung vergleicht. Daher denke ich, wir müssen es machen und es ausprobieren", so Wolffs Statement zur damaligen Zeit.

Beim allerersten Sprint-Qualifying der Geschichte, das im Zuge des Großen Preises von Großbritannien stattfinden sollte, kam es dann aber bereits vor dem Start zu Verwirrungen bezüglich der offiziellen Bezeichnung. Obwohl es von Seiten der FIA nämlich "Sprint-Qualifying" hätte heißen müssen, verwendeten die meisten Moderatoren und Journalisten den Begriff "Sprint-Rennen". Den Verantwortlichen passte das aber überhaupt nicht, weshalb es schnell zu ziemlich restriktiven Sprachregularien des Dachverbands kam. Der Beliebtheit des neuen Formats war dieses Hin und Her natürlich wenig zuträglich, da die Durchschnittsfans dieses im Grunde wohl nicht nachvollziehen konnten oder wollten.

Formel 1 Sprints: (Teilweise) begeisterte Fahrer-Reaktionen

"Die überwiegende Mehrheit der Kommentare, die wir erhalten haben, waren sehr positiv", äußerte sich Stefano Domenicali nach den ersten beiden Wochenenden mit dem neuen Format. "Die Promoter sind sehr happy, weil es etwas Neues und Wichtiges am Freitag, am Samstag und am Sonntag gibt." Die TV-Stationen verzeichneten bessere Einschaltquoten, Promoter bessere Zuschauerzahlen, und die Formel 1 zog einen großen Sponsor-Deal für die drei Sprint-Tests an Land -das ursprüngliche Ziel wurde also durchaus erreicht, was die Verantwortlichen entsprechend zufrieden stimmte.

Und auch die Meinung der Fahrer änderte sich nach dem ersten 100-Kilometer-Rennen am Samstag teilweise deutlich. Sebastian Vettel, der zuvor noch davon überzeugt gewesen war, dass es "sinnlos" sei, äußerte sich nach dem Event plötzlich wie folgt: "Mir gefällt dieses Format recht gut. Schon der Freitag war sehr intensiv, mit der Qualifikation nach nur einem freien Training. Das hat dem Freitag mehr Bedeutung gegeben. Für uns ist unterm Strich alles gut gegangen, weil wir Plätze gutgemacht haben." Dass seine Reaktion bei einem schlechteren Ergebnis für Aston Martin wohl etwas anders ausgefallen wäre - geschenkt.

Und auch Hamilton reagierte durchaus positiv auf den ersten Sprint in Silverstone, und zwar, obwohl der Brite nicht gerade zu dessen Gewinnern zählte. Er verlor nämlich direkt nach dem Start die Führungsposition, die er sich beim Qualifying am Freitag sichern konnte, an Max Verstappen und fuhr "nur" auf Position zwei ins Ziel. "Also mir gefällt das alles recht gut. Schon der Freitag hatte mit dem Qualifying viel mehr Dynamik als ein normaler Tag mit zwei freien Trainings. Ich gebe zu - vielleicht haben wir nicht das spannendste Rennen aller Zeiten gezeigt, aber ich bin der Ansicht, ein solches Format wertet das ganze Wochenende auf", so der damalige Weltmeister.

Immer wieder machten aber auch Statements die Runde, die die Daseinsberechtigung des neuen Formats stark anzweifelten. Sergio Perez meinte nach dem zweiten Sprint-Rennen etwa: "Es ist sehr langweilig. Es passiert nichts, ich sehe keinen Vorteil darin, den Sprint zu haben und ich kann mir vorstellen, dass es auch für die Fans langweilig ist. Es bringt gar nichts, um ehrlich zu sein." Die Meinungen gingen diesbezüglich also offenbar stark auseinander.

Redaktionskommentar: Der erwartbare Effekt der neuen Sprint-Regeln

Motorsport-Magazin.com meint: Die Änderungen am Sprintformat für 2022 sollten die Renn-Action, die sich die Fans am Samstag natürlich ebenso erhoffen wie am Sonntag, nun erheblich steigern. Erhalten 8 statt nur 3 Piloten WM-Punkte, hat das natürlich auch direkten Einfluss auf das Mindset aller Beteiligten, da es nun deutlich mehr zu holen gibt. Sollten die WM-Kämpfe der Zukunft also ähnlich knapp verlaufen wie in der letzten Saison, kann jeder Punkt aus den Sprint-Rennen am Ende entscheidend sein.

Das Muster aus dem letzten Jahr, dass lediglich die Startphase für etwas Spannung sorgte, bevor die möglichst risikolose Prozession ins Ziel begann, sollte nun also hoffentlich der Vergangenheit angehören. Denn auch wenn so mancher sich durchaus begeistert vom Sprint zeigte, insgesamt gesehen waren die wenigen Punkte, die es bei den Sprint-Rennen im letzten Jahr zu holen gab, nicht Anreiz genug, die Unversehrtheit der Boliden für den wesentlich lukrativeren Rennsonntag aufs Spiel zu setzen.