Performancetief bei McLaren. Der britische Rennstall hat sich den Start in die neue Formel-1-Ära vermutlich anders vorgestellt. Davon, das Mittelfeld der Königsklasse anzuführen ist McLaren 2022 noch weit entfernt. Beim Grand Prix von Saudi-Arabien konnte Lando Norris mit Platz sieben die ersten Punkte für das Team aus Woking sichern. Teamkollege Daniel Riccardo bleibt bisweilen noch ohne einen Zähler. McLaren-Teamchef Andreas Seidl gibt zu: "Wir haben einfach nicht genug Performance. Die anderen Teams haben einen besseren Job gemacht als wir."

Doch wo genau liegt das Problem bei McLaren? Der Bolide hat laut Seidls Angaben zu wenig Grip und auch mit der Aerodynamik des MCL36 ist der britische Rennstall noch nicht zufrieden. "Es gibt keine spezifische Fehlerquelle. Das Auto funktioniert und wir haben eine gute Basis, aber uns fehlt schlichtweg der Grip", sagt Seidl.

Beim ersten Wintertest in Barcelona schien der McLaren-Bolide noch locker mit den anderen Teams mithalten zu können. Doch bereits beim Bahrain-Test machten sich ersten Probleme bemerkbar. Das schlimme Erwachen folgte dann endgültig beim ersten Rennen der Saison. Zu langsam. Null Punkte.

McLaren musste viele Ressourcen aufwenden, um die Fehler, die bereits in den Tests aufkamen für die ersten Rennen auszubügeln. Für parallele Weiterentwicklungen des Autos blieb deswegen wenig Zeit. Teamchef Seidl zeigt sich dementsprechend bescheiden: "Ich erwarte mir kein Wunder. Es ist nicht so einfach, auf das Level unserer Konkurrenten zu kommen. Es wird Zeit brauchen und wir müssen geduldig sein." Gleichzeitigt versichert der 46-Jährige jedoch, dass das Team zurückschlagen werde.

Mercedes-Motor schuld an schlechter McLaren-Performance?

Die Frage, ob der Mercedes-Motor mit dem Performancetief zusammenhängt, weist Seidl zurück. "Wir wissen, dass wir fundamentale Probleme mit der Performance unseres Autos haben. Darauf liegt derzeit unser Fokus", so der Deutsche. Mercedes sei der Referenzpunkt für McLaren. Es müsse erst einmal herausgefunden werden, wieso McLaren eine ganze Sekunde langsamer als das Team aus Brackley ist.

Derzeit liegt der MCL36 noch eine ganze Sekunde hinter dem Mercedes-Boliden, Foto: LAT Images
Derzeit liegt der MCL36 noch eine ganze Sekunde hinter dem Mercedes-Boliden, Foto: LAT Images

Die letzten Jahre bedeuteten für McLaren eine Aufwärtswende. Mehrere Podien und den ersten Rennsieg seit 2012 konnte das Team aus Woking im Vorjahr einfahren. Der desaströse Saisonstart stellt nun einen großen Rückschritt für den Rennstall dar. "In den letzten drei Jahren lief die Entwicklung sehr gut. Die Sonne hat für das Team dauerhaft geschienen. Jetzt ist das für uns der Test, ob wir mit einer solchen Situation umgehen können", sagt Teamchef Seidl.

Der Deutsche legt offen, dass nach dem Formel-1-Rennen in Bahrain eine riesige Enttäuschung unter seiner Mannschaft herrschte. Es sei aber schnell gelungen, diese negative Stimmung in positive Energie umzuwandeln. "Wir sind voll darauf konzentriert, schnell so viel Performance wie möglich aus dem MCL36 herauszuholen", so Seidl. Für das Erreichen der gewünschten Resultate werde es aber sicherlich einige Upgrades brauchen.

McLaren-Teamchef Seidl: Auto-Entwicklung nicht verzögert

Große Änderungen am Entwicklungsplan für die Saison 2022 musste McLaren auch trotz der Startschwierigkeiten nicht vornehmen. "Wir machen mit allen Upgrades, die im Vorfeld bereits geplant waren, ganz normal weiter. So können wir womöglich kurzzeitige Verbesserungen erreichen. Gleichzeitig machen wir eine große Analyse zu unserem gesamten aerodynamischen Konzept", erklärt Seidl. Diese soll langzeitige Verbesserungen des MCL36 bewirken.

Auch Bedenken, dass die derzeitigen Probleme die Entwicklungen des 2023 Boliden verzögern könnten, hat der McLaren-Teamchef nicht. "Wir befinden uns am Anfang der Saison. Es ist noch genügend Budget und Zeit im Windkanal für die kontinuierliche Entwicklung des Autos da. Ich denke nicht, dass uns die derzeitigen Probleme aufhalten werden", so der McLaren-Teamchef.