Beim Auftaktrennen der Formel-1-Saison 2022 in Bahrain waren die beiden McLaren-Piloten noch am unteren Ende des Renn-Klassements anzutreffen. Mit einer enttäuschenden Pace und der falschen Strategie bestand zu keinem Zeitpunkt des Grands Prix eine Aussicht auf Punkte. Dementsprechend ernüchtert war die Mannschaft aus Woking auch.

Eine Woche später schaut die Welt schon wieder eine Spur besser aus. Lando Norris belegte am Ende eines ereignisreichen Grands Prix in Jeddah die siebte Position. Und das nicht nur aufgrund der Ausfall-Orgie in der zweiten Rennhälfte. Auf dem Highspeed-Kurs in Saudi Arabien war McLaren auch so voll im Kampf um die Punkte dabei.

Norris auf P7: McLaren schreibt an

Für Lando Norris war das Rennen am Sonntag ein kleiner Befreiungsschlag. "Wir können sehr viel positives von diesem Rennwochenende mitnehmen. Wir hatten eine gute Pace und sammeln gute Punkte", bilanzierte der 22-Jährige.

Dabei brachte das britische Traditionsteam im Vergleich zum Bahrain-GP vor einer Woche keinerlei Updates an den Wagen, doch der flüssiges Streckenverlauf des 6,174 Kilometer langen Jeddah Corniche Circuit lag dem MCL36 deutlich besser als der bremsintensive Bahrain International Circuit. "Der Kurs hier ist viel schneller und hat sehr viel mehr Grip", analysierte Norris.

Doch der WM-Sechste des Vorjahres will nicht zu viele Hoffnungen wecken, dass der Nuller beim Saisonauftakt nur ein Ausreißer nach unten war. "Es gibt noch viele Strecken wie Bahrain und auf diesen werden wir Probleme haben", warnte Norris.

Dass McLaren am Ende des Rennens mit sechs Punkten in der Konstrukteurs-WM da steht hat mehrere Gründe. Zum einen setzte man strategisch auf das richtige Pferd: Beide Piloten starteten auf den Mediums, Ricciardo machte noch vor der Safety-Car-Phase mit einem Undercut Plätze gut, Norris nutzte die Rennneutralisierung für einen günstigen Stopp.

Norris verliert Duell gegen Ocon

So waren die beiden papaya-orangenen Boliden in der zweiten Rennhälfte im Parallelflug auf P11 und 12 unterwegs, lagen boxenstoppbereinigt auf Punktekurs. Zum anderen profitierte Norris von den technisch bedingten Ausfällen von Fernando Alonso und Valtteri Bottas, um weitere Positionen aufzuholen. Gegen Rennende schloss Norris dann zu Alpine-Pilot Esteban Ocon auf und lieferte sich ein rundenlanges Duell mit dem Franzosen.

Aus diesem Zweikampf ging er jedoch nur als zweiter Sieger hervor. Ausschlaggebend war dabei, dass es dem in den Kurven schnelleren McLaren an Topspeed mangelte. "Es ist schade, denn ich führte auf der letzten Runde im Kampf um den sechsten Platz. Aber ich denke, Ocon hatte leichtes Spiel darin, mich auf der Geraden zu Überholen", sagte der Mann aus Bristol.

Ricciardo-Defekt kostet Punkte

Die Punktechancen von Daniel Ricciardo endeten hingegen auf der 36. Runden, als sein Rennwagen plötzlich den Dienst quittierte und den Australier zum Aufgeben zwang. Was an dem mercedes-motorisierten Boliden falsch lief wurde noch nicht kommuniziert. "Ich konnte zwar noch Gänge wechseln, aber ich hatte plötzlich keine Vorwärtsbewegung mehr", erklärte Ricciardo das Problem. Der Australier vermutete eine defekte Antriebswelle als Auslöser für den Nuller.

So endete ein an sich positiver McLaren-Renntag doch noch mit etwas Ernüchterung. Der Große Preis von Australien könnte vom Layout her McLaren erneut entgegenkommen. Denn der Albert Park Circuit verfügt genauso wie Jeddah über viele schnelle Kurven und wurde erst 2021 neu asphaltiert, was für ein hohes Griplevel sorgen sollte.