Der Anschlag der Huthi-Rebellen auf ein Öldepot von Formel-1- und Aston-Martin-Titelsponsor Aramco hält die Königsklasse weiter in Atem. Lange wurde gestern diskutiert, ob das Wochenende wie geplant weitergehen kann. Erst tief in der Nacht zum Samstag war klar: Der Große Preis von Saudi-Arabien wird stattfinden.

Binotto: Niemand will Saudi-Arabien verlassen

"Das war eine lange Nacht gestern", reflektiert Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Er führt aus: "Natürlich ist es nicht schön zu sehen, was hier passiert und wir wissen, dass es nicht das erste Mal ist in diesem Land. Was wir als Formel 1 aber machen können, ist eine positive Botschaft zu überbringen, das ist unsere Aufgabe und das, was wir versuchen zu tun."

Gerüchten, denen zufolge der Grand Prix nur nicht abgesagt wurde, weil es für die Teams sonst schwierig geworden wäre, das Land zu verlassen, erklärte Binotto für unwahr: "Das ist nicht der Punkt. Die Fahrer haben sich zusammengetan, weil sie verunsichert waren. Nach dem was gestern passiert ist, waren wir alle verunsichert. Wir haben die Garantie von der Formel 1 und Saudi-Arabien bekommen, dass wir alle sicher sind. Diese Zusicherung haben wir auch gebraucht, um den Fahrern sagen zu können, dass es sicher ist, zu fahren. Das Land zu verlassen wäre nicht der richtige Schritt gewesen."

Sollte doch jemand das Land verlassen wollen, würde demjenigen aber keine Steine in den Weg legen. Bislang sei aber ohnehin niemand auf ihn zugekommen: "Niemand hat das Team verlassen und es will auch keiner das Team verlassen", erklärt Binotto. McLaren-Teamchef Andreas Seidl pflichtet bei: "Niemand aus dem Team ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob er uns verlassen kann. Es ist wichtig, alle Informationen an das Team weiterzugeben." Und genau das habe er auch getan, weshalb zumindest bei McLaren keiner mit dem Gedanken spiele, Saudi-Arabien zu verlassen.

Binotto lässt wissen: Fahrer noch immer verunsichert

Speziell bei den 20 Fahrern gab es allem Anschein nach aber doch größere Sorgen, um die eigene Sicherheit. Lange wurde gestern diskutiert, bis tief in die Nacht hinein. Über viereinhalb Stunden sprachen sie miteinander, erst weit nach 2:00 Uhr Nachts Ortszeit konnten sie sich dazu durchringen, das Rennwochenende fortzusetzen.

Warum dauerte das so lange, wenn es doch eigentlich keinen Grund zur Sorge gibt? "Das sind 20 Fahrer und jeder hat eine eigene Meinung", erklärt Binotto. Da könne das schon einige Zeit dauern, bis jeder zu Wort kam. "Sie sind die Stars dieses Sports und haben eine Stimme. Es wichtig, sie anzuhören und ihnen die Entscheidung zu erklären."

McLaren-Teamchef Seidl teilt diese Meinung. Er findet: "Es ist wichtig, dass sie untereinander diskutieren und dass wir mit ihnen diskutieren. Letztlich sind wir alle zu der Übereinkunft gekommen, dass es die richtige Entscheidung ist, weiterzumachen. Wir haben die Zusicherung, dass alles sicher ist."

Ganz glücklich scheinen die Fahrer am Samstag dennoch nicht zu sein. Zwar sprach noch immer keiner der 20 Piloten mit der Presse, allerdings ließ Binotto durchklingen: "Ich glaube nicht, dass sie zu 100 Prozent zufrieden sind. Sie sind noch immer verunsichert."