Während die Formel 1 ihre Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya absolviert, blickt die Weltöffentlichkeit gespannt auf einen Krisenherd in Osteuropa. Am Donnerstag, 24. Februar, startete das russische Militär nach einer wochenlangen Krise einen großflächigen Militärschlag gegen die Ukraine.

Ukraine-Invasion hält Formel 1 in Atem

Das Formel-1-Paddock reagiert geschockt. Bereits seit der offiziellen Anerkennung der abtrünnigen ostukrainischen Provinzen Donetsk und Luhansk durch den russischen Präsidenten Vladimir Putin wurde Russland mit Sanktionen belegt.

Gleichzeitig wurde auch die Frage aufgeworfen, ob Sportevents in einem kriegsführenden Land überhaupt vertretbar sind. Das betrifft auch die Königsklasse. Viele Fans fordern eine Absage des für September terminierten Grand Prix in Russland. Mit dem militärischen Einmarsch der Russischen Föderation in den Nachbarstaat wird diese Frage immer akuter.

Während die Formel 1 noch keine Reaktion gesetzt hat, melden sich nun auch die Piloten zu Wort. Mehrere Fahrer fordern vehement: Die Formel 1 soll nicht in Russland starten. Vor allem Sebastian Vettel setzt sich für eine Absage des umstrittenen GPs in Sotschi ein. Der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft GPDA sagte: "Ich denke es ist falsch in diesem Land zu fahren".

Kein Rennen in Sotschi? Dem Russland-GP droht die Absage, Foto: LAT Images
Kein Rennen in Sotschi? Dem Russland-GP droht die Absage, Foto: LAT Images

Vettel: Meine Entscheidung steht fest

Vettel setzte noch einen darauf. Unabhängig von der Entscheidung der Formel 1 kündigte er einen Boykott des Rennens an. "Ich sollte nicht dort fahren und ich werde nicht dort fahren", sagte Vettel. "Mir tun die Menschen leid, die ihr Leben verlieren und aus dummen Gründen getötet werden", begründete der Heppenheimer seinen Entschluss.

Innerhalb der Fahrergewerkschaft habe es aber noch keine Möglichkeit gegeben, sich darüber auszutauschen und zu einer einheitlichen Linie zu finden. Deshalb unterstrich der Aston-Martin-Pilot auch, dass er nur seine eigene Meinung vertritt und nicht jene der GPDA. "Wir sind noch nicht zusammengekommen. Ich persönlich bin geschockt und traurig, wenn ich mir ansehen was da passiert. Meine Entscheidung ist aber schon getroffen", betonte er.

Verstappen deutlich: Kein GP in einem Kriegsstaat

Unter den anwesenden Fahrern, die sich am Donnerstag in der Pressekonferenz befanden, kristallisierte sich ein klares Bild heraus. Auch Weltmeister Max Verstappen ließ keine Zweifel an seiner Meinung zu. "Wenn ein Land im Krieg ist, dann ist es nicht richtig dort Rennen zu fahren", bilanzierte der Niederländer. Doch er will noch auf eine gesammelte Ansicht seiner Fahrerkollegen warten: "Es geht aber nicht darum was ich denke, sondern was das ganze Fahrerlager sagt", so der Red-Bull-Pilot.

Fernando Alonso pflichtete dem unterschwellig bei: "Ich denke wir als Fahrer haben unsere Meinung, und ich bin sicher das ist dieselbe wie bei allen. Aber wir haben nicht die Macht Entscheidungen zu treffen." Diese Aufgabe liege nach wie vor bei der Formel 1, der Asturier zeigte sich aber überzeugt davon, dass die Königsklasse zur richtigen Entscheidung finden wird.

Die Formel 1 berät sich am Abend

Zurückhaltender als seine Kollegen positionierte sich allerdings Charles Leclerc. Er verwies darauf, dass er nicht genügend Informationen habe, um eine vollumfängliche Aussage abgeben zu können. "Es ist alles sehr schade, das im Jahr 2022 zu sehen. Ich denke die Formel 1 wird die richtige Entscheidung treffen, denn sie verfügen über alle Informationen."

Mit einem Entschluss der Königsklasse über die Abhaltung des Russland-GPs ist frühestens am Abend zu rechnen. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto teilte mit, dass für den Abend ein Treffen innerhalb der Formel 1 anberaumt sei, bei dem der Umgang mit der Invasion Russlands in die Ukraine besprochen werde. Der Grand Prix in Sotschi wäre der vorerst letzte in der ehemaligen Olympia-Stadt am Schwarzen Meer. 2023 ist der Umzug des Russland-GPs nach St. Petersburg geplant.

Sport-Events in Russland: Zwischen Absage und Austragung

Verschiedene globale Sportverbände kamen zu unterschiedlichen Entschlüssen im Umgang mit Russland. Während beispielsweise der Weltcup im Naturbahn-Rodeln den Entschluss traf, die an diesem Wochenende angesetzten Wettkämpfe in Moskau abzusagen, hält der Ski-Weltverband FIS bislang an einer Abhaltung der für Samstag und Sonntag geplanten Skicross- und Aerials-Weltcuprunden fest.

Ein weiteres Sport-Großereignis das wackelt, ist das Endspiel der UEFA Champions League. Das Spiel um den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball droht laut übereinstimmenden Medienberichten ebenfalls abgesagt zu werden. Eine offizielle Mitteilung des europäischen Fußballverbandes steht allerdings noch aus.