Der Artikel wurde in der 78. Ausgabe des Printmagazins von Motorsport-Magazin.com am 12. Mai 2021 veröffentlicht.

Sebastian Vettel steht vor den Scherben seiner glorreichen Karriere. Doch die Ferrari-Krise und ihre Nachwehen müssen nicht zwangsläufig das Ende des viermaligen Champions sein. Andere Formel-1-Fahrer fanden nach ihrem Absturz zurück zu altem Glanz.

5. Romain Grosjean

Die Formel-1-Laufbahn des Romain Grosjean war vom ersten Tag an eine wilde Achterbahnfahrt. 2009 debütierte er spontan für Renault, nachdem Nelson Piquet Jr. dort vor die Tür gesetzt worden war. Grosjean bewährte sich im ersten Anlauf nicht, doch er kam wieder. 2012 wurde er von Renault-Nachfolger Lotus unter Vertrag genommen. Mit Podestplätzen ließ Grosjean sein Potential aufblitzen, doch die Karriere erlitt einmal mehr Schlagseite. Mit seiner ungestümen Fahrweise war er in die Kritik geraten. In Spa-Francorchamps löste er eine haarsträubende Startkollision aus, für die es in der F1 selten gesehene Sanktionen hagelte. Der 26-Jährige wurde für das darauffolgende Rennen in Monza gesperrt und musste zudem eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro berappen. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er in Suzuka zum achten Mal in der Saison in eine Startkollision verwickelt, für die ihm abermals die Schuld zugesprochen wurde. Lotus hielt ihm dennoch die Treue und Grosjean rechtfertigte das Vertrauen. Der Sündenbock arbeitete hart an sich und suchte Rat bei einem Psychologen. 2013 rehabilitierte er sich mit sechs Podestplatzierungen und Platz sieben in der Gesamtwertung.

Foto: Sutton
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4. Daniil Kvyat

Der Aufstieg und der Niedergang Daniil Kvyats waren eng mit Sebastian Vettel verbunden. Nach einer beeindruckenden Debütsaison beförderte Red Bull den Russen 2015 von Toro Rosso, um den zu Ferrari abgewanderten Heppenheimer zu ersetzen. An der Seite von Daniel Ricciardo zeigte Kvyat auch im Top-Team starke Leistungen und ließ den Australier in der Gesamtwertung knapp hinter sich. Was so verheißungsvoll begann, wurde für ihn schon beim Saisonstart 2016 zum Spießrutenlauf. Beim dritten Rennen in China fühlte sich Vettel am Start von Kvyat bedrängt, woraufhin er mit Ferrari-Stallgefährte Kimi Räikkönen crashte. Zwei Wochen später kam es zwischen den Streithähnen erneut zum Unfall. Der von Vettel als Torpedo bezeichnete Kvyat krachte ausgerechnet seinem Kritiker am Start mehrmals ins Heck. Red Bull degradierte ihn nach diesem Fehltritt zu Toro Rosso. Kvyat gelang es nicht, sich im Schwesterteam zu rehabilitieren. Mitte 2017 flog er endgültig raus. Nach einem Jahr auf der Bank wurde er für 2019 überraschend wieder von Toro Rosso verpflichtet - und präsentierte sich diesmal in alter Stärke. In Hockenheim feierte er für die Underdogs sein zweites Podium in der Formel 1.

Foto: LAT Images
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3. Pierre Gasly

Die Geschichte Pierre Gaslys gleicht der von Daniil Kvyat in vielerlei Hinsicht, doch erlebte der Franzose dabei ein noch intensiveres Auf und Ab. Bei Red Bull scheiterte er nach nur einer halben Saison kläglich, ohne auch nur in die Nähe des Podiums gekommen zu sein. Das Cockpit bei den Österreichern schien die Chance seines Lebens zu sein, sich an der Seite von Ausnahmekönner Max Verstappen als ganz Großer in der Formel 1 einen Namen zu machen. Doch Gasly zerbrach an der erdrückenden Dominanz seines Teamkollegen. Der Versuch, den Erfolg mit der Brechstange zu erzwingen, mündete in Fehlentscheidungen und Unfällen. Gasly verlor erst all sein Selbstvertrauen und dann seinen Platz im Top-Team. Anders als Kvyat gelang es ihm nach der Rückkehr zu Toro Rosso, den Rückschlag sofort in positive Energie umzuwandeln. Wenige Rennen nach der Degradierung feierte er in Brasilien nach einem heroischen Fight mit Weltmeister Lewis Hamilton sein erstes Podium. 2020 gelang ihm in Monza ein sensationeller Sieg, der aus dem gescheiterten Talent endgültig einen Helden machte.

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2. Sergio Perez

Nach zehn Jahren ist Sergio Perez als feste Größe fast nicht mehr aus der Formel 1 wegzudenken, zumal er 2021 bei Red Bull erstmals mit Top-Material antritt. Doch die Karriere des Mexikaners, der mit Force India zum Underdog-Hero avancierte, stand einst kurz vor dem Aus. Ende 2013 wurde er bei McLaren vor die Tür gesetzt, nachdem er in den Fußstapfen von Lewis Hamilton verzweifelt war. Der Youngster war dank starker Leistungen mit Sauber auf das Radar des Top-Teams geraten, das ihn nach dem Abgang des Briten verpflichtete. Doch der 23-Jährige war bei McLaren vom Auto und den Strukturen innerhalb des Teams überfordert. Zwar besiegte er Jenson Button im Qualifyingduell, doch die mit Sauber gezeigten Glanzleistungen blieben aus. Perez war gescheitert und seine Aktie im freien Fall. Ein Team hatte den Glauben an seine Fähigkeiten trotzdem nicht verloren. Force India fing ihn auf und gab ihm eine zweite Chance. Im Mittelfeldteam fand Perez seinen Platz in der Königsklasse als Mann für den Sonntag, der mit strategischem Gespür und unbändigem Willen zur Stelle ist, um das Unmögliche möglich zu machen.

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1. Daniel Ricciardo

Als siebenmaliger Grand-Prix-Sieger zählt Daniel Ricciardo nach einer Dekade im Sport zu den angesehensten Athleten. Doch die australische Frohnatur war nicht immer obenauf. Bei Red Bull trudelte er 2018 in eine Krise, die seine Karriere massiv ausbremste. Max Verstappen hatte ihn als Teamleader verdrängt und der Frust nahm Überhand. Vereinzelte Erfolgsmomente reichten dem ehrgeizigen Ricciardo nicht für seinen Seelenfrieden. In Baku schoss er den Teamkollegen im Zweikampf aus einer Trotzreaktion heraus ab. Red Bull wollte seinen Vertrag dennoch verlängern, aber Ricciardo wollte nur noch weg. Die Hoffnung auf ein Spitzencockpit bei Mercedes oder Ferrari zerschlugen sich für ihn. Es blieb ihm nur die Unterschrift bei Renault, wo er 2019 desillusioniert schien. Solide Leistungen ohne jeglichen Esprit zeigten nicht den Ricciardo, der für Red Bull zu Rennsiegen gefahren war. Noch vor Beginn seiner zweiten Saison mit Renault unterschrieb er bei McLaren, nur um dann für die Franzosen ein Jahr der Extraklasse zu zeigen. Mit Witz und Biss holte er zwei Podien und fügte Teamkollege Esteban Ocon eine vernichtende Niederlage zu. Der Honey Badger war zurück.

Foto: LAT Images
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