Immerhin einen Titel hat sich Sebastian Vettel in seiner für alle Beteiligten enttäuschenden ersten Formel-1-Saison mit Aston Martin Racing gesichert. Mit fünf Überholmanövern beim Saisonfinale in Abu Dhabi verteidigte der viermalige Weltmeister seine knappe Führung vor Fernando Alonso und Kimi Räikkönen im 2021 neuen Überhol-Award der Königsklasse, mit dem die F1 und Sponsor crypto.com erstmals den Fahrer mit den meisten Überholmanövern des Jahres prämieren.

Mit insgesamt 132 Überholmanövern räumte Vettel am Ende den Titel ab, knapp vor Alonso mit 128 Manövern. Der Spanier konnte in Abu Dhabi nur drei Manöver lancieren. Räikkönen belegte den dritten Platz mit 127 Manövern. Dem Finnen gelangen in seinem letzten Formel-1-Rennen mit sechs Aktionen die meisten Überholvorgänge in diesem Dreikampf der Routiniers - bis der Iceman durch seinen Ausfall wegen versagender Bremsen in Runde 25 vorzeitig gestoppt wurde.

Sebastian Vettel: Unterhaltsam, Ergebnisse aber nicht so spaßig

Sonderlich große Begeisterung kommt bei Vettel angesichts dieses Triumphs allerdings nicht auf. Der Deutsche weiß genau, wieso er 2021 zumindest in dieser Wertung so gut abschnitt. Vettel: "Wir sind zu oft zu weit hinten losgefahren. Wir haben Positionen gut gemacht und das war unterhaltsam, aber nicht so spaßig, was die Ergebnisse anbelangt ..."

Abu Dhabi sei da zum Abschluss ein gutes Beispiel: schwaches Qualifying, bessere Rennpace. Vettel qualifizierte sich am Samstag lediglich für Startplatz 15, unterlag dabei auch Teamkollege Lance Stroll. Im Rennen ging es nach vorne. Aber nur zäh. "Es lief ganz gut. Die Start-Runde war chaotisch. Da konnte ich nicht so viele Plätze gut machen, weil ich meinen Platz verteidigen musste. Insgesamt haben wir alles gegeben. Das Auto war in Ordnung und besser als im Qualifying", berichtet Vettel. "Wie so oft in diesem Jahr. Sonntag war etwas stärker als Samstag."

Vettel: Starkes Rennen, aber haben eben unsere Schwächen

Vor allem Antonio Giovinazzi erwies sich allerdings zunächst als ein unüberwindbares Hindernis. "Wir sind zu weit hinten gestartet und ich habe zu viel Zeit hinter dem Alfa verloren, der für uns sehr schwer zu überholen ist. Als wir das geschafft haben war die Pace gut als wir freie Fahrt hatten. Aber wir waren zu weit weg und der Zug ist vorne weggefahren und hatte dann auch noch Glück mit dem VSC. Wir konnten nichts tun", kommentiert Vettel seinen elften Platz, nur 1,5 Sekunden hinter den Punkträngen.

Auch das erst späte Zurückrunden am Ende der Safety-Car-Phase habe nicht geholfen. "Ich denke, das war zu spät. Sie hätten uns direkt vorbeilassen sollen wie schon in anderen Fällen. Natürlich hast du da die Leute, die vorne kämpfen und musst den Weg freimachen. Aber ich weiß nicht, warum das so lang gedauert hat. Für uns war das schade, denn wir hatten dann kein Renenn mehr, weil alles so verstreut war", kritisiert Vettel bei Motorsport-Magazin.com. Vettel zählte zu jenen Fahrern, die sich entrunden durften. Durch die späte Anweisung erst in Kurve neun war der Wiederanschluss an das Feld nicht mehr herzustellen.

Frust komme trotz des in dieser Hinsicht suboptimalen Rennens nicht auf, so Vettel. "Wir hatten ein starkes Rennen", betont der Aston-Martin-Fahrer. "Aber wir wissen insgesamt, dass wir ein paar Schwächen haben und die nicht umfahren konnten."

Hat die FIA die Formel 1 WM 2021 entschieden?: (20:13 Min.)

Vettel selbstkritisch: 2021 zu viele kleine Fehler

Das - inklusive Selbstkritik - ließ Vettel sein Team bereits auf der Ehrenrunde am Boxenfunk wissen. "Danke Leute, dass ihr mir ein neues Zuhause gegeben habt und mich auf diese Weise Willkommen geheißen habt", funkte Vettel. "Ich denke, es war nicht die beste Saison. Nicht, was wir erwartet haben. Auch von meiner Seite, ich habe zu viele kleine Fehler gemacht. Jetzt lasst uns eine kleine Pause haben und dann nächstes Jahr frisch anfangen und stark aus der Box kommen!"

Mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus fragte Vettel am Funk dann auch nach dem Überhol-Award: "Haben wir diese Überhol-Sache bekommen oder wurde es uns weggeschnappt?" Antwort: "Offenbar hast du es geholt. Gut gemacht!" Vettel mit einem sarkastischen Lachen im Anschluss: "Was ist der Preis? Eine Million Jelly Beans?!"

Rätsel gelöst: Überhol-Pokal statt Jelly Beans für Vettel

Bereits seit zwei Wochen hatten sich Vettel und Alonso über diese Frage amüsiert. Gemeinsam witzelten die beiden zusammen sechsmaligen Weltmeister sogar darüber, den Award durch gegenseitiges Überholen zu faken. Tatsächlich gab es für Vettel nach dem Rennen noch einen Preis. Keine Bohnen, sondern eine Trophäe - eigentlich sogar schon Vettels zweite in diesem Jahr, auch für den Gewinn des F1-Fahrer-Quiz' Grill the Grid gab es einen kleinen Pokal. Den hatte Vettel vor allem abgeräumt, weil er alle F1-Weltmeister seit 1950 in richtiger Reihenfolge aufzählen konnte.

Dem vorgezogen hätte Vettel eine insgesamt stärkere Saison. In der Endabrechnung reichte es mit 43 Punkten gerade einmal zum zwölften Platz vor Stroll (34 Punkte). Aston Martin (77) kam nicht über einen abgeschlagenen siebten Rang hinter AlphaTauri (142) hinaus. "Ich bin nicht besonders begeistert", kommentiert Vettel. "Es hat etwas zu lang gedauert, um mich an alles zu gewöhnen. Zu viele kleine Fehler hier und da. Manchmal lief das Racing auch nicht in unsere Richtung. Aber wir sind zu oft hinten losgefahren. Wir wissen, woran wir jetzt zu arbeiten versuchen müssen."