Die Zeit ist reif: Am kommenden Wochenende endet die bislang längste Karriere, die ein Fahrer jemals in der Formel 1 hingelegt hat. Wenn Kimi Matias Räikkönen am kommenden Sonntag in Abu Dhabi die 349. Zielflagge seiner - mit Pause - 20 Jahre langen Karriere in der Königsklasse sehen wird, dann wird es auch die letzte sein. Der scheinbar ewige Iceman und bis heute letzte Ferrari-Weltmeister tritt ab.

Ehrungen und Abschiedsworte werden sich am kommenden Wochenende überschlagen - und doch werden sie im aufgeheizten WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen eher untergehen. Da trifft es sich gut, dass zwei prominente Wegbegleiter des 42-Jährigen bereits im Vorfeld ihre Abschiedsworte an Räikkönen richteten: Sebastian Vettel, von 2015 bis 2018 Teamkollege Räikkönens bei Ferrari, und Fernando Alonso, 2014 gemeinsam mit dem Finnen bei der Scuderia.

Kimi Räikkönen vor Karriereende: Vettel blickt zurück

In einem Punkt sind sich der Deutsche und der Spanier einig: Mit Räikkönen verliert die Formel 1 eine der schillerndsten Figuren ihre vergangenen zwei Jahrzehnte. Alonso und Vettel zeichnen einen Charakter, der in Wahrheit ganz anders tickt als das ewige Image und der Schutzmantel des kühlen Iceman immer glauben machen.

Eis-McLaren für den Iceman: Kimi Räikkönen 2006 in Monaco, Foto: Sutton
Eis-McLaren für den Iceman: Kimi Räikkönen 2006 in Monaco, Foto: Sutton

"Wird man ihn vermissen? Ja. Ich denke, er war ein echter Charakter und ich habe die Zeit, die ich mit ihm als Teamkollege hatte, genossen", sagt Vettel. Bekanntschaft - und Freundschaft - schloss Vettel mit dem Finnen allerdings schon lange zuvor. "Um ehrlich zu sein habe ich ihn schon vorher kennengelernt. Und er ist vielleicht einer der ganz wenigen Fahrer, die ich vom ersten Tag an bis heute getroffen habe, der sich in der Hinsicht nicht verändert hat, dass er sehr, sehr offen gewesen ist", beschreibt Vettel seinen ehemaligen Ferrari-Gefährten. "Er hat mich willkommen geheißen, als ich als junges Kind in die F1 gekommen bin und zu diesem Zeitpunkt war er vielleicht der etablierteste Formel-1-Fahrer."

Vettel: Streit mit Kimi? Dann bist du das Problem!

Allein dafür zollt Vettel dem Finnen "großen Respekt." Hinzu komme Räikkönen unkomplizierter Charakter. "Ich denke nicht, dass du einen Streit oder ein Problem mit Kimi haben kannst. Wenn du es hast, dann ist das Problem nicht er - dann bist du das Problem", sagt Vettel. "Er ist eine großartige Person und ich bin sicher, dass wir in Kontakt bleiben. Ich wünsche ihm nur das Beste." Schmunzelnd fügt Vettel an: "Ich werde die Ruhe vermissen."

Helfen dürfte dabei, dass Vettel und Räikkönen sich beide die Schweiz als Wahlheimat ausgesucht haben. Nur gut 100 Kilometer wohnen die ehemaligen Ferrari-Piloten voneinander entfernt. Vor einem Umzug war es einst noch näher. Da kam es in der Vergangenheit schon rein zufällig zu Begegnungen, wie Räikkönen Mitte des Jahres im Interview mit Motorsport-Magazin.com verriet.

Alonso: Abseits der Formel 1 ist Kimi kein Iceman

"Da sind wir oft zusammen geflogen, auch heute fliegen wir noch manchmal zusammen, denn wir fliegen vom selben Ort ab und kommen am gleichen Flughafen zurück", berichtete der Finne. Mit keinem anderen Fahrer habe er wohl so viel Zeit verbracht wie mit Vettel, wenngleich offenbar vor allem aus praktischen Gründen. "Persönliche Zeit habe ich eigentlich mit fast niemandem verbracht, denn du lebst in anderen Ländern und so weiter. Aber mit Seb war es vielleicht das meiste, denn wir wohnten sehr nah beieinander - nur etwas mehr als eine Stunde weit weg", sagt Räikkönen.

Ruhiger Finne? Kimi kann auch anders, Foto: Sutton
Ruhiger Finne? Kimi kann auch anders, Foto: Sutton

Ganz so ruhig wie Vettel nahelegt - und wie es auch dem öffentlichen Eindruck entspricht - sei der Finne allerdings gar nicht einmal, ergänzt Fernando Alonso. "Außerhalb [der Formel 1] - Maske runter, ein kalter Iceman zu sein - steckt eine sehr gute Person in ihm, die du von Zeit zu Zeit außerhalb der Strecke triffst", sagt der Spanier und berichtet von einigen Beispielen: "Wir treffen uns in Flughäfen, Restaurants und anderen Orten, die nicht im Umfeld dieses Paddocks liegen und Kimi ist eine ganz andere Person."

Fernando Alonso: "Anderer" Räikkönen ragte aus Formel 1 heraus

Doch auch als Fahrer und Sportler wird der Finne Alonso fehlen. "Kimi wird man in der Formel 1 vermissen. Ich mag ihn sehr, die Art, wie er auf seine ganz eigene Weise den Sport liebt und so viele Jahre in der Formel 1 gewesen ist. Ich denke, er ist immer sehr ehrlich, diese Seite von Kimi mag ich sehr", schwärmt Alonso. "Wie gesagt, er war herausragend in der Formel 1 und man wird ihn vermissen, denn er hat seinen ganz eigenen Charakter und war einfach anders."