Yuki Tsunoda wird heute Nacht schlecht schlafen - und das wird nur bedingt mit Jetlag in Mexiko zu tun haben. Der AlphaTauri-Pilot behinderte im Q3 gleich beide Red-Bull-Piloten auf ihren letzten Runden und sorgte dafür, dass Max Verstappen und Sergio Perez keine Chance mehr auf Pole Position hatten.

"Ich weiß nicht, was der Tsunoda da gemacht hat, aber der hat beide unsere Autos mehr oder minder aus dem Geschehen genommen", ärgert sich Dr. Helmut Marko. Für Tsunoda selbst ging es quasi um nichts. Der Japaner ging mit einer Motorenstrafe ins Wochenende und muss ohnehin von hinten starten.

Tsunoda: Vom Gasly-Helfer zum Qualifying-Sündenbock

Weil auch Lando Norris, Esteban Ocon und Lance Stroll ans Ende des Feldes müssen, konnte Tsunoda maximal drei Positionen gewinnen. Schon vor dem Qualifying hatte Marko deshalb angekündigt: "Wir wollen Tsunoda ins Q3 bringen, damit er dann Windschatten spenden kann."

Tsunoda spendete in Q3 durchweg nur Pierre Gasly Windschatten, Foto: LAT Images
Tsunoda spendete in Q3 durchweg nur Pierre Gasly Windschatten, Foto: LAT Images

Dafür ging man sogar das Risiko ein, Tsunodas Rennen zu ruinieren. Um den Einzug ins Q3 zu schaffen, fuhr er im Q2 mit den Soft-Reifen. Deshalb muss er das Rennen wohl als einziger Pilot auf dem ungeliebten weichen Reifen in Angriff nehmen.

Dafür konnte er im Q3 wieder fleißig Windschatten geben. Für AlphaTauri lohnte sich das bedingt. Gasly qualifizierte sich auf Rang fünf hinter den beiden Mercedes und Red Bull. "Das hat bestimmt anderthalb Zehntel gebracht", lobt der Franzose, der sich aber drei Zehntel vor Carlos Sainz qualifizierte.

Tsunoda ließ Gasly noch vor Kurve eins vorbei, um ihm nicht im Weg zu stehen. Der Plan ging auf. Allerdings liefen im zweiten Sektor die beiden Red-Bull-Piloten auf ihn auf. Tsunoda fuhr in Kurve elf von der Strecke, um beide vorbeizulassen.

Tsunoda kann nicht ausweichen: Perez & Verstappen Opfer

Allerdings kam Perez in den schnellen Kurven mit reichlich Überschuss und verlor schon entsprechend Abtrieb. Als Tsunoda direkt vor ihm von der Strecke fuhr, flog Perez hinter ihm ab. In der asphaltierten Auslaufzone wären beide fast noch kollidiert. Verstappen, der seinerseits hinter Perez fuhr, ging vom Gas, als er die beiden neben der Strecke sah, und verbesserte seine Rundenzeit nicht mehr.

"Platz drei wäre drinnen gewesen", ärgert sich Perez. Wäre für Verstappen aber noch mehr gegangen? "Im ersten Sektor war er schon etwas mehr als eine Zehntel schneller als zuvor, in den Sektoren zwei und drei sind wir normalerweise besser", rechnet Marko vor. "Das wäre knapp geworden."

"Ich weiß nicht, was er da geschaut hat oder was ihm sein Renningenieur da nicht gesagt hat", ärgert sich Marko. Tsunoda selbst wusste nach dem Qualifying noch gar nichts von dem Drama, bis ihn Motorsport-Magazin.com darauf ansprach. "Habe ich es Max vermasselt?", fragte er ungläubig.

Tsunoda verteidigt sich: Wohin?

Auf dem Handy sah sich Tsunoda sie Szene noch einmal an. "Ich bin rausgefahren, ich kann doch nicht mehr als das machen. Wo soll ich denn hin?", rechtfertigt sich der Japaner. "Ich muss das mit Red Bull diskutieren, ich habe aber nichts falsch gemacht."

Tsunoda zeigte sich seinerseits nicht gerade glücklich am Funk. "Ich kann dazu nicht viel sagen, aber das hat meine Runde schwer gemacht", gibt sich der AlphaTauri-Pilot kryptisch. Über den Verkehr von hinten wurde er aber informiert: "Ich habe den Countdown gehört, aber da war ich in Sektor zwei. Ich weiß nicht, was ich hätte machen sollen. Denkt ihr, ich habe etwas falsch gemacht?"

Verstappen dachte das im Cockpit auf jeden Fall. "Dummer Idiot", funkte er an die Pitwall. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner war nicht gerade glücklich über die Szene: "Wir wurden wegtsunodert. Beide unserer Fahrer waren schneller als zuvor, ich verstehe nicht, warum er an dieser Stelle so rumzuckelt."