Mit einer deutlichen Bestzeit im zweiten Freien Training zum Großen Preis von Mexiko 2021 hat Max Verstappen Red Bulls Favoritenrolle für das Formel-1-Rennen im Autodromo Hermanos Rodriguez doch wieder klar untermauert. Mit einer 1:17.301 Minuten distanzierte der Niederländer Valtteri Bottas im diesmal schnelleren Mercedes um gut vier Zehntelsekunden, Weltmeister Lewis Hamilton fehlte mehr als eine halbe Sekunde auf seinen Titelrivalen.

In der ersten Session hatte die Welt noch ganz anders ausgehen. Mercedes sicherte sich die Ränge eins und zwei, Verstappen lauerte allerdings schon eine Zehntel dahinter. Die Gründe für das erste Kräfteverhältnis seien allerdings eindeutig, kommt es von den Bullen. "Wir konnten sehen, dass sie in ihren schnellen Runden einen etwas höheren Power-Modus gefahren sind. Das haben wir in Austin schon gesehen", sagt Teamchef Christian Horner.

Red Bull: Mercedes fehlt keine halbe Sekunde

In den USA verwandelte Mercedes das allerdings noch in einen Vorsprung von rund einer Sekunde, in Mexiko reichte es nun zu gerade einmal einer Zehntel. Ein erster Fingerzeig, wie überlegen Red Bull in der Höhenluft von Mexiko auch 2021 tatsächlich ist? Zumindest deutete darauf das zweite Training hin. So gut wie das Ergebnis glauben macht, sieht sich Red Bull allerdings auch wieder nicht aufgestellt.

Eine halbe Sekunde vor Mercedes zu sein, sei nicht realistisch, so Dr. Helmut Marko auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Der Hamilton hat keine optimale Runde gehabt, der hatte ein paar Quersteher drin. Also sind es eher zwei bis drei Zehntel", schätzt Marko. Allerdings habe auch Verstappens Run nicht ganz perfekt gesessen, so der Grazer.

Marko: Gasly kann mit Mercedes mitmischen

Ebenfalls keine saubere Runde habe Pierre Gasly erwischt. Der Franzose von Schwesterteam AlphaTauri könnte Marko zufolge in Mexiko eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Mercedes spielen. 1,1 Sekunden Rückstand - noch immer P6 im zweiten Training - hält Marko jedenfalls nicht für realistisch. Ganz im Gegenteil. Der Österreicher sieht Gasly sogar in der Lage dazu, Mercedes aufzumischen. "Es wird von Platz zwei bis fünf eng werden", sagt Marko. "Ich glaube, dass der Gasly da auch mitmischen wird, der hat keine optimale Runde erwischt."

Neben Sergio Perez könnte Verstappen in Mexiko also noch eine zweite wertvolle Schützenhilfe erhalten, die Mercedes Punkte wegnimmt. Hilfe im Kampf um den Sieg scheint Verstappen zumindest dem Trainingsergebnis nach weniger zu brauchen. Jedenfalls zeigt sich der Niederländer auch hochzufrieden mit seinem Einstand in Mexiko.

Formel 1 Mexiko: Verstappen mit Auftakt zufrieden

"Es war ein ziemlich guter Tag", sagt Verstappen. "Das Auto funktioniert schon ganz gut, aber natürlich gibt es noch ein paar Dinge, die wir uns anschauen müssen. [...] Wir haben ein gutes Gefühl, aber wir müssen morgen zur Stelle sein."

Genau das ist spätestens jetzt jedem bei Red Bull klar. Mexiko ist ein Wochenende, bei dem man fast nur noch einen sicher scheinenden Sieg verlieren kann. Doch so sicher fühlen sich die Bullen mitnichten. Zum einen könne auch Mercedes durch aus noch aufdrehen. Und zwar wortwörtlich - im zweiten Training habe der große Gegner die Motoren nämlich nicht mehr so aggressiv gefahren, so Horner.

"Wir haben während der Session jede Menge Analysen in Milton Keynes laufen und wir können im GPS sehen, wann sie den Motor aufdrehen oder drosseln. Du kannst monitoren, was sie noch in der Hinterhand haben und was nicht", sagt der Red-Bull-Teamchef bei Sky Sports F1. "Mercedes hat noch mehr drauf, wir haben noch nicht ihr volles Potential gesehen."

Red Bull: Das Ding müssen wir gewinnen

Noch dazu gibt es weitere Unwägbarkeiten. Etwa die Streckenbedingungen. Das Autodromo Hermanos Rodriguez wird nur sehr wenig befahren, dementsprechend verbessert sich die Strecke fortwährend deutlich. Das gilt es zu antizipieren. "Morgen i m Qualifying sind wir vielleicht zwei oder drei Sekunden schneller. Das ändert die Dynamik des Autos", warnt Horner. "Da muss man sich mit dem Kurs entwickeln."

Nicht zuletzt kann Red Bull auch immer Rennen noch immer das übliche in der Formel 1 in die Parade fahren. "Wenn ein Boxenstopp daneben geht. Da weißt du nie. Erste Kurve und dergleichen ... Oder ein Safety Car im falschen Moment. Es gibt so viele Unabwägbarkeiten", erinnert Marko.

Unter normalen Umständen sei sich Red Bull jedoch einer Sache bewusst: "Wir gehen hier klar so heran, dass wir das eigentlich gewinnen müssen." Genau diese Situation habe es 2021 bereits einmal gegeben - in Bahrain, mit schlechtem Ausgang. Für Marko ein mahnendes Beispiel. "Wenn man die heurige Saison anschaut, dann haben wir in Bahrain am meisten verloren, weil dort waren wir souveränst und haben es nicht in einen Sieg umwandeln können ..."