Charles Leclerc war selbst verblüfft, was er im Qualifying von Austin fast aus dem Nichts hervorgeholt hatte. Einmal mehr ist Leclerc in der Startaufstellung bester Mittelfeld-Pilot, und steht im USA-GP nur hinter Max Verstappen, Lewis Hamilton und Sergio Perez.

Leclercs Überraschung hat zwei Gründe: Zum einen hatte er am Samstag im Training kein Vertrauen mehr ins Auto. Zum anderen hatte Ferrari eigentlich gerechnet, dass Mittelfeld-Gegner McLaren in Austin das stärkere Paket hätte. Beides verpuffte. Bei McLaren gibt es aber trotzdem begründete Hoffnungen für das Rennen, selbst wenn Leclerc mit P4 und Carlos Sainz mit P5 direkt vor Daniel Ricciardo und Lando Norris stehen.

Ferrari dreht Austin-Kräfteverhältnis im Qualifying

Nach einem starken McLaren-Freitag hatte Ferrari noch mit einer Niederlage gegen die Konkurrenz gerechnet. Wie sich das Kräfteverhältnis über Nacht verschoben hatte, können beide Seiten nicht sagen. "Wir hatten geglaubt, ein bisschen vor ihnen zu liegen, aber es war eng", meint Lando Norris.

Die vier Autos lagen innerhalb von drei Zehnteln. Dabei war Leclerc am Ende der Star der Show: "Ich hatte in FP3 das Vertrauen ins Auto verloren, besonders am Ende." Er kam mit seiner Hinterachse nicht mehr klar. Im Qualifying musste er sich wieder zurücktasten: "Ich konnte dann in Q2 das Vertrauen wiederfinden, und eine gute Runde auf dem Medium fahren."

In Q3 brachte Qualifying-Spezialist Leclerc es wieder fast perfekt auf den Punkt, als es drauf ankam: "Ich habe es in Kurve eins kurz verloren, und dachte, mich zu verbessern würde schwierig. Danach lief alles perfekt, und ich konnte aufholen, was ich verloren hatte. In Summe eine tolle Runde."

Das musste Teamkollege Carlos Sainz ebenfalls anerkennen, der bis zu dem Punkt die Oberhand gehabt hatte: "Er muss richtig gut gefahren sein, meine Runde war gut."

Sainz mit Reifen-Nachteil für Rennen in Austin

Trotzdem sorgt Sainz mit Startplatz fünf dafür, dass beide Ferraris mit beiden McLaren stehen. Allerdings mit Sternchen: Sainz ist neben Yuki Tsunoda der einzige Fahrer in den Top-10, der sich auf Soft-Reifen qualifiziert hat. Ein signifikanter Nachteil, denn in der Hitze von Austin hielten diese am bisherigen Wochenende nicht gut. Leclerc, Ricciardo und Norris schafften es mit Medium-Reifen ins Q2. Die verschaffen wichtigen strategischen Spielraum.

Daniel Ricciardo holte in Austin Startplatz 6, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo holte in Austin Startplatz 6, Foto: LAT Images

Zufall hatte Leclerc einen Medium-Start und Sainz den Soft beschert. Sainz wollte in Q2 zuerst eine Sicherheitsrunde auf Soft fahren, und die dann am Schluss mit Medium unterbieten: "Aber die Strecke wurde langsamer, niemand hat sich verbessert. Der Wind wurde stärker." Leclerc hingegen fuhr erst Medium, dann Soft - weil er Angst hatte, sonst womöglich in Q2 stecken zu bleiben. Als die Strecke nicht mehr besser wurde, reichte überraschend seine Medium-Runde.

McLaren sieht hier den größten Vorteil. "Wir sollten ein gutes Rennauto für Daniel und Lando haben, und werden versuchen, uns einen Ferrari zu holen", kündigt Teamchef Andreas Seidl an.

X-Faktor in diesem Kampf ist Valtteri Bottas, der nach Motorstrafe an diesem Viererpaket schnell vorbeimöchte. Seidl will einen Kampf mit dem Mercedes nicht von vornherein abschreiben: "Es gibt immer eine Chance." Leclerc ist realistischer: "Platz fünf wäre ein tolles Resultat. Red Bull und Mercedes sind deutlich schneller."