Durchwachsener Trainingsauftakt zum Großen Preis von Russland für die Monza-Helden von McLaren. Im Freien Training zum Formel-1-Rennen in Sotschi suchten am Freitag sowohl Lando Norris als auch Daniel Ricciardo Probleme mit der Mercedes-Power-Unit im Heck des MCL35M heim. Im Fall des Briten sorgte das für einen kuriosen Dreher mit Mauerkontakt in der ersten Session, der Australier verlor in Sitzung Nummer zwei viel Zeit durch einen nötigen Wechsel des Antriebstrangs.

Mit Platz vier für Norris endete der Tag zumindest mit einem versöhnlichen Resultat. Die größte Aufmerksamkeit zog McLaren dennoch nicht mit den Ergebnissen - auch nicht mit Ricciardos bescheidenem 17. Rang - auf sich, sondern wegen des Drehers Norris' am Ende des ersten Trainings auf sich. Die Session war bereits beendet, da drehte sich der McLaren noch in der Boxeneinfahrt urplötzlich weg und touchierte mit dem Frontflügel leicht die Leitplanke.

Norris erklärt Dreher: Motorproblem, kein Fehler

Ein peinlicher Fahrfehler, behaupteten schon manche Beobachter. Doch seltsam sah die Szene tatsächlich aus, fast wie eine plötzlich greifende Handbremse. "So war es im Grunde auch", berichtet Norris. Gepatzt habe er jedenfalls nicht. "Ich kann sagen, dass es nicht mein Fehler war. Da ist etwas am Motor gewesen. Es war nicht mein Fehler, nicht peinlich", versichert Norris.

Der Vorfall zog dennoch einen Schaden am Frontflügel nach sich. Das passte gut zu Norris' bis dahin wenig erbaulichem Tag. Im ersten Training reichte es nur zum achten Rang. "Der ganze Tag war ein Auf und Ab, ein paar Fehler auch von mir, ein paar Dinge, die uns erwischt haben. Nicht der sauberste Tag", berichtet Norris.

Norris kommt auf Pace: Aber keine Monza-Form

Immerhin wendete sich das Blatt am Nachmittag. "Im ersten Training hatte ich ziemlich zu kämpfen, aber dann haben wir für das zweite Training ein paar Dinge geändert und es wurde etwas besser. Es gibt also auch ein paar positive Dinge", sagt Norris. Trotz P4 sei McLaren allerdings längst nicht auf dem Niveau von Monza. "Einige unserer Stärken aus Monza zeigen sich auch hier, aber hier haben wir mehr schwache Kurven, in denen wir nicht so stark sind", sagt Norris.

Dennoch fühle sich der MCL35M gut an. "Aber das überträgt sich nicht immer in Rundenzeit", weiß Norris. "Wir sind nicht so konkurrenzfähig wie in Monza, aber das Gefühl ist gut - und wir können verglichen mit Ferrari und AlphaTauri noch immer konkurrenzfähig sein."

Motorwechsel stoppt Ricciardo im zweiten Training

Teamkollege Daniel Ricciardo gibt sich weniger zuversichtlich. Dafür verlor der Sieger des vergangenen Rennens in Monza im zweiten Training zu viel Zeit. In der Mittagspause hatte McLaren ein Problem an der Power Unit festgestellt, das sich nur durch einen Ausbau beheben lässt. So mussten die Mechaniker den Antriebstrang in der kurzen Unterbrechung wechseln - das reichte nicht ganz zu einem pünktlichen Start. Mehr als zwölf Runden kamen für Ricciardo so nicht mehr zusammen - auch, weil einige Zwischenfälle anderer weitere Zeit kosteten.

"Es war ein ziemlich instabiler Freitag, aber ich denke das Glas ist halb voll. Besser es passiert heute als Samstag oder Sonntag", sagt Ricciardo. "Aber es hat unseren Tag ganz sicher beeinflusst. So haben mich am Ende die gelben und roten Flaggen und Leute mit viel Benzin im zweiten Training erwischt. Kein toller Tag, aber zum Glück war es nur das Training."

Daniel Ricciardo auch mit Gefühl unzufrieden

Damit nicht genug. Auch mit seinem Boliden wurde Ricciardo diesmal noch nicht ganz warm. Positiv gestimmt fühle er sich nicht. "Nicht wirklich. Ich will das nicht beschönigen. Es war ein kniffliger Tag", sagt Ricciardo. "Aber die Dinge liefen auch etwas gegen uns und dann passte das Timing nicht mehr. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl mit dem Auto." Die Hoffnung gibt Ricciardo nicht auf: "Aber wenn die Dinge nicht mehr gegen uns laufen können wir viel besser aussehen. Aber wir müssen auf jeden Fall Fortschritte machen."

Gut für den Australier: Das Power-Unit-Problem soll sich beheben lassen. Noch besser: Der angekündigte Regen könnte Ricciardos Erfahrungsrückstand am Samstag null und nichtig machen. Noch dazu starten mit Leclerc und Verstappen am Sonntag gleich zwei Konkurrenten wegen Motorwechseln ganz hinten. "Wenn er hinten startet, würde ich gerne denken, dass wir ihn im Rennen nicht treffen", sagt Ricciardo über seinen Ex-Kollegen. "Aber schauen wir mal."

Norris will Verstappen halten

Lando Norris gibt sich überzeugter, Verstappen hinter sich halten zu können. "Sie sind auf jeden Fall wieder schneller als wir. Back to normal. Aber wir sind nicht weit weg. Wenn wir sie hinter uns halten können, ist es nicht die leichteste Strecke, um zu überholen", sagt Norris. "Ich erwarte aber, dass er sich seinen Weg bahnt. Aber wir haben eine Chance, einen Platz weiter vorne abzuschneiden und gute Punkte zu holen."