Charles Leclerc und Ferrari avancierten beim Heim-GP in Monza zu heimlichen Helden des Rennens. Während McLaren die Spitze und die Schlagzeilen dominierte, ließ sich die vor einem Jahr hier noch mit einem Doppel-Aus spektakulär gescheiterte Scuderia 53 Runden lang nicht abschütteln. Leclerc, kurz sogar auf P2 liegend, brachte einen vierten Rang über die Linie. Carlos Sainz komplettierte mit Platz sechs eine starke Ferrari-Teamleistung.

Wäre der direkte WM-Gegner McLaren nicht so stark gewesen - Ferrari hätte feiern können. "Ich habe alles gegeben, wirklich alles" meint ein auch am Sonntag noch leicht kränkelnder Leclerc nach dem Rennen. Er hatte am Samstag sogar das zweite Training wegen Unwohlsein abbrechen müssen. Am Sonntag lieferte er, was er für eines der besten Rennen seiner Karriere hält.

Leclerc quetscht Ferrari in Monza komplett aus

"Heute ging nicht mehr viel, jede Chance habe ich versucht zu nutzen", meint Leclerc. Vom Start weg hielt er verzweifelt den Anschluss an die Spitzengruppe, auch wenn er nie in Schlagdistanz kam. Beinahe kam dann der große positive Schock, als infolge der Kollision von Max Verstappen und Lewis Hamilton das Safety Car auf die Strecke geschickt wurde.

Denn Leclerc und Sainz waren als einzige Fahrer der Spitzengruppe noch nicht an der Box gewesen. Unter dem Safety Car zu stoppen, sparte viel Zeit, und Leclerc fand sich plötzlich auf Platz zwei wieder.

Den konnte er jedoch nicht halten. Dem Ferrari fehlte verglichen mit der Mercedes- und Honda-motorisierten Konkurrenz schlicht Leistung und Topspeed. "Besonders in Sektor drei, und hin zu Kurve eins", erklärt Leclerc die Defizite. "Das hat uns sehr verwundbar gemacht. Wir waren leicht zu überholen."

Leclercs starke Rückzugs-Gefechte gegen Mercedes & Red Bull

Leclerc wehrte sich aber konsequent. Er zögerte Valtteri Bottas' Überholmanöver um eine Runde hinaus, indem er einen Konter zur zweiten Schikane ritt. Sergio Perez zwang er an dieser Stelle ins Aus, und als der Red-Bull-Pilot die dabei gewonnene Position nicht zurückgab, bekam er eine Fünf-Sekunden-Strafe. Da Leclerc danach bis zum Ende wieder den Anschluss an die Spitzengruppe halten konnte, profitierte er von dieser Strafe und beendete das Rennen vor Perez auf Platz vier.

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"Meine persönliche Leistung würde ich heute als eine der fünf besten meiner Formel-1-Karriere einschätzen", meint Leclerc. "Unsere Pace war heute eigentlich ziemlich stark, aber wir mussten mit einer sehr starken Vorderachse fahren, um an diesem Wochenende mitzuhalten. Das war im Rennen ziemlich schwierig zu fahren."

"Aber ich fand das richtige Feeling und habe das Rennen richtig genossen", freut sich Leclerc. "Ich hatte glaube ich kaum Fehler, fühlte mich immer gut, alle Runden waren gut." Das konnte Carlos Sainz nicht von sich behaupten: Seine Zuversicht litt das ganze Wochenende, und ein Unfall im Training machte das nur schlimmer. Wieder fehlte ihm das Gefühl für das Ferrari-Heck.

Trotzdem sind P4 und P6 respektable Ergebnisse für das Duo. Zumindest, bis man den Blick auf den Hauptgegner um WM-Rang drei wirft. McLaren holte 45 Punkte, Ferrari 20. "Es gibt Positives, was wir vom Wochenende mitnehmen können, wie die Pace, und wie das Team mit schwierigen Umständen umgegangen ist", lobt Teamchef Mattia Binotto. "In Summe würde ich es als gutes Wochenende bewerten. Aber von einer WM-Perspektive können wir nicht glücklich sein." McLaren hat nun 13,5 Punkte Vorsprung.