Valtteri Bottas hat das zweite Sprintqualifying der Formel-1-Geschichte gewonnen. In Monza siegte der Mercedes-Pilot im 18 Runden langen Sprint souverän vor Max Verstappen. Die Pole für den Italien-GP am Sonntag darf der Finne allerdings nicht behalten - am Freitag hatte Mercedes einen strafbaren vierten Motor eingebaut. Hinter Bottas und Verstappen sicherte sich überraschend Daniel Ricciardo den letzten Punkt im Sprint. Lewis Hamilton war am Start hinter gleich beide McLaren zurückgefallen und musste sich mit Rang fünf begnügen. Sebastian Vettel verpasste die Top-10, Mick Schumacher belegte den letzten Rang aller Klassierten, einzig vor dem früh ausgeschiedenen Pierre Gasly.

McLaren mischt Top-10 auf: Start auf Soft-Reifen

Die Reifenwahl: Ein Lockern der Heizdecken bei Mercedes gab kurz vor dem Start die erste spannende Antwort: Hamilton würde auf Medium losfahren. Sofort meldete sich der Weltmeister besorgt am Funk: "Red Bull wird sehen, welche Reifen wir drauf haben." Die hatten allerdings ohnehin denselben Plan. Wie Hamilton und Bottas startete Verstappen auf Medium. Dahinter legten die McLaren auf Soft los - gefährlich für Verstappen! Der Rest der Top-Ten (Gasly, Sainz, Leclerc, Perez, Giovinazzi) auf Medium.

Dahinter folgten die Aston Martin und Alpine auf Soft, dann Williams auf Medium vor Soft-Ausreißer Tsunoda und Haas und Kubica auf Medium. Insgesamt also sieben Fahrer auf Soft - deutlich mehr als in Silverstone. Die richtige Wahl für 18 Runden im Temple of Speed?

Startunfall in Monza: Gasly sorgt für Safety Car

Der Start: Bottas gewann den 458 Meter langen Sprint im Sprint bis zum ersten Bremspunkt für die Variante Rettifilo souverän. Der große Verlierer war Hamilton, der aus dem Stand sofort von Verstappen und beiden McLaren ausbeschleunigt wurde. In der engen ersten Schikane ging fast alles gut, nur Gasly beschädigte sich seinen Frontflügel durch eine Berührung mit dem Hinterreifen Ricciardos.

Zu sehr für die Curve Grande! In der Highspeedkurve fuhr der Franzose - auch schon vor Hamilton - einfach geradeaus, rauschte durch das Kiesbett in die Streckenbegrenzung. Ausfall, Safety Car. In der Variante delle Roggia drehte Teamkollege Tsunoda Kubica um, der Japaner musste an die Box, um sich einen neuen Frontflügel zu holen. Beide Vorfälle bleiben unbestraft.

Robert Kubica wurde von Yuki Tsunoda umgedreht, Foto: LAT Images
Robert Kubica wurde von Yuki Tsunoda umgedreht, Foto: LAT Images

Hamilton verliert: Hinter Verstappen & beiden McLaren

Der fliegende Start: Nach drei Runden wurde das Rennen wieder freigegeben. Bottas zog extrem früh an - und Verstappen auf und davon. Dahinter keine Positionsverschiebungen. Ricciardo weiter vor Norris und Hamilton. Dann Leclerc, Sainz, Giovinazzi, Stroll und Perez. Vettel lag als Elfter knapp außerhalb der Top-10, wurde nach dem Re-Start allerdings sofort von Alonso aufgeschnupft.

Der weitere Rennverlauf: Bottas kontrollierte das Rennen an der Spitze, Hamilton übte sofort Druck auf Norris im McLaren aus. Ganz hinten fiel Schumacher nach einem guten Start hinter seinen Teamkollegen zurück - während sich Tsunoda an den Haas-Piloten vorbei arbeitete. Nach insgesamt sechs Runden gab die Rennleitung das DRS frei

Hamilton wartet auf Soft-Einbruch bei McLaren

In Runde neun versuchte sich Perez in Kurve an Stroll vorbeizudrücken, rumpelte dabei allerdings zu hart über den Innenkerb. Beim Anbremsen auf die zweite Schikane reichte es dann, doch Perez musste den Platz zurückgeben. Das Abkürzen in Rettifilo hatte ihm einen nachhaltigen Vorteil verschafft. Eine Runde später machte es der Mexikaner besser, diesmal reichte es sauber in Kurve eins. P9 für den Mexikaner. Dahinter lauerte Alonso auf seine Chance, scheiterte allerdings knapp. Wenig später ermittelten die Stewards doch noch in der Causa Perez/Stroll.

An der Spitze flogen Bottas und Verstappen den McLaren auf und davon. Nach 12 von 18 Runden des Sprints lag Ricciardo mehr als acht Sekunden hinter Spitze. Dahinter verstärkte Hamilton mit DRS den Druck auf Norris. Der McLaren-Pilot musste seinerseits auf den aufgeklappten Heckflügel verzichten. Für Hamilton begann nun das große Warten: Wann würden die weichen Reifen am McLaren nachlassen? Berechnungen zufolge sollte das nach 15 Runden so weit sein.

Hamilton chancenlos: Nur Startplatz vier, Verstappen auf Pole

Hamilton schien hinter den McLaren mit seinen Medium-Reifen allerdings selbst mehr zu kämpfen. Mehrfach waren Rutscher des Mercedes zu erkennen. So ging das Rennen schließlich friedlich zu Ende. Bottas siegte vor Verstappen, Ricciardo, Norris und Hamilton. Leclerc, Sainz, Giovinazzi, Perez und Stroll komplettierten die Top-10. Vettel wurde Zwölfter, Schumacher landete zwei Ränge hinter Mazepin auf P19.

Bottas erhielt somit drei WM-Punkte für den Sieg im Sprint. Die Pole darf er wegen einer Motorenstrafe allerdings nicht behalten. Verstappen baute dank zwei Punkten für P2 seinen WM-Vorsprung auf Hamilton um zwei auf fünf Punkte aus und darf den Italien-GP morgen noch dazu von Pole starten. Ricciardo sicherte sich für P3 ebenfalls einen Zähler und startet das Rennen nebens einem ehemaligen Teamkollegen Verstappen aus der ersten Startreihe.

Das Wetter: Perfekte Bedingungen herrschten beim zweiten Sprintqualifying der Formel-1-Geschichte. Im spätsommerlichen Autodromo Nazionale Monza erwärmten Außentemperaturen von bis zu 28 Grad Celsius und viel purer Sonnenschein den Asphalt im Königlichen Park auf deutlich mehr als 40 Grad Celsius. Das war heißer als je zuvor an diesem Wochenende. Das erschwerte den Teams die Reifenwahl. Es war alles andere als sicher, dass der Soft die 18 Runden Sprint ohne einen massiven Performance-Einbruch überstehen würde.