Genau zwei Wochen lang ist es heute bittere Gewissheit für Sebastian Vettel: Der viermalige Formel-1-Weltmeister wird seinen zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn 2021 nicht zurückbekommen. Vor fast vier Wochen hatten die Stewards Vettel noch am späten Abend auf dem Hungaroring wegen einer zu geringen Restmenge an Benzin in seinem Aston Martin AMR21 disqualifiziert.

Bitter für Vettel: Kein Vorteil, aber Pokal weg! Neue Regel? (08:31 Min.)

Dagegen legte Vettels Rennstall nicht nur Protest ein, sondern beantragte auch eine Neubetrachtung. Für Letztere musste Aston Martin bei einer Anhörung am neunten August neue und signifikante Beweise vorlegen, doch die Stewards wiesen diese zwar als neu, aber nicht bedeutend zurück. Nur drei Tage später zog Aston Martin auch seine letzte Chance - den Protest und damit einen Gang zum Sportgericht - wegen Aussichtslosigkeit selbst zurück.

Vettel über bitteres DSQ: Konnten nicht viel tun

"Das war natürlich bitter", sagt nun Sebastian Vettel bei seinem ersten Aufritt vor Journalisten seit dem Rennsonntag in Ungarn vor dem Großen Preis von Belgien. "Es war ein tolles Ergebnis für unser Team und es waren jede Menge Punkte. Deshalb ist es natürlich enttäuschend." Viel mehr ausrichten können hätte Aston Martin allerdings nicht. So habe man schon während des Rennens viel zu spät bemerken können, dass etwas nicht stimmte.

"Während des Rennens hatten wir das Benzin unter Kontrolle. Wir dachten das zumindest. Ganz am Ende, ich glaube erst auf der letzten Runde, haben wir dann bemerkt, dass etwas nicht stimmen könnte und waren sehr überrascht, dass das Benzin nicht im Auto war", erinnert sich Vettel.

Vettel akzeptiert Disqualifikation: Regeln sind so

Das passt zu Aussagen von Teamchef Otmar Szafnauer, der noch am Abend in Ungarn überzeugt davon war, den nötigen Resttreibstoff im System zu finden. Das müsse laut Daten des Fuel Flow Meters so sein. Mehrere Versuche gestanden die FIA-Offiziellen Aston Martin daraufhin zu, doch die Ingenieure vermochten es nicht, mehr Benzin abzupumpen. Disqualifikation!

Für Vettel eine in letzter Konsequenz richtige Sanktion. "Es ist sehr bitter, aber so sind die Regeln. Das müssen wir akzeptieren und weitermachen", sagt Vettel nun in Belgien. Zu hart sei die Strafe nicht gewesen. "Regeln sind Regeln", winkt Vettel ab. Gleichzeitig grübelt der Deutsche allerdings, ob Formel 1 und FIA diese Regeln für die Zukunft anpassen sollten. Immerhin habe Aston Martin nicht mit böser Absicht gehandelt.

Vettel denkt an Regeländerungen: Kein Vorteil, keine Anzeichen

"Wir wussten ja nicht, dass wir ein Problem haben. Als es dann gecheckt wurde, war nicht genug Benzin im Auto und wir wurden disqualifiziert. Aber wir dachten, dass es im Auto war", sagt Vettel. Zumindest diesen Teil - ein Leck im System noch vor dem Fuel Flow Meter - akzeptierten die Stewards in der Neubetrachtung. Dennoch war am Ende zu weniger als der eine von den Regeln verlangte Liter im Auto. So hatten sie keine Wahl.

Mehrfach versuchte Aston Martin in Ungarn vergeblich, das nötige Benzin abzupumpen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Mehrfach versuchte Aston Martin in Ungarn vergeblich, das nötige Benzin abzupumpen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Vettel: "Ich weiß nicht, ob es in Zukunft einen besseren Weg gibt, damit umzugehen. Aber ich denke nicht, dass man viel hätte machen können. Es ist sehr bitter, denn erstens hatten wir keinen Vorteil, zweitens gab es keine Anzeichen, sodass wir nicht erklären konnten, warum zu wenig Benzin im Auto war."

Vettel: Ergebnis aus den Büchern gestrichen, nicht aus der Erinnerung

Rückwirkend hegt Vettel deshalb keinen Groll mehr. "Das ist mehr etwas für die Zukunft. Zurückblickend ist es klar. Es gibt die Regeln und wir wurden disqualifiziert. Aber für die Zukunft denke ich als jemand, der jetzt darunter gelitten hat, dass es vielleicht etwas mehr Toleranz geben sollte. Aber was du dann genau aufs Papier schreibst, müssen dann andere Leute schauen", sagt Vettel.

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Immerhin eines konnte die Disqualifikation dem Aston-Martin-Fahrer nicht nehmen: die Erinnerung an ein starkes Rennen und die Feier auf dem Podium. "Es wird aus den Büchern gestrichen, aber nicht aus der Erinnerung. So denkt das Team auch", sagt Vettel. "Ich war auf dem Podium und hatte den Hype des Rennens. Erst danach kannst du dann die Belohnung nicht mitnehmen, die Punkte und den Pokal. Das ist die große Enttäuschung. ber in dem Moment war ich da und habe die Emotionen erlebt. Es war ein toller Tag."

Aston Martin in WM-Wertung weit zurückgefallen

Die 18 aberkannten Punkte treffen Aston Martin dennoch hart. "Die fehlen am Ende des Jahres", sagt Vettel. "Es war ein Treffer, ein harter Treffer, denn jetzt sind wir 20 Punkte oder so hinten. Aber wir müssen warten. Wenn die nächste Gelegenheit kommt, müssen wir sie ergreifen, es kommen noch Rennen und wir werden unsere Chancen bekommen. Wir müssen sie dann auch nutzen."

Genau 20 Punkte liegt Aston Martin in der Konstrukteurswertung nun tatsächlich hinter AlphaTauri, auf Alpine und damit WM-Rang fünf fehlen sogar 29 Zähler. Schon in Spa sollte das Team also dringend damit beginnen, diesen Rückstand abzufeilen. Wie die Chancen in den Ardennen stehen, vermag Vettel allerdings noch nicht einzuschätzen. "Es ist eine andere Art von Strecke", sagt Vettel. "Du fährst hier eine andere Konfiguration als in Ungarn. Aber ich weiß nicht ... Wenn wir alles herausquetschen, haben wir aber sicher eine Chance auf Punkte."

Bitter für Vettel: Kein Vorteil, aber Pokal weg! Neue Regel? (08:31 Min.)