Nicht nur zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton ist der Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft in Silverstone völlig eskaliert. Auch auf Team-Ebene wurden die Visiere bei Red Bull und Mercedes nach dem Unfall der beiden Titel-Anwärter runtergeklappt.

Nachdem Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko schon eine Rennsperre gefordert hatte, belegten die Stewards Hamilton für den Crash mit einer 10-Sekunden-Strafe. "Wenn du einen Fahrer ins Krankenhaus bringst und du selbst mit der Strafe noch den GP gewinnst, fühlt sich das nicht wie eine Bestrafung an", schimpft Teamchef Christian Horner.

Allerdings beurteilten die Rennkommissare nur den Vorfall an sich. Die Konsequenzen eines Zwischenfalls werden beim Strafmaß nicht berücksichtigt. "Die Teams haben sich vor einigen Jahren auf diese Beurteilung geeinigt", wirft Rennleiter Michael Masi ein.

Im Urteil schreiben die Stewards, dass Hamilton für den Unfall 'überwiegend' verantwortlich sei. Eine Teilschuld bei seinem Schützling sieht Horner aber nicht: "Er war nicht neben ihm. Es war Vorderrad gegen Hinterrad. Dieses Überholmanöver hätte nie klappen können. Lewis ist ein Fahrer, der sieben Weltmeistertitel gewonnen hat. Das war ein amateurhafter und verzweifelter Fehler."

Abgesehen von der Rennsituation, führt Horner auch noch die besondere Stelle des Unfalls an: "Es ist mit rund 300 km/h die schnellste Kurve der Strecke. Da konnte es nur eine Konsequenz geben, jeder Fahrer, der schon einmal dort gefahren ist, weiß das. Es ist enttäuschend von einem siebenfachen Weltmeister, dass er einen anderen dort ins Krankenhaus schickt."

Der Brite geht sogar noch weiter bei der Beurteilung seines Landsmanns. "Es war eine massive Fehleinschätzung", schimpft Horner. "Er wusste nach dem Sprint, dass es seine einzige Möglichkeit war. Wäre Max durch die Kurve gekommen, hätte er ihn vielleicht den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Dass Lewis den Sprint verloren hat, hat zu seiner Frustration beigetragen, weshalb er dieses schlecht durchdachte Manöver gestartet hat."

Dass das gleiche Manöver gegen Charles Leclerc 50 Runden später Erfolg hatte, lässt Horner nicht als Verteidigung für Hamilton gelten: "Wenn er auf der Linie geblieben wäre, wo er hätte bleiben dürfen, wäre genau das gleiche passiert. Zum Glück hatten wir heute nur einen geschockten Fahrer mit Prellungen und ein abgeschriebenes Auto zu beklagen."