Die Premiere ist gelungen. Am Samstag lieferte die Formel 1 entgegen zahlreicher Bedenken - Lewis Hamilton etwa befürchtete eine Prozession - ein durchaus ansehnliches erstes Sprintqualifying ihrer Geschichte. Ein wahrer Kracher war der 100 Kilometer kurze Sprint in Silverstone zwar nicht, dennoch bot das 17 Runden lange Rennen durchaus einige Momente, Höhen und Tiefen für verschiedene Fahrer. Veränderungen der Startaufstellung des traditionellen Zeittrainings am Freitagabend gab es inklusive. Motorsport-Magazin.com nennt die größten Gewinner und Verlier.

Formel 1 Sprint-Premiere: Was war gut, was schlecht? (15:15 Min.)

Sprintrennen-Gewinner: Mutige Softer-Starter

Vier Fahrer wagten im Sprint einen Start auf weichen Reifen. Dabei hatte es durchaus Bedenken gegeben, ob es der weiche Pirelli wegen der heißen Streckenbedingungen von mehr als 40 Grad über die Distanz schaffen würde. Doch Valtteri Bottas, Esteban Ocon und allen voran Fernando Alonso und Kimi Räikkönen belehrten alle eines Besseren. Bottas hielt zumindest seinen dritten Startplatz. Völlig außer Form geriet der Finne nie. Im Gegenteil. Bottas gab an, sich nach zwischenzeitlichen Überhitzungsproblemen gegen Rennende sogar wieder wohler mit seinem weichen Kleber gefühlt zu haben.

Einzig den Traktionsvorteil am Start wusste der Finne nicht zu nutzen, er war eingeklemmt hinter Max Verstappen und Lewis Hamilton. Ganz anders lief das für Alonso und Räikkönen. Der Spanier verbesserte sich in der ersten Runde sensationell von P11 im Grid auf P5 - sechs Ränge machte Alonso also gut. Zwei verlor er daraufhin wieder an die McLaren. Das war allerdings mehr der generell zügigeren Pace der Konkurrenz als nachgebenden Reifen geschuldet - und netto noch immer ein Gewinn von vier Positionen. Besser war keiner.

Aber genauso gut. Auch Räikkönen macht vier Plätze wett. Ein weiteres durchwachsenes Zeittraining für den Finnen am Freitag - P17 - glich Räikkönen so mehr als aus. Das Rennen beendete der Iceman nämlich auf P13 - jetzt zwei Ränge vor Antonio Giovinazzi, für den es einen nach hinten ging. Gewonnen hatte Räikkönen alles in der Startrunde. Auf P13 kam er zurück, danach profitierte er von Sergio Perez' Abflug, wurde dafür von Carlos Sainz überholt. Auch Ocon machte kräftig Boden gut. Im Sprint ging es von P13 auf P10, durch eine nachträgliche Strafe gegen George Russell wurde daraus sogar P9.

Sprintrennen-Verlierer: Streithähne Russell und Sainz

Russell war somit wenig überraschend einer der größten Verlierer des Sprintrennens. Seinen sensationellen achten Rang aus dem Zeittraining konnte der Brite mit P9 noch im Ansatz halten, drei Plätze nachträgliche Gridstrafe für das Verursachen einer Kollision mit Sainz spülen Williams in der Startaufstellung für das Rennen allerdings deutlich aus den Top-10. Russell startet jetzt nur noch von P12 - satte vier Ränge Verlust gegenüber seiner sensationellen schnellen Runde am Freitag.

Auf dem Papier besser schnitt Sainz ab. Der Spanier verlor nach Platz neun am Freitag mit P11 im Sprint zwar nur zwei Ränge, nach der Russell-Strafe wurde daraus sogar nur einer. Dennoch ist das erstens noch immer ein Verlustgeschäft, zweitens klar vergebenes Potenzial. Wie stark der Ferrari war, zeigte vorne Charles Leclerc. McLaren hatte keine Chance, sogar mit Bottas hielt der Monegasse halbwegs mit. Auch Sainz' Aufholjagd nach dem Abräumen durch Russell belegt das. Diese hatte er eigentlich von P9, nicht P18 aufnehmen wollen. Sainz war ein klarer Verlierer der Gefahren einer Startphase.

Sprintrennen-Verlierer: Sergio Perez

Das mit Abstand größte Opfer des Sprints hieß Sergio Perez. Startplatz fünf hinter Leclerc war bereits keine ideale Ausgangslage, die ruinierte sich Checo in Runde eins sogar noch weiter. Nur auf P7 kam der Mexikaner zurück. Das allein wäre für Red Bull schon ein herber Rückschlag gewesen. Immerhin braucht man Perez im heutigen Rennen ganz vorne als strategischen Helfer für Max Verstappen. Doch es kam noch schlimmer.

In Runde fünf verlor Perez in der Dirty Air von Lando Norris in Becketts die Kontrolle und flog ab. Einen Einschlag verhinderte der Mexikaner knapp, fiel allerdings bis auf den drittletzten Rang zurück. In der vorletzten Runde gab Red Bull sogar auf. Nun muss Perez von ganz hinten losfahren - 15 Ränge weiter hinten als mit einem regulären Qualifying.

Sprintrennen-Gewinner: Max Verstappen

Immerhin einen Grund zur Freude gab es dennoch für Red Bull. Max Verstappen entriss Lewis Hamilton doch noch die Pole Position. Gleich am Start war die Messe gelesen. Hamilton wehrte sich in der ersten Runde zwar noch, doch der Konter verpuffte. Damit setzt sich Red Bulls jüngste Poleserie weiter fort - Verstappen ist nun zumindest in der idealen Ausgangslage, um sich gegen gleich zwei Mercedes zu wehren.

Sprintrennen-Verlierer: Lewis Hamilton

Gänsehautstimmung herrschte am Freitagabend in Silverstone. Vor 90.000 heimischen Fans feierte Lewis Hamilton mit der schnellsten Runde im Zeittraining sein Comeback nach vielen Niederlagen gegen Max Verstappen. Im Sprint folgte auf die Hammertime schnell die Ernüchterung. Nicht nur das Momentum ging Hamilton mit dem Verlust des ersten Startplatzes verloren, sondern auch noch ein WM-Punkt auf seinen großen Rivalen.

Sprintrennen-Gewinner: Sebastian Vettel

Auch Sebastian Vettel zählte zu den Siegern des Sprints. Zwar nicht aus eigener Kraft, Vettel profitierte einzig von den Vorfällen um Perez und Sainz, doch machte der Heppenheimer unter dem Strich zwei Plätze gut. Für Startplatz acht war der Aston Martin im regulären Zeittraining nicht schnell genug.

Positionsgewinne und -verluste im Überblick*

FahrerGewonnene Plätze im Sprint
Fernando Alonso 4
Esteban Ocon 4
Kimi Räikkönen 4
Sebastian Vettel 2
Max Verstappen 1
Lando Norris 1
Daniel Ricciardo 1
Pierre Gasly 1
Lance Stroll 1
Nicholas Latifi 1
Mick Schumacher 1
Nikita Mazepin 1
Valtteri Bottas 0
Charles Leclerc 0
Yuki Tsunoda 0
Lewis Hamilton -1
Carlos Sainz jr. -1
Antonio Giovinazzi -1
George Russell -4
Sergio Pérez -15

*Nach Strafe gegen George Russell

Formel 1 Sprint-Premiere: Was war gut, was schlecht? (15:15 Min.)