George Russell hatte das Sprint-Qualifying der Formel 1 in Silverstone nach einem sensationellen Freitag auf dem achten Platz begonnen, doch seither ging es für den Williams-Piloten nur noch rückwärts. Beim Start in den 17-Runden-Sprint verlor er Plätze, dann räumte er auch noch den Ferrari von Carlos Sainz ab - und kassierte dafür drei Strafplätze.

Unter dem Strich wurde aus dem achten so ein zwölfter Startplatz. Russell muss selbst die Schuld eingestehen. Sainz hingegen ist sauer, denn ein starker Ferrari hatte für ihn einiges mehr als nur einen mäßigen zehnten Startplatz versprochen.

Sainz-Frust nach Qualifying-Crash mit Russell: Inakzeptabel!

"Ich glaube, er hat einen ganz klaren Fehler gemacht, hat mich von der Strecke geschoben, und dann war ich nach der ersten Runde Letzter", ärgert sich Sainz, der beim Start eigentlich hinter Russell losgefahren war. In der ersten Runde setzte er sich dank Windschatten in der langen Linkskurve Brooklands außen neben den Williams.

Und Russell verschätzte sich grob, verbremste sich und rutschte in Sainz' linkes Hinterrad. "Carlos kam von ziemlich weit außen und hat mich irgendwie abgeschnitten", versucht er danach eine Verteidigung. "Ich habe es gesehen, aber da gab es nicht wirklich mehr, was ich tun konnte, mit dem Winkel, in dem ich kam."

Für Sainz war die Schuldfrage klar: "Der Zwischenfall ist inakzeptabel, und dann hinter dem Typ anzukommen, der dich rausgeschoben hat..." Russell fand die Darstellung übertrieben, die Strafe ebenso: "Ein kleiner Touch, nichts Verrücktes. Das ist Racing, am Start ist es immer schwierig. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, wir sind beide ohne Schäden durchgekommen."

Die Stewards stellten sich hinter Sainz. Da der Zwischenfall im ersten Sprint-Qualifying der F1-Geschichte geschah, ist aber auch die Entscheidung, Russell mit drei Strafplätzen zu belegen, gewissermaßen ein Novum: Normalerweise würde so ein Zwischenfall im Rennen eine Zeitstrafe nach sich ziehen. Doch die Stewards halten fest: "Wegen der kürzeren Distanz des Sprint-Qualifyings und weil es den Grid für das Rennen festlegt [...] sind Grid-Strafen, wie hier, angemessener." Denn die Zeitstrafen sind auf die volle Grand-Prix-Distanz zugeschnitten.

Sainz hat nach Russell-Crash Spaß bei Aufholjagd

Immerhin legten Sainz und Russell ihre Differenz danach bei: "Er hat sich entschuldigt, hat das Auto verloren. Das ist normal. Ich verurteile ihn nicht, aber er hat mich das Rennen gekostet." Sainz startet dank der Strafe zwar vor Russell, allerdings nur von Rang zehn. Mit der starken Ferrari-Pace - Charles Leclerc konnte sogar fast den Anschluss an Valtteri Bottas halten und holte Platz vier - hatte sich der Spanier dann doch einiges mehr ausgerechnet: "Ich hätte so P8, P7 holen sollen."

Von Platz 18 kämpfte sich Sainz aber immerhin an sechs Autos wieder vorbei: "Danach hatte ich Spaß, ich konnte mich mit starker Pace zurückkämpfen und den Schaden minimieren. Die Pace im Auto war da, besonders im Rennen, da war es besser als im Qualifying, da waren wir sehr stark. Hoffentlich können wir morgen den zweiten Teil der Aufholjagd erledigen."

Und auch Russell will die Hoffnung auf Punkte trotz Startplatz zwölf nicht aufgeben: "Wir starten noch immer aus einer guten Position, um morgen um Punkte zu kämpfen. Wir hatten ein starkes Rennen heute, morgen wird es ein langes Rennen und Reifenmanagement wird der Schlüssel sein."