George Russell wird das Qualifying der Formel 1 zum Großen Preis von Österreich 2021 noch lange in Erinnerung bleiben. Nach zweieinhalb Jahren des Wartens knackte er mit Williams erstmals das Q3. Im Finale stach er Aston-Martin-Pilot Lance Stroll aus und sicherte sich für das Rennen am Sonntag Platz neun in der Startaufstellung. Die Euphorie des Mercedes-Juniors war nach diesem Highlight kaum zu bändigen.

"Ins Q3 zu kommen, hat sich für uns wie eine Pole Position angefühlt", so der 23-Jährige, dem dieses Kunststück bisher erst ein Mal in seiner jungen Formel-1-Karriere gelungen war. 2020 qualifizierte er als Ersatz für Lewis Hamilton den Mercedes beim Sakhir GP auf dem zweiten Startplatz. Während es mit dem Weltmeister-Auto auf Anhieb klappte, brauchte er mit Williams 46. Anläufe, um endlich in die Top-10 vorzustoßen.

Es aus eigener Kraft geschafft zu haben, war längst nicht alles. Russell krönte die Performance damit, dass er im Q2 auf dem langsameren Reifen sein Ticket für den Showdown löste. Als Zehnter stach er das Ferrari-Duo Carlos Sainz und Charles Leclerc hauchdünn aus. Der Spanier war lediglich sechs Tausendstelsekunden langsamer, sein Teamkollege nur fünf Hundertstelsekunden.

Russell stolz auf Bestzeit mit Medium-Reifen

"Es auf dem Medium zu schaffen, war der Hammer. Wir hatten vor der Session natürlich darüber diskutiert, ob wir im Q2 zuerst Soft und dann Medium fahren oder umgekehrt", so Russell. "Wir waren ziemlich darauf versteift, dass wir nicht auf dem Soft-Reifen in die Top-10 fahren wollen. Das zu schaffen ist wie eine Pole Position. Ich glaube, ich war wahrscheinlich bei meinem letzten Sieg so aufgeregt."

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Dieser liegt zweieinhalb Jahre zurück. Auf dem Weg zum Formel-2-Titel gewann er im November 2018 das Hauptrennen beim Finale in Abu Dhabi. Seitdem fristet Russell in der Königsklasse das harte Leben eines Hinterbänklers. Doch mit Williams ging es in den vergangenen Wochen bergauf. Beim Steiermark GP lag er auf Punktekurs, als ein Defekt ihn stoppte.

Dass er auf dem Red Bull Ring eine Woche später erneut ein Ausrufezeichen setzen konnte, ist für ihn kein Zufall. "Auf einem derart kurzen Kurs kannst du als Fahrer oder Team einen kleinen Fehler nicht mehr ausmerzen", erklärt er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir haben hier wirklich jede Tausendstelsekunde aus dem Auto herausgeholt und vielleicht weniger Fehler als die anderen gemacht."

Seine beste Leistung mit Williams war zuvor der elfte Startplatz gewesen, den er 2020 beim Steiermark GP und dieses Jahr in Portugal einnahm. "Ich habe jedes Wochenende das Gefühl, eine gute Runde zu fahren. Ich habe in der Vergangenheit schon viele gute gefahren, aber die waren dann nur für Startplatz 19 gut. Aber die hat natürlich mehr Gewicht, wegen der Position. Es ist aber schwer zu sagen, ob das meine allerbeste Runde war", sagt er.

Williams hat Pace gefunden

Außer Frage steht für ihn dafür, dass Williams auf dem richtigen Weg ist. "Ich will daran glauben, dass wir das halten können, auch wenn wir heute vielleicht über unseren Verhältnissen gefahren sind", so Russell. "Wir haben auf den letzten beiden Rennstrecken eine bessere Performance gesehen. Wir sind in eine etwas andere Richtung gegangen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das der Grund ist. Wir müssen das analysieren, aber wir scheinen auf jeden Fall irgendwie Pace gefunden zu haben."

Am Sonntag will er den Trend in sein erstes Punkteresultat für den britischen Traditionsrennstall verwandeln. "Unsere Einstellung ist natürlich immer, so weit vorne wie möglich anzukommen. Aber diesmal starten wir natürlich von einer besseren Position", sagt er. Mit dem Medium-Reifen sieht er die optimalen Voraussetzungen, um aus der Ausgangslage Kapital zu schlagen.

Perfekte Ausgangslage für erste Punkte mit Williams

"Wir brauchen eine saubere erste Runde, denn wir sind wirklich in einer guten Position. Wir sollten auf Medium einen richtigen Pace-Vorteil haben", so Russell, der sich den weichen Reifen um jeden Preis vom Leib halten wollte. "Wir wollten den ersten Stint auf keinen Fall auf Soft fahren. Das wäre sehr schwierig zu managen gewesen."

Die direkte Konkurrenz hingegen wird sich mit dem C5-Compound auseinandersetzen müssen, denn AlphaTauri und Aston Martin fuhr auf dem Soft-Reifen ins Q3. "Wir glauben, dass dieser Reifen ein Desaster wird. Aber vielleicht wissen sie ja etwas, das wir nicht wissen. Hoffentlich nicht. Wir haben auf jeden Fall die gewünschte Flexibilität mit unserer Strategie, während die anderen gebunden sind."