Sebastian Vettel und Aston Martin hätten nach dem Formel-1-Qualifying in Österreich allen Grund zur Freude haben sollen. Mit Platz acht gelang ihnen gegenüber vergangenem Samstag eine enorme Verbesserung. Doch Geburtstagskind Vettel muss um seinen Startplatz für das Rennen bangen. Aufgrund eines Zwischenfalls mit Fernando Alonso droht ihm eine Strafe. Der Spanier war nach der Blockade durch seinen Rivalen maximal bedient. Der sieht die Schuld nicht bei sich.

"Um ihm so viel Platz zu geben, wie ich konnte, habe ich meine eigene Runde geopfert. Wir haben es nicht geschafft. Mehr hätte ich nicht tun können", sagt Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. In der Schlussphase des Q3 hatte er auf seiner Outlap vor der letzten Kurve dem heranstürmenden Alonso im Weg gestanden, der gerade seinen letzten Qualifying-Run absolvierte.

Der Alpine-Pilot lief in der Zielkurve auf und verlor damit die Chance, seine Startposition zu verbessern. Dabei war das Verlangsamen in dieser Passage nach Zwischenfällen mit Bummlern sogar in der Fahrerbesprechung behandelt worden. "Wir haben uns darauf verständigt, zwischen den Kurven acht und neun zu verlangsamen, was ich auch gemacht habe", erklärt Vettel, dass er vor dem kritischen Punkt auf der Rennstrecke eine Lücke zu seinen Vordermännern ließ, um seine schnelle Runde zu beginnen.

Seine guten Absichten wurden jedoch von den dahinterfahrenden Kontrahenten torpediert. "Alle haben mich überholt und sich vorgedrängelt, und dann haben sie alle zwischen den Kurven neun und zehn verlangsamt, obwohl wir besprochen hatten, dort nicht langsam zu fahren", moniert der 34-Jährige. Einzig der vor ihm fahrende Sergio Perez hielt sich ebenfalls an die Absprache.

Vettel weist Schuld von sich: Nichts falsch gemacht

"Sergio und ich haben uns zwischen Turn acht und Turn 9 zurückfallen lassen, aber alle anderen haben uns überholt. Sergio stand mir nicht im Weg. Ich war nur der letzte und damit der erste, auf den Fernando aufgelaufen ist", erklärt Vettel. Als der Alpine angeflogen kam, versuchte er alles, um die Situation zu entschärfen.

Formel 1 Strafenchaos: Warum wurde nur Vettel bestraft? (09:48 Min.)

"Das ist keine Stelle, wo du auf Verkehr treffen willst. Sobald ich ihn im Spiegel gesehen habe, ungefähr eine halbe Sekunde später, habe ich Gas gegeben", so Vettel, der dabei einzig versuchte, den Weg frei zu machen. Seinen eigenen letzten Run hatte er in diesem Moment bereits abgeschrieben: "Ich habe dann die Nachricht am Funk bekommen. Ich habe also versucht ihm aus dem Weg zu gehen und damit meine eigene Runde abgebrochen."

Der Vorfall landete bei den Stewards und wird am Nachmittag in Spielberg untersucht. Vettel sieht trotz der drohenden Strafe keinerlei Verantwortung auf seiner Seite. "Nein, ich denke, man kann sehen, was passiert ist. Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe", sagt er. "Ich denke, es ist die Schuld der Fahrer vor uns, die sich vorgedrängelt haben."

Alonso untröstlich: Strafe kann Schaden nicht kompensieren

Alonso schied aufgrund des Zwischenfalls als 14. aus und schimpfte im Funk über die Blockade. Am Mikrofon von Sky Sports F1 war der 39-Jährige außer sich. "Ich denke, wir haben eine Möglichkeit verloren, morgen von Platz fünf oder sechs zu starten", so der Alpine-Pilot. "Wir haben jetzt schon viele Punkte verloren und werden ein Rennen haben, das wir vergessen können. Wir starten als 14., das war's."

Nach dem Einzug ins Q3 am vergangenen Samstag hatte Alonso das beste Gefühl seit langem. "Es ist sehr enttäuschend, denn wir hatten heute sehr viel Potential. Unser Auto lief dieses Jahr im Qualifying nie besser und wir haben es nicht ausgereizt", klagt er. "Wir werden deshalb ein komplett anderes Rennen haben und keine Punkte holen. Was auch immer die Strafe sein wird, sie kann gar nicht groß genug sein."

Dass es nach den Diskussionen der Vortage zu dieser Situation kam, ärgert ihn zusätzlich. Er schießt gegen das Verhalten seiner Gegner: "Es ist sehr verwirrend. Wir haben all diese Regeln und Gespräche, aber eigentlich sollte es gesunder Menschenverstand sein. Das sollte harte Strafe geben, denn was heute passiert ist, war nicht richtig."