Das 1. Freie Training zum Österreich GP 2021 stand ganz im Zeichen der Reifentests. Vor allem zu Beginn der Session nutzten die Teams die Zeit, die Prototyp-Reifen von Pirelli zu testen, die ab dem Großbritannien GP in Silverstone eingeführt werden sollen. Jeder Pilot erhält dafür an diesem Wochenende zwei Sätze der neuen Reifenspezifikation.

Mindestens zwölf gezeitete Runden auf den Testreifen mit verstärkter Konstruktion auf der Hinterachse sind in den drei Trainingssitzungen insgesamt Pflicht. Viele Piloten kamen dieser Vorgabe schon im 1. Training nach. Die schnellsten Rundenzeiten aber wurden auf den regulären Soft-Reifen erzielt, Max Verstappen fuhr darauf in 1:05,143 Minuten Bestzeit.

Das Ergebnis: Die Aussagekraft des Trainings ist beschränkt. Einerseits wurde viel Zeit auf den Prototyp-Reifen verbracht, andererseits haben die Teams bereits viele Daten aus der Vorwoche, als die Formel 1 schon einmal auf dem Red Bull Ring gastierte. Hinter Verstappen reihte sich das Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz mit rund drei Zehntelsekunden Rückstand ein.

Wenige Tausendstel dahinter stelle Valtteri Bottas den Mercedes auf Rang vier vor Yuki Tsunoda im AlphaTauri. Kimi Räikkönen wurde im Alfa Sechster vor Weltmeister Lewis Hamilton im zweiten Mercedes und Sergio Perez im zweiten Red Bull. Pierre Gasly und Lando Norris komplettierten die Top-10.

Sebastian Vettel beendete das 1. Training zum Österreich GP auf dem 15. Rang, Mick Schumacher wurde mit anderthalb Sekunden Rückstand auf die Bestzeit 17. Weil es bereits das zweite Rennwochenende in Folge auf derselben Strecke ist, kamen mit Guanyu Zhou (Alpine, für Fernando Alonso), Callum Ilott (Alfa Romeo, für Antonio Giovinazzi) und Roy Nissany (Williams, für George Russell) gleich drei Freitagstester zum Einsatz. Zhou wurde 14, Ilott 16., Nissany beendete FP1 auf Rang 18.

Die Zwischenfälle: Yuki Tsunoda ließ sich am Ausgang von Kurve vier zu weit nach außen treiben und kam mit den linken Rädern in den Kies. Nur mit größter Mühe und einem ordentlichen Ritt durch das Kiesbett konnte er seinen AlphaTauri wieder unter Kontrolle bringen.

Vollständig zum Passagier wurde Lance Stroll: Der Aston-Martin-Pilot kam am Ausgang von Kurve sechs zu weit raus, kam mit der rechten Fahrzeugseite in den Kies und drehte sich quer über die Strecke nach innen weg. Seine Irrfahrt endete in der saftig grünen Wiese auf der Innenseite von Kurve sieben. Stroll konnte aus eigener Kraft zurück an die Box fahren.

# Lance Stroll verlor zweimal die Kontrolle über seinen Aston Martin, Foto: LAT Images
Lance Stroll verlor zweimal die Kontrolle über seinen Aston Martin, Foto: LAT Images

Später hatte der Milliardärs-Sohn Glück, als er sich in der Zielkurve drehte und nur wenige Zentimeter vor der Leitplanke zum Stehen kam. Sobald Stroll am Kurvenausgang aufs Gas ging, brach sein Heck aus, der Bolide kreiselte in die Auslaufzone. Auch hier konnte er sich ohne fremde Hilfe befreien, ein weiterer Reifensatz musste aber abgeschrieben werden.

Beinahe katastrophal endete ein Missverständnis zwischen Nikita Mazepin und Kimi Räikkönen. Der Finne befand sich auf einer schnellen Runde, als er in der vorletzten Kurve auf Mazepin auflief, der in die Box fuhr. Der Russe fuhr so langsam, dass Räikkönen mit riesigem Geschwindigkeitsüberschuss ausweichen musste und dabei noch beinahe sein Auto verlor.

Mazepin war später noch einmal in eine brenzlige Situation involviert. Der Haas-Pilot war erneut langsam unterwegs und sah nicht, dass sich Lewis Hamilton von hinten mit Überschuss annäherte. Erst in letzter Sekunde bemerkte Mazepin Hamilton und vermied eine Kollision, indem er die Lenkung in Kurve drei aufmachte.

Die Technik: Nach dem bitteren Ausfall am vergangenen Wochenende bekam Williams-Pilot George Russell fast eine komplette neue Power Unit spendiert. Für den Briten sind es bereits Motor, Turbolader und MGU-H Nummer drei. Weitere Wechsel würden Strafen nach sich ziehen.

Das Wetter: Immer wieder kamen am Vormittag vereinzelte Tropfen vom Himmel, das 1. Freie Training blieb aber trocken. Beim Österreich GP ist es deutlich kälter als noch beim Steiermark GP vor einer Woche an gleicher Stelle. Das Quecksilber stieg auf lediglich 19 Grad Celsius, auf dem Asphalt wurden gut 30 Grad gemessen.