Carlos Sainz hat im Qualifying zum Aserbaidschan-GP 2021 der Formel 1 in denselben sauren Apfel gebissen wie zuletzt in Monaco. In Baku befand sich der Ferrari-Pilot im entscheidenden letzten Q3-Run auf einer schnellen Runde, dann krachte es erneut unmittelbar vor dem Spanier. Diesmal war es nicht Teamkollege Charles Leclerc, sondern Yuki Tsunoda im AlphaTauri, der Sainz seine Runde ruinierte. Noch dazu ruinierte der Vorfall nicht nur die Runde, sondern auch den SF21 - abgelenkt von Tsunoda flogt Sainz seinerseits in die Bande.

"Ich war zu Beginn der Runde zu nah an Yuki dran, er hat einen Fehler gemacht, ist gecrasht und von dem Rauch seines Verbremsers und den Crash selbst war ich abgelenkt", schildert Sainz die Szene. "Ich wusste nicht, wo er war. Ich hatte Zweifel, ob ich die Kurve überhaupt noch fahren kann. Deshalb bin ich noch härter auf die Bremse gestiegen, habe das Auto verloren und bin auch gecrasht."

Ferrari zittert schon wieder: Getriebe nach Unfall okay?

Die linke Seite seines Ferrari blockierte bei dem heftigen Bremsmanöver komplett, so drehte sich Sainz nach links weg, in die Barriere. Dabei riss er sich den Frontflügel ab und pendelte auch noch mit der rechten Hinterradaufhängung in die Barriere. Da wurden sofort Erinnerungen an Monaco wach. Hat das Getriebe etwas abbekommen - oder die Antriebswelle? "Die diesen Speeds hätte es viel schlimmer ausgehen können, aber das Auto scheint okay", hofft Sainz. "Der Crash war recht leicht, fühlte sich zumindest so an." Nach Monaco passte Ferrari seine Protokolle für Checks des Auto in solchen Fällen an.

Den Unfall selbst nimmt Sainz trotz der Ablenkung auf seine Kappe. "Ich fahre 330 km/h, sehe den Rauch und weiß nicht, ob er die Kurve bekommen hat oder gecrasht ist. Dann gehe ich auf die Bremse, hart, um die Kurve zu bekommen, sehe, dass er gecrasht ist und dann treffe ich Maßnahmen um Auszuweichen", schildert Sainz die Situation. "Aber das [den Abflug] wollte ich natürlich nicht, das war mein Fehler", sagt der Spanier. Er habe besser reagieren können "Ich wäre gerne einfach nur in den Notausgang gefahren", sagt Sainz. "Ich bin enttäuscht, denn heute hatten wir die Pace, um die Pole zu kämpfen."

Sainz wettert gegen Fahrerkollegen: Spielchen getrieben

Ferrari macht dem Spanier keinen Vorwurf. Mit Charles Leclerc holte die Scuderia einerseits ohnehin die Pole, andererseits gab es wegen des Tsunoda-Crashs ohnehin keine Hoffnung mehr. "Es hat an seinem Ergebnis nichts geändert, denn wegen der gelben Flaggen hätte er sowieso langsamer machen müssen", sagt Sportdirektor Laurent Mekies.

Zumindest für Charles Leclerc konnte sich Carlos Sainz am Ende freuen, Foto: LAT Images
Zumindest für Charles Leclerc konnte sich Carlos Sainz am Ende freuen, Foto: LAT Images

Sainz selbst hat unterdessen einen Schuldigen ausgemacht. Nicht für seinen Fehler, sondern für das Zustandekommen der Situation an sich. Freiwillig sei er nämlich nicht so dicht hinter Tsunoda gewesen, berichtet der Spanier. "Ich habe die Runde etwas zu dicht hinter Yuki begonnen, weil es im letzten Sektor einen heftigen Stau gab. Ich glaube nicht, dass sie das Rundenzeit-Delta berücksichtigt haben, das die FIA uns auferlegt hat. Vorne hat jemand Spielchen getrieben und wir endeten in einem heftigen Stau. Deshalb war es ein großes Durcheinander", schimpft Sainz. Ermittlungen wegen überschrittenen Delta-Zeiten gab es keine.

Carlos Sainz fassungslos: Zweimal Crash direkt vor mir

Über den zumindest noch fünften Startplatz kann sich der Spanier deshalb nicht einmal im Ansatz freuen. "Ich hätte auf Pole sein können. Da kannst du mit P5 nicht zufrieden sein. So einfach ist das. Leider wieder ein Crash des Autos direkt vor mir - im Grunde genau wie in Monaco", klagt Sainz. Drin gewesen wäre die Pole in jedem Fall, meint Sainz. "Bevor Yuki gecrasht ist, war ich auf meinem Bildschirm schon eineinhalb Zehntel schneller als auf meiner ersten Runde. Ich war sehr schnell in den ersten beiden Kurven und ich denke, dass wir wieder wenigstens in den ersten beiden Startreihen hätten sein sollen", sagt der Spanier.

Er wolle nicht wehleidig klingen, allerdings schmerze es schon, wenn zweimal in Folge so etwas geschehe, so Sainz. "Das tut weh. Das ist sehr enttäuschend", sagt Sainz. Selbstkritisch fügt der Spanier an: "Im ersten Run des Q3 hätte ich vielleicht einen Windschatten suchen sollen, der Charles diese extra zwei Zehntel gegeben hat, um um die Pole zu kämpfen. Aber ich wusste ja nicht, dass noch eine rote Flagge kommen würde ..."

Formel-1-Rennen Baku: Sainz will zurückschlagen

Im Rennen ist Sainz nun auf Wiedergutmachung aus. Der Spanier orientiert sich nach vorne - auch wenn mit Valtteri Bottas und Sergio Perez ein Mercedes und ein Red Bull mit am Freitag besserer Longrun-Pace hinter ihm stehen.