Max Verstappen war nach den Trainings der Formel 1 in Monaco nicht gut auf seinen Red Bull zu sprechen. Der Grund für seinen Frust hieß überraschenderweise nicht Lewis Hamilton. Mit dem Weltmeister im Mercedes war er am Donnerstag auf Augenhöhe. Stattdessen verzweifelt er an der plötzlichen Dominanz von Ferrari. Verstappen schlägt Alarm: Auto passt nicht, Charles Leclerc und Carlos Sainz außer Reichweite.

"Ich bin einfach überrascht, wie konkurrenzfähig Ferrari ist. Ich denke, das zeigt nur, dass wir ziemlich schwach sind", so Verstappen nach dem FP2 am Mikrofon von Sky UK. Der Niederländer hatte auf den Qualifying-Runs mit dem Soft-Reifen den vierten Platz belegt. Auf WM-Rivale Hamilton fehlten nur sieben Tausendstelsekunden. Leclerc hingegen war auf der kurzen Runde in Monaco ganze vier Zehntelsekunden schneller.

Teamkollege Sergio Perez war sogar eine ganze Sekunde langsamer als der Monegasse. Verstappen ist vom Rückstand auf die Scuderia geschockt und schlägt Alarm. "Wir sind einfach zu langsam, und zwar nicht nur ein bisschen, sondern so richtig. Wir müssen unbedingt mehr Pace finden. Der Abstand ist hier ziemlich groß und wir müssen uns sehr verbessern, um da heranzukommen."

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Schlechter Red Bull lässt Ferrari gut aussehen

Sainz war vor den Runs auf dem weichen Reifen bereits der schnellste Fahrer im Feld gewesen, und das auf dem Hard-Compound. Verstappen war auf dem Medium-Reifen dreieinhalb Zehntelsekunden langsamer als der Spanier. Auf den weichen Reifen mischte dann auch Leclerc an der Spitze mit, der das FP1 aufgrund eines Getriebeschadens verpasst hatte.

"Der Sainz hat das relativ locker herausgeholt. Leclerc hat länger gebraucht, aber der ist auch die erste Session nicht mitgefahren, deshalb ist das verständlich", so Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für die Österreicher sind das schlechte Nachrichten, denn Verstappen sah bei sich keine Luft nach oben.

"Alle haben Verkehr, also musst du eher auf die optimalen Rundenzeiten anhand der Sektorzeiten schauen, und da sind wir ziemlich weit weg", sagt er. "Sie sind sehr gut und wir sind sehr schwach, also stellt sich der Abstand ziemlich groß dar."

Max Verstappen war mit seinem Red Bull am Donnerstag in Monaco nicht zufrieden, Foto: LAT Images
Max Verstappen war mit seinem Red Bull am Donnerstag in Monaco nicht zufrieden, Foto: LAT Images

Perez nach FP1-Bestzeit ausgebremst

Auf der anderen Seite der Garage fand sich zumindest für den großen Gap zu Verstappen eine Antwort. "Er hatte einfach zu viel Verkehr, da hatte er auf dem Soft-Reifen wirklich Pech. Er ist auf ein paar Zehnteln dran, wenn er auf der Strecke freie Bahn hat sollte alles passen", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Rückstand von Perez.

Der Mexikaner hatte den Tag mit der Bestzeit im ersten Training begonnen und verzeichnete zunächst gute Fortschritte mit dem RB16B, die er sich vor dem Start ins Wochenende so sehr ersehnt hatte. "Das Gefühl war im FP1 ziemlich gut, aber dann haben wir ein paar Änderungen vorgenommen, die wohl ein Schritt zurück waren", so der 31-Jährige.

Verstappen von Balance frustriert: So mag ich das gar nicht

Angesichts dieses Rückschritts bekam Verstappen nicht nur beim Blick auf den Timing Screen ein schlechtes Gefühl. "Es war einfach nicht gut zu fahren. Normalerweise fühle ich mich im Auto ziemlich wohl und komme locker auf Pace, aber diesmal dauert es zu lange und so mag ich das gar nicht. Das ist bisher unser schwerstes Wochenende", moniert er.

Die Teamführung versucht trotz des negativen Feedbacks der Fahrer nicht in Panik zu verfallen. "Ich denke, wir haben das Reifenfenster etwas verpasst und hatten für seinen Geschmack etwas zu viel Untersteuern im Auto", so Horner. "Ich glaube nicht, dass wir meilenweit weg sind. Wir müssen nur ein bisschen aussortieren und dann sind wir hoffentlich vorne dabei."

Sergio Perez fuhr im ersten Training in Monaco die Bestzeit, Foto: LAT Images
Sergio Perez fuhr im ersten Training in Monaco die Bestzeit, Foto: LAT Images

Red Bull baut auf Ruhetag in Monaco

Der traditionelle Wochenendablauf in Monaco könnte für Red Bull Glück im Unglück bedeuten. Am Freitag ist im Fürstentum Ruhetag. "Da können wir uns die Dinge genauer anschauen, aber es muss sich einiges ändern", so Verstappen. Für Perez ist die Ursache im Irrweg mit dem Setup zu suchen.

"Wir müssen nur verstehen, was zwischen dem ersten und dem zweiten Training passiert ist und das in den Griff bekommen", sagt er. Marko sieht das ganz ähnlich: "Wir haben uns vom Setup nicht weiter- sondern eher zurückentwickelt. Es reicht, einfach nur zu dem zurückzugehen, was wir hatten, und das dann zu verfeinern."

Die One-Lap-Pace zurückzugewinnen, hat für Red Bull bis zum Samstag oberste Priorität. Auf die auch in Monaco starke Longrun-Pace will das Team nicht bauen, schließlich ist das Überholen im Leitplankenkanal so gut wie unmöglich. "Der Longrun war sehr beeindruckend, zumindest die zwei Runden, die er [Verstappen] hat fahren können. Aber es ist klar, daran [Qualifying-Pace] müssen wir arbeiten", so Marko.