Lange wurde über mögliche Sprintrennen der Formel 1 gesprochen, jetzt herrscht Klarheit: Die Formel-1-Kommission hat am Montag, 26. April 2021, den Weg für die zusätzlichen Rennen freigemacht. Sie werden offiziell als 'Sprint-Qualifying' bezeichnet. In der Formel-1-Saison 2021 sollen sie bei zwei Grands Prix in Europa und bei einem Übersee-Event ins Programm gehievt werden.

Beim Format gibt es keine großen Überraschungen zu den bekannten Entwürfen. Die Distanz der Rennen wird 100 Kilometer betragen. Sie werden jeweils am Samstag statt dem Qualifying stattfinden. Das Qualifying rückt auf den Freitag vor. In ihm wird die Startaufstellung für das Sprintrennen ermittelt, während es in diesem um die Startreihenfolge für den Grand Prix am Sonntag geht. Die besten drei Fahrer des Sprints werden WM-Punkte erhalten. Der Sieger bekommt drei Punkte gutgeschrieben, der Zweite zwei Punkte und der Dritte einen Punkt.

Eine offizielle Siegerehrung wird nicht stattfinden. Der Pole-Setter für den Grand Prix am Sonntag wird allerdings eine Trophäe erhalten. Das ist bereits aktuell mit dem Pole-Award von Pirelli der Fall. Laut Reglement handelt es sich beim Sprint-Qualifying nicht um ein Rennen. Das liegt unter anderem daran, dass organisatorische Aufwand zu groß gewesen wäre, die Regelwerke und sonstigen Bestimmungen umzuschreiben.

Der Pole-Setter erhält bei jedem Grand Prix eine Trophäe, Foto: LAT Images
Der Pole-Setter erhält bei jedem Grand Prix eine Trophäe, Foto: LAT Images

Der geänderte Ablauf bedeutet, dass an den entsprechenden Rennwochenenden lediglich zwei Freie Trainings stattfinden werden, jeweils eins am Freitag- und eins am Samstagmorgen. Sie werden über die gewohnte Dauer von je 60 Minuten ausgetragen.

Die Auswahl der Reifen wird durch das zusätzliche Rennen verändert. Für FP1 dürfen die Teams zwei Sätze Reifen aus der vorhandenen Spanne (Soft, Medium, Hard) auswählen. Beim Qualifying wird die Auswahl eingeschränkt. Sie erhalten fünf Sätze der weichen Pirellis. Am Samstag und am Sonntag können die Piloten wieder nach eigenen Vorlieben aus dem Angebot auswählen. Für FP2 steht ein Satz zur Verfügung, für das Sprint-Qualifying und für den Grand Prix jeweils zwei Reifensätze. Auch wenn Pirelli den Piloten für das Rennen am Samstag zwei Reifensätze zur Verfügung steht, bedeutet das nicht, dass sie von ihnen Gebrauch machen müssen. Ein Pflichtboxenstopp ist nicht vorgesehen.

Weiches Parc Ferme

Bei Rennwochenenden mit einem Sprint-Qualifying können die Fahrer wie bisher drei Sätze Regenreifen und vier Sätze Intermediates nutzen. Sollte eine Session am Freitag bei nasser Strecke stattfinden, erhalten sie jeweils einen zusätzlichen Satz Intermediates. Im Gegenzug müssen sie vor dem Beginn des Sprint-Qualifyings einen Intermediates zurückgeben. Falls es beim Qualifying-Rennen regnet, können die Piloten für den Grand Prix einen gebrauchten Satz Regenreifen oder Intermediates gegen einen frischen Satz Intermediates eintauschen.

Die Parc-Ferme-Regel war zuletzt ein Diskussionspunkt, der die Einführung des Sprintrennens erschwerte. Dafür wurde eine Lösung gefunden. Mit dem Beginn des Qualifyings treten Parc-Ferme-Beschränkungen in Kraft. Es dürfen keine wesentlichen Teile an den Autos getauscht werden. Damit soll verhindert werden, dass spezielle Qualifyingautos verwendet werden. Zudem dient die Regel zur Entlastung der Teams, damit die Vorbereitung für den folgenden Tag nicht zu umfangreich ist. Dennoch sollen die Mechaniker die Autos soweit anpassen dürfen, dass FP2 eine nützliche Session für sie ist. Welche Arbeiten erlaubt sein werden, wollen die Regelmacher zu gegebener Zeit bekanntgeben. Die Beschränkungen werden aber nicht so streng sein wie vor dem Rennen.

Mit dem Start des Qualifying-Rennens gelten die vollen Parc-Ferme-Regeln. Danach darf nur noch minimal in die Fahrzeugeinstellungen eingegriffen werden. Das betrifft zum einen die Gewichtsverteilung. Zum anderen dürfen die Teams die Motor- und die Getriebekühlung verändern, wenn sich die Außentemperatur vor dem Rennstart um mindestens zehn Grad Celsius von der Temperatur vor dem Start des Sprint-Qualifyings verändert hat.

Die Regeln treten noch nicht sofort in Kraft. Sie müssen vom World Motor Sport Council der FIA bestätigt werden.

Strecken für Sprintrennen noch unklar

Zuletzt waren Silverstone, Monza und Interlagos als Austragungsorte für die Sprintrennen im Gespräch. Bei welchen Events sie das Wochenendprogramm bereichern sollen, wurde noch nicht bekanntgegeben.

Die Macher hinter dem Plan sind zufrieden, dass er nun umgesetzt wird. Der neue Formel-1-Boss Stefano Domenicali, der bereits im Februar erklärte, Sprintrennen für die Saison 2021 realisieren zu wollen, sagte: "Wir sind glücklich über die neue Möglichkeit, die unseren Fans 2021 spannenderes Rennwochenenden bringen wird. Die Fahrer an drei Tagen kämpfen zu sehen, wird eine unglaubliche Erfahrung sein und ich bin sicher, dass sie den Kampf genießen werden. Ich bin glücklich, dass alle Teams diesen Plan unterstützt haben. Es ist ein Beweis unserer gemeinsamen Anstrengungen, damit weitermachen zu wollen, unsere Fans zu begeistern und gleichzeitig sicherzustellen, dass wir uns dem Erbe und der Leistungsbereitschaft unseres Sports weiterhin verpflichtet fühlen."

Wie funktioniert das neue Sprint-Qualifying der Formel 1? (09:04 Min.)

Die Entscheidung wurde von den Teams einstimmig getroffen. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Kritiker des experimentellen Formats. Dazu zählte unter anderem das Mercedes-Team. Toto Wolff, Motorsportchef des schwäbischen Autobauers, befürchtete, dass die Kosten so hoch sind, dass sie nicht in die bestehende Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar zu integrieren seien.

In der gemeinsamen Pressemitteilung von FIA und Formel 1 wird Jean Todt mit den folgenden Worten zitiert: "Ich freue mich, zu sehen, dass die Formel 1 mit dem neuen Sprint-Qualifying neue Wege sucht, auf die Fans einzugehen und das Spektakel an Rennwochenende zu vergrößern. Dank der fortlaufenden Zusammenarbeit zwischen der FIA, der Formel 1 und den Teams, war dies möglich. Die Formel 1 zeigt sich stärker denn je, da die Beteiligten in diesem Punkt zusammenarbeiten. Es wurde viel unternommen, damit die sportlichen, technischen und finanziellen Aspekte des Formats gerecht sind."

Auch wenn sich das Format bei den drei Rennen als Glücksgriff für einen spektakuläreren Samstag erweisen sollte, ist nicht geplant, es künftig bei allen Grands Prix einzusetzen. Ross Brawn sagt auf der offiziellen Website der Formel 1: "Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Format in Monaco erfolgreich sein wird. Wir sehen die Wochenenden als Grand-Slam-Events, die über die Saison verteilt werden. Es ist also eine andere Sache."

Das Rennformat am Sonntag bleibt vom Sprint-Qualifying unberührt. Es wird weiterhin eine Distanz von 305 Kilometern bestehen und den Einsatz von mindestens zwei Reifensorten vorsehen.

Update: Sprint-Qualifying in Silverstone

Eines der drei Wochenenden mit dem neuen Rennformat wird beim Großen Preis von Großbritannien vonstatten gehen. Während sich die Formel 1 noch bedeckt gibt, verkündete dies der Silverstone Circuit auf seinem Twitter-Kanal selbst. In einem Post wurde angekündigt: "Das Sprint-Qualifying kommt zum Großen Preis von Großbritannien." Die anderen beiden Strecken, auf denen das Kurzrennen zur Ermittlung der Startaufstellung zur Anwendung kommen soll, sind noch immer nicht bekannt.