Sergio Perez wurde beim Formel-1-Rennen in Imola vom Helden zur Niete. Nach einem furiosen Qualifying durchkreuzte der Regen am Sonntag all seine Pläne. Zunächst gelang es ihm nicht, das Tempo von Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen mitzugehen, dann schlichen sich auch noch Fehler ein. Ein Schnitzer zu viel kostete ihm die Chance auf das erste Podest für sein neues Team. Der Mexikaner war untröstlich und suchte nicht nach Ausreden. Vom Teamchef gibt es trotz der Pleite Rückendeckung.

"Es tut mir sehr, sehr leid für mein gesamtes Team, denn ich habe sie hängengelassen", so Perez, der vom zweiten Startplatz ins Rennen gegangen war und die Zielflagge nur als Elfter sah. In Bahrain fuhr er aus der Boxengasse auf Platz fünf. Diesmal muss er einer verpassten Chance hinterhertrauern: "Ich muss mich beim Team entschuldigen, denn wir hätten heute einen Doppelsieg einfahren müssen."

Ursprünglich wähnte er sich in einer guten Ausgangslage für den zweiten Grand Prix des Jahres. Er wäre bei trockenen Bedingungen auf dem Soft-Reifen ins Rennen gegangen, währen Pole-Sitter Lewis Hamilton und Max Verstappen auf Medium-Compound zunächst im Nachteil gewesen wären.

Perez im Regen aufgeschmissen

Doch die Regenschauer in der Stunde vor dem Start warfen sämtliche Pläne über den Haufen. In der ersten Runde rutschte er auf die vierte Position ab und verlor dort mit langsameren Rundenzeiten als die Leader immer mehr Zeit. "Ich kenne das Auto bei diesen Bedingungen nicht und hatte zu Beginn ziemliche Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen", erklärt Perez, der den RB16B am vergangenen Wochenende zum ersten Mal außerhalb von Bahrain bewegte.

Gegen Ende des ersten Renndrittels kam er auf abtrocknender Strecke langsam in Fahrt, doch der Rückstand auf Verstappen betrug bereits eine halbe Minute. Darüber hinaus hatte Perez sich in der ersten Safety-Car-Phase nach der Startrunde einen kleinen Fehler erlaubt, der ihm eine Strafe einbrachte. Er war während der Neutralisierung in der Piratella-Kurve von der Rennstrecke abgekommen und kurzzeitig hinter Daniel Ricciardo und Pierre Gasly zurückgefallen.

Strafe und defektes Lenkrad bremsen Perez aus

Die beiden Konkurrenten verlangsamten, woraufhin Perez vorbeifuhr und sich wieder auf der vierten Position einordnete. In Folge dieses Regelverstoßes musste er bei seinem ersten Boxenstopp in der 28. Runde eine 10-Sekunden-Zeitstrafe absitzen. "Ich denke, die Strafe geht in Ordnung. Ich hatte einen Fehler gemacht und dachte, dass ich die Position trotzdem gehalten habe. Aber das war offenbar nicht der Fall", räumt er sein Fehlverhalten unumwunden ein.

Die Strafe war nicht die einzige Hypothek, die Perez in der ersten Rennhälfte aufnahm. Ein Defekt an seinem Lenkrad bereitete zusätzliche Schwierigkeiten. "Es gab einen Elektronikfehler, aufgrund dessen sich das Differential und andere Dinge im ersten Stint permanent von selbst verstellten", erklärt er. Das Team ergriff beim ersten Boxenstopp die Chance und wechselte das Lenkrad.

Durch die Strafe fiel er hinter Lando Norris auf die fünfte Position zurück. Doch obwohl die Piloten nun auf Slicks unterwegs waren, haderte Perez weiter mit dem Vertrauen ins Auto. "Das Team zu wechseln bedeutet immer eine schwierige Aufgabe und am zweiten Wochenende das Auto schon bei diesen Bedingungen zu fahren, war brutal", so Perez, der sich in der 38. Runde einen Fehler zu viel erlaubte.

Perez begeht einen Fehler zu viel: Keine Ausreden

In der Villeneuve-Schikane kam er von der Ideallinie ab und drehte sich ins Kiesbett. "Ich wusste einfach nicht, wie weit ich mit dem Auto gehen kann. Ich bin auf die nasse Linie gekommen und das hat mich rausgeworfen. Das Auto war auf dem Soft-Reifen sehr spitz und ich habe da einen kleinen Fehler gemacht", so Perez, der danach 14. war.

Vor dem Saisonstart gab er sich fünf Rennwochenenden, um mit dem neuen Auto auf Level zu kommen. Daran hat sich auch nach seinem Qualifying-Triumph über Verstappen nichts geändert: "Ich bin noch nicht weit genug. Obwohl wenn ich eine gute Runde [im Qualifying] hatte, wurde ersichtlich, wie weit ich noch von meiner Form entfernt bin, und wie schwierig es für mich noch ist."

Mit diesen Schwierigkeiten war er in Imola beileibe nicht alleine. Vor allem Carlos Sainz und Daniel Ricciardo taten sich in ihren neuen Autos bei Ferrari beziehungsweise McLaren schwer, auf dem anspruchsvollen Traditionskurs das Limit zu finden. Perez macht seine Schwierigkeiten zwar an diesem Umstand fest, doch eine Entschuldigung soll das nicht sein. "Es ist einfach schwer. Aber es gibt keine Ausreden. Ich muss einfach härter arbeiten", stellt er klar.

Horner entschuldigt Perez: Braucht mehr Zeit

Red Bull verpasste durch Perez' Fehler die Chance, in der Gesamtwertung an Mercedes vorbeizuziehen. Doch Teamchef Christian Horner hält Perez trotz des Debakels den Rücken frei. "Er braucht einfach mehr Zeit in dem Auto. Er hat am Samstag einen guten Job gemacht", so der Brite.

Nachdem der Neuzugang bisher eine positive Entwicklung zeigte, hat er keinen Zweifel daran, dass Perez in den kommenden Rennen zu sich finden wird: "Es war frustrierend, ihn nicht auf dem Podium zu haben, aber er wird seinen Platz finden. Ich bin mir sicher, dass sehr viel stärkere Wochenenden vor uns liegen."