Der Emilia Romagna GP 2021 in Imola war nicht nur an der Spitze ein absoluter Kracher. Valtteri Bottas und George Russell nahmen es etwas zu wörtlich und sorgten für einen heftigen Unfall, der sogar eine Rennunterbrechung nach sich zog.

Kaum waren die Boliden zum Stehen gekommen, begannen die Diskussionen um die Schuldfrage. Russell lief sofort zu Bottas, um ihm die Leviten zu lesen. Der Finne sah es naturgemäß anders. Besondere Würze bekam der Unfall, weil Russell Mercedes-Junior ist und auf Bottas' Cockpit schielt. Der Brite machte diese Konstellation in TV-Interviews dafür verantwortlich, dass sich Bottas so hart verteidigte.

"Das ist Bullshit", stellte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff aber schnell klar. Während die Stewards zu dem Urteil kamen, dass kein Fahrer überwiegend Schuld am Unfall hat, sieht es der Österreicher etwas anders. "Es gibt im Leben nie Situationen, in denen einer zu 100 Prozent schuld ist und der andere gar nicht. Diese Situation hätte nie passieren sollen", schickte er voraus.

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"Aber George hätte dieses Manöver nicht starten sollen, denn die Strecke ist abgetrocknet. Das hat Risiko bedeutet", so Wolff. Dann aber die Tatsache, die den mächtigen Boss am meisten störte: "Das andere Auto war ein Mercedes vor ihm! In einem Young Driver Programm darfst du diese globale Perspektive nie verlieren! Es gibt viel für ihn zu lernen."

Muss Russell also in seinem Williams für die Werks-Mercedes bremsen? "Ja, man muss sehen, dass das ein Mercedes ist", meint Wolff. "Es ist nass, da ist es ein Risiko zu überholen. Und die Chancen stehen ohnehin schlecht für ihn, wenn die Strecke abtrocknet. Ich will nicht, dass er versucht, uns irgendetwas zu beweisen. Eine Sache, die ich sagen kann, ist: Valtteri ist seit fünf Jahren hier und er hat nie versucht, uns irgendetwas zu beweisen."

Mercedes verliert durch Crash Entwicklungs-Budget

Wolff suchte am Freitagabend direkt das Gespräch mit Russell. Was genau er seinem Junior-Fahrer sagte, ist nicht überliefert. Allzu freundlich dürfte das Gespräch aber nicht verlaufen sein. Denn der Mercedes-Boss macht Russell nicht nur überwiegend für den Ausfall von Bottas verantwortlich, sondern indirekt auch für gravierendere Probleme.

"Unser Auto kann man fast komplett abschreiben", sagte Wolff angesichts des immensen Schadens. "Mit der Budgetobergrenze ist das definitiv nichts, was wir gebraucht haben. Wahrscheinlich werden dadurch die Upgrades limitiert, die wir machen können."

Die Teams dürfen 2021 maximal 145 Millionen US-Dollar für die Entwicklung und den Einsatz der Rennautos ausgeben. Erstmals in der Geschichte der Formel 1 gibt es eine solche Obergrenze. Mercedes musste dafür die Anstrengungen schon enorm herunterfahren, lag der Weltmeister-Rennstall in den vergangenen Jahren doch deutlich über der anvisierten Summe. Der Unfall sorgt für eine weitere Reduktion des Entwicklings-Budgets. "Das bedeutet weniger Performance am Auto", stellt Wolff klar.