Sebastian Vettel erlebte beim Formel-1-Rennen in Imola einmal mehr einen desaströsen Sonntag. Für den Aston-Martin-Pilot war sein zweiter Grand Prix in den Farben des neuen Teams ein Drama in drei Akten. Bereits im Grid wurde Vettel von technischen Problemen am AMR21 heimgesucht. Nach dem Start aus der Boxengasse und einer harten Strafe musste er sein Auto ohne Aussicht auf WM-Punkte kurz vor der Zielflagge endgültig abstellen.

"Wenn du dir vor dem Rennen überlegen würdest, was alles schief gehen kann, könntest du dir unser Rennen heute so nicht ausdenken", so Vettel angesichts seines von Pleiten, Pech und Pannen gespickten Tages. Sowohl bei ihm als auch bei Teamkollege Lance Stroll begann der Grand Prix damit, dass auf dem Weg ins Grid die Bremsen an der Hinterachse den Geist aufgaben.

"Wir haben einen Fehler gemacht und die Bremsen wurden zu heiß", erklärt Vettel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Bei Stroll schafften es die Mechaniker rechtzeitig, den Defekt zu beheben. Vettel hingegen musste in die Boxengasse geschoben werden. "Wir haben versucht, die Teile rechtzeitig zu wechseln, aber uns ging die Zeit aus."

Vettels Regen-Hoffnung noch vor dem Start zerstört

Bevor ihm diese schwere Ausgangslage auferlegt wurde, hatte Vettel sich nach den Regenschauern in der Stunde vor dem Start noch Hoffnungen gemacht, vom 13. Startplatz eine Chance zur Attacke nach vorne zu haben. "Als ich die Bedingungen sah, war ich optimistisch. Ich dachte, wir könnten einen Unterschied machen, aber dann waren wir schon beim Start hinten dran, noch bevor die Lichter ausgingen", so Vettel.

In der zuweilen chaotischen Startphase behielt er den Überblick, doch profitieren konnte er davon nicht. "Am Anfang habe ich sehr schnell aufgeholt, aber dann war es schwer, weitere Fortschritte zu machen. Nach dem Restart haben wir einen anderen Reifensatz aufgezogen, weil wir auf bessere Temperaturen gehofft hatten, aber das hat keinen Unterschied gemacht", sagt er.

Angesichts der aussichtslosen Lage entschied Vettel sich in der 22. Runde als erster dazu, auf Slicks zu wechseln. "Wir haben mit den Trockenreifen gezockt, weil der Abbau auf dem Intermediate sehr hoch war", erklärt Vettel die Entscheidung. Doch die Rundenzeiten waren zunächst deutlich langsamer als die der Konkurrenz auf dem Mischreifen.

Vettel versteht späte Strafe nicht

Schwerer wog jedoch der Umstand, dass kurz nach dem Service eine Strafe gegen Vettel ausgesprochen wurde. Die Mechaniker hatten beim Vorstart aufgrund der Reparaturarbeiten die Reifen zu spät aufgezogen. Die Rennleitung ahndete den Verstoß mit einer Stop-and-Go-Strafe von zehn Sekunden.

Dass die Sanktion erst so spät erfolgte, obwohl der Regelverstoß schon vor dem Start klar war, stößt bei Vettel auf Unverständnis. "Leider hatten wir noch eine Strafe, die der Rennleitung sehr spät eingefallen ist. Es war ja von vornherein klar. Vielleicht war der Filter der Kaffeemaschine voll und es hat etwas länger gedauert", verhöhnt er die Offiziellen am Mikrofon von Sky.

Die Strafe zu diesem Zeitpunkt kostetet nicht nur Zeit, sondern ruinierte auch die Strategie. "Die Strafe hat uns nicht geholfen. Die Reifen sind beim Durchfahren der Boxengasse wieder komplett abgekühlt. Danach hatte ich immer wieder blaue Flaggen", so der 33-Jährige. "Als ich einmal in den Rhythmus kam, war es sehr gut, aber wir lagen schon sehr weit zurück."

Fliegender Restart durchkreuzt Vettels letzte Attacke

Eine letzte Chance tat sich in der 32. Runde auf. Nachdem George Russell und Valtteri Bottas kollidiert waren, musste das Rennen mit der roten Flagge unterbrochen werden. Vettel zählte zu den Piloten, die bereits eine Runde zurücklagen und für den Restart wieder in die Führungsrunde aufschließen durften.

In Erwartung eines stehenden Starts, wie er auch 2020 in Monza und Mugello nach Rennabbrüchen durchgeführt wurde, setzten Vettel und seine Strategen darauf, die zweite Hälfte des Grand Prix auf dem Soft-Reifen in Angriff zu nehmen. Doch die Offiziellen leiteten den Neustart zur Überraschung aller Beteiligten fliegend ein.

"Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass wir einen stehenden Restart haben", so Vettel, der seinen Vorteil gegenüber den Fahrern auf härteren Reifen bei Wiederaufnahme des Rennens nicht nutzen konnte. "Das hat uns die Chance genommen, nach vorne etwas zu bewegen. Wir hatten dann mehr Reifenabbau als die anderen auf Medium."

Getriebeschaden beendet Vettels Rennen

In der Schlussphase lag er mit den Alpine-Teamkollegen und Sergio Perez im Clinch um den letzten WM-Punkt, kämpfte dabei aber schon mit dem nächsten technischen Problem. Das Getriebe lief nicht mehr rund, woraufhin er kurz vor Schluss von Yuki Tsunoda überholt wurde. In der vorletzten Runde musste er das Rennen an der Box aufgeben.

"Wir hatten im letzten Stint Probleme und haben dann abgestellt. Es wurde immer schlimmer", so Vettel. "Heute gab es nichts Positives. Es sollte einfach nicht sein." Die neuerliche Pleite war dabei nur eine Erkenntnis. Auch mit Blick auf die Performance erwartet er eine schwierige Saison.

"Im Moment brauchen wir einen größeren Schritt, um den Unterschied zu machen. Aber wir werden in den nächsten Rennen noch etwas bekommen, um diesen Schritt hoffentlich zu machen. Im Moment sind wir eher im hinteren Teil des Mittelfeldes", sagt der viermalige Weltmeister. "Aber das kann sich schnell ändern, wenn kleine Schritte nach vorne kommen, etwas Ruhe einkehrt mal ein ordentliches Rennen für uns herausspringt."