Kaum zu glauben, dass die Formel 1 zwischen 1998 und 2008 ernsthaft auf Rillenreifen unterwegs war. Rückblickend ein regelrechtes Sakrileg, bedenkt man, welch monumentale Errungenschaft der Slick für den Motorsport ursprünglich dargestellt hatte. Ein Glück, dass wir nun schon wieder seit vielen Jahren F1-Boliden auf breiten Walzen bewundern dürfen. Deshalb werfen wir zum Geburtstag des profillosen Reifens einen Blick zurück auf den 18. April 1971.

Formel 1 heute vor 52 Jahren: Weg mit dem Profil!

Die Reifen waren 1971 gewissermaßen der letzte Schritt zur modernen Formel 1. Mittelmotor und Downforce waren schon da, aber die von den damaligen Ausrüstern Firestone und Goodyear bereitgestellten Reifen hatten zum Saisonstart 1971 noch Profil. Breit waren sie bereits - man wusste, dass mehr Auflagefläche mehr Grip bot. Und die Reifenprofile zum Saisonstart waren bereits minimal. Doch so ganz ohne Profil, das gab es in der Formel 1 noch nicht.

Jacky Ickx führt vor Jackie Stewart in Montjuic, Foto: LAT Images
Jacky Ickx führt vor Jackie Stewart in Montjuic, Foto: LAT Images

Das Problem war die Zusammensetzung. Ein Reifen muss flexibel sein. Ist er zu steif, überträgt sich dieses negative Gefühl direkt auf das Handling des Autos. Die Flexibilität kann man durch Profil erzeugen, gibt damit aber Auflagefläche her. Ideal ist ein Reifen, der komplett glatt ist, aber nicht komplett steif. Für die Flexibilität sorgt dann nicht mehr das Profil, sondern nur eine weichere Gummimischung. Doch das ist nicht so leicht umzusetzen. Die 60er-Mischungen waren zu hart, um auf das Profil zu verzichten.

1971 brachte Firestone beim Spanien-GP im Parc de Montjuic in Barcelona dann mit Erfahrung aus US-Rennen endlich einen Reifen, der selbst ohne Profil ausreichend flexibel war und damit mehr Grip bot. Den Firestone-Fahrern gefiel das auf Anhieb, aber eine Reifen-Revolution war es in Wahrheit keine. Jacky Ickx im Ferrari startete mit Firestone-Slicks von der Pole, war aber nur ein Zehntel schneller als Chris Amon auf Minimal-Profilreifen. Im Rennen sprintete Jackie Stewart im Tyrrell mit Goodyear-Profilreifen vorbei und in Führung.

Stewart feiert ersten echten Tyrrell-Triumph

Von da an kontrollierte Stewart das Rennen auf dem anspruchsvollen Montjuic-Straßenkurs. Ickx' Gegenattacken mit Rekordrunden führten alle zu nichts. Anders als viele Innovationen in der Formel 1 waren die Slicks kein Gamechanger, sondern bloß der logische nächste Schritt in der Reifen-Entwicklung. Ein Schritt nach vorne waren sie aber zweifellos. Die Profile waren bald auch bei Goodyear weg und kehrten erst 1998 durch den Rillenreifen-Zwang wieder in die Formel 1 zurück, ehe 2009 Slicks wieder erlaubt wurden.

Jackie Stewart fuhr mit Tyrrell zum Sieg, Foto: Sutton
Jackie Stewart fuhr mit Tyrrell zum Sieg, Foto: Sutton

Aber noch einmal zurück zum Rennen: Mit dem Sieg gewann erstmals eine Eigenkonstruktion des Teams Tyrrell. Der Tyrrell 003 war ein Einzelstück aus der Feder von Derek Gardner. Er basierte auf dem 001 des Vorjahres, den Gardner für Teamgründer Ken Tyrrell unter strengster Geheimhaltung im eigenen Haus entwarf. Die Evolution 003 holte acht Siege sowie 1971 die Konstrukteurs-WM, und verhalf Jackie Stewart zur zweiten Fahrer-WM.

Die Linie sollte bis zum 026 des Jahres 1998 weitergehen - Tyrrell ging mit null Punkten unter, noch vor Saisonbeginn hatte Gründer Ken Tyrrell den Startplatz an das neue Team British American Racing verkauft. Das meiste Equipment erwarb danach Minardi. Der Tyrrell-Startplatz wechselte noch ein paar Mal den Besitzer - zuerst zu Honda, dann zu Ross Brawn, und jetzt hält ihn Mercedes.

Heute vor 81 Jahren: Jochen Rindt wird geboren

Geburtstag feiert am 18. April der erste österreichische Weltmeister, Jochen Rindt. Geboren wurde er allerdings nicht in Österreich, sondern als Sohn eines Deutschen und einer Österreicherin 1942 in Mainz. Nach dem Tod der Eltern im Krieg wuchs Rindt bei seinen Großeltern im steirischen Graz auf und startete im Motorsport unter österreichischer Flagge.

Jochen Rindt mit Frau Nina, Foto: Sutton
Jochen Rindt mit Frau Nina, Foto: Sutton

Erfolge in den Nachwuchsklassen brachten ihn zuerst einen Platz in der Formel 2, und 1965 dann einen in der Formel 1 ein, und das sorgte im Heimatland Österreich erstmals für Formel-1-Fieber. Bald kam er im Top-Team Lotus an, 1970 hätte der erste WM-Titel sein größter Moment werden sollen. Dann verunglückte er am 5. September beim Training in Monza tödlich, und erlebte den eigenen Titelgewinn nicht mehr. Er ist der einzige posthume F1-Weltmeister.

Wer mehr über Jochen Rindts wissen möchte - Motorsport-Magazin.com ging mit Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko in die Tiefe. Dabei geht es auch viel um Rindt. Die beiden waren enge Schul- und Jugendfreunde.

Dr. Helmut Marko: Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei (55:58 Min.)

Was heute sonst noch in der Formel 1 geschah:

Vor 13 Jahren: Jenson Button gewinnt in typischer Button-Manier bei wechselhaftem Wetter in China vor Lewis Hamilton und Nico Rosberg.
Vor 44 Jahren: Anthony Davidson wird geboren. Der Brite fuhr 24 Grands Prix, schaffte es aber nie in ein Top-Cockpit. Dafür krönte er sich 2014 mit Toyota zum Langstrecken-Weltmeister.