Karl Jochen Rindt, am 18. April 1942 in Mainz geboren, sollte zu einem der größten Charaktere der Formel 1 der 60er werden. Er wuchs bei seinen Großeltern in Graz auf, nachdem Vater und Mutter bei einem Bombenangriff auf Hamburg gestorben waren. Er besaß zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, fuhr jedoch mit österreichischer Rennlizenz und wurde deshalb meist als Österreicher wahrgenommen.
Nach dem Abitur kaufte Rindt sich von dem Geld, das ihm seine Großmutter geschenkt hatte, sein erstes Auto und raste damit abseits öffentlicher Straßen. 1963 ging er dann in der Formel Junior an den Start, im Jahr darauf stieg er in die Formel 2 auf. In einem Brabham siegte er bei der London Trophy und absolvierte zudem beim Großen Preis von Österreich im Alter von 22 Jahren sein erstes Formel-1-Rennen.
1965 fuhr Rindt in der Formel-1 neben Bruce McLaren im Team Cooper. Wie viele andere Fahrer besserte er sein Gehalt auf, indem er zusätzlich in der Formel 2 an den Start ging, wo die Formel-1-Piloten jedoch nicht für die Meisterschaft gewertet wurden. Im selben Jahr gewann er außerdem mit Masten Gregory auf einem von NART eingesetzten Ferrari 275LM die 24 Stunden von Le Mans. 1967 und 1968 startete er auch bei den Indy 500, kam jedoch nicht über Platz 24 hinaus.
1968 fuhr Rindt in der Formel 1 für Brabham, beschloss am Ende des Jahres jedoch den Wechsel zu Lotus. "In einem Lotus kann ich Weltmeister werden, aber auch sterben", hatte Rindt beim Unterzeichnen des Vertrags mit Lotus gesagt. Dass beides eintreffen würde, ahnte er damals wohl noch nicht. 1969 beim Spanien-GP in Barcelona verunglückten er und Teamkollege Graham Hill, weil die Heckflügelkonstruktionen brachen. Rindt zog sich eine Fraktur des Nasenbeins und eine Gehirnerschütterung zu, in der Folge hatte er Seh- und Gleichgewichtsprobleme. In einem offenen Brief an die Presse forderte er das Verbot von Flügeln an den Fahrzeugen, da er sie als Gefahr für Fahrer und Zuschauer ansah.
Die Saison 1970 war Rindts Durchbruch in der Formel 1. Er siegte in Monte Carlo, Zandvoort, Clermont-Ferrand, Brands Hatch und Hockenheim. Sein Erfolg beim Großen Preis der Niederlande wurde jedoch vom Tod seines Freundes Piers Courage überschattet, der in seinem Wagen verbrannte. Aus Angst, dasselbe Schicksal zu erleiden, legte Rindt fortan nur die Brustgurte an, um sich im Notfall schnell aus seinem Boliden befreien zu können. Genau das wurde ihm jedoch möglicherweise zum Verhängnis, als er beim Abschlusstraining für den Grand Prix von Italien in Monza am 5. September 1970 verunglückte.
Als Rindt in die Parabolica-Kurve einbiegen wollte, brach beim Anbremsen vermutlich die rechte vordere Bremswelle. Der Lotus prallte in die Leitplanken, drehte sich und schlug noch mehrmals in der Streckenbegrenzung ein. Als der Bolide zum Stehen kam, war er auseinandergebrochen, Rindts Beine ragten heraus, weil er aus den Gurten gerutscht war. Der 28-Jährige wurde in die Unfallstation an der Strecke und anschließend ins Mailänder Universitätsklinikum gebracht, starb jedoch bereits im Krankenwagen. Als Todesursache wurden eine zerrissene Luftröhre und ein eingedrückter Brustkorb festgestellt. Andere Quellen behaupten, Rindt habe sich am scharfen Armaturenbrett die Hauptschlagader aufgeschlitzt, als er aus den Gurten rutschte, und sei verblutet. Es wurden Vorwürfe laut, die Rettungsarbeiten und die Streckenbegrenzung seien mangelhaft gewesen.
Rindts letztes Rennen war der Formel-2-Lauf auf dem Salzburgring, sein vorletztes der Große Preis von Österreich in Spielberg. Damit schloss sich ein Kreis denn Rindt (hier mit Ehefrau Nina) hatte seinen ersten Grand Prix ebenfalls auf österreichischem Boden bestritten. In den vier Formel-1-Rennen der Saison 1970 nach seinem Tod konnte der Meisterschaftsführende nicht mehr eingeholt werden. Rindt hatte durch fünf Siege 45 Punkte gesammelt, Jacky Ickx wurde mit 40 Punkten Zweiter, Platz drei belegte Clay Regazzoni mit 33 Zählern. Somit wurde Rindt als erster und bislang einziger Formel-1-Pilot posthum zum Weltmeister.
Bei 60 GP-Starts erzielte Jochen Rindt sechs Siege, davon fünf in der Saison 1970. Er galt als außergewöhnlich schneller Fahrer mit hervorragender Fahrzeugbeherrschung und guten Reflexen. Bis er zu Lotus wechselte, hatte er jedoch keine konkurrenzfähigen Autos, weshalb ihm erst ein Jahr vor seinem Tod der Durchbruch gelang. "Ohne Jochen wäre ich wahrscheinlich nicht hier. Er hat mein Leben stark beeinflusst", hat sein enger Freund und zeitweise auch Manager Bernie Ecclestone einmal gesagt. Niki Lauda meinte: "Für mich, für Österreich und wahrscheinlich die ganze Welt lebt Jochen weiter."
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