Underdogs die Formel-1-Rennen gewinnen sind gerne gesehen. Doch nicht immer läuft alls traumhaft gemäß Drehbuch, wie 2020 bei Pierre Gasly und Sergio Perez. Vor 18 Jahren feierte mit Giancarlo Fisichella einer der Mittelfeld-Helden jener Zeit seinen ersten Grand-Prix-Sieg - nur wusste er nichts davon. Die Zeitnahme erklärte inmitten des Chaos beim Brasilien GP 2003 Kimi Räikkönen zum Sieger.

Formel 1 heute vor 18 Jahren: Ergebnis-Chaos in Brasilien

Der Brasilien-GP hatte 2003 ein ganz besonderes Podium - denn das nach dem Rennen aufgenommene Bild entsprach überhaupt nicht der Realität. Nach einem chaotischen, verregneten Abbruch-GP feierte Kimi Räikkönen für McLaren dort den Sieg, Jordan-Pilot Giancarlo Fisichella schwenkte die Trophäe für den zweiten Platz, und sonst war niemand da. Wer in die offiziellen Ergebnislisten blickt, findet aber Fisichella auf P1, Räikkönen auf P2, Fernando Alonso für Renault auf P3. Was war hier schiefgegangen?

Ganz falsch: Das erste Podium in Interlagos 2003, Foto: Sutton
Ganz falsch: Das erste Podium in Interlagos 2003, Foto: Sutton

Das Chaos war eigentlich vorprogrammiert. Nachdem die Rennstrecke in Interlagos am Vormittag von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde, startete das Feld hinter dem Safety Car. Das kam noch vier weitere Male wieder auf die Strecke, während die Fahrer mit der nur langsam auftrocknenden Strecke zu kämpfen hatten.

Ein Rinnsal in der Curva do Sol wurde etwa gleich fünf Fahrern - Juan Pablo Montoya, Antonio Pizzonia, Michael Schumacher, Jos Verstappen, Jenson Button - zum Verhängnis. Rubens Barrichello, auf Kurs zum Heimsieg, rollte in Runde 47 von 71 aus. Sein neunter Brasilien-Ausfall in Serie. Plötzlich kämpfte Fisichella im Jordan gegen den übermächtigen McLaren von Kimi Räikkönen, und übernahm nach einem Fehler von ihm die Führung.

Zeitnahme-Verwirrung nach Unfällen von Alonso und Webber

In Runde 54 verlor Mark Webber kurz vor der Zielgeraden die Kontrolle und zerlegte seinen Jaguar in Einzelteile. Das Safety Car kam zum fünften Mal, Fisichella und Räikkönen fanden einen Weg durch das Trümmerfeld, nur der drittplatzierte Fernando Alonso kam zu schnell an und verteilte mit einem monumentalen Abflug seinen Renault über die vollen Streckenbreite. Es musste abgebrochen werden, die Unfallstelle war unpassierbar.

Laut Reglement wird in diesem Fall das Ergebnis zurückgestellt. Die Abbruch-Runde und die vorangegangene Runde zählen nicht mehr, die davor wird offiziell zur letzten Runde erklärt. Fisichella habe erst Runde 55 begonnen, hieß es von der Zeitnahme, damit wurde Runde 53 gewertet. Da war Räikkönen noch vorne, er wurde zum Sieger erklärt. Fisichella stand als Zweiter neben ihm auf dem Podium. Fernando Alonso war Dritter, aber nicht auf dem Podium, sondern auf den Weg ins Krankenhaus, um durchgecheckt zu werden.

Fernando Alonso erlebte in Brasilien einer seiner schwersten Unfälle, Foto: Sutton
Fernando Alonso erlebte in Brasilien einer seiner schwersten Unfälle, Foto: Sutton

Doch Fisichellas Teamchef Eddie Jordan war sich sicher, dass Fisichella in dem Moment, als das Rennen abgebrochen wurde, Runde 56 begonnen hatte. Also müsste Runde 54 gewertet werden, da hatte Fisichella Räikkönen schon überholt und wäre folglich der Sieger. Eine FIA-Untersuchung folgte, und bestätigte: Zeitnahme-Fehler, Fisichella war der rechtmäßige Sieger. Am nächsten Formel-1-Wochenende folgte auf der Zielgeraden von Imola die Pokalübergabe, und Fisichella durfte verspätet den ersten seiner drei F1-Siege feiern.

Pokal-Übergabe in Imola: Von McLaren zu Jordan, Foto: Sutton
Pokal-Übergabe in Imola: Von McLaren zu Jordan, Foto: Sutton

Formel 1 heute vor 7 Jahren: Hamilton vs. Rosberg in Bahrain

Einen Klassiker gab es 2014 in Bahrain zu bestaunen. Nach einem faden Saisonauftakt führten die Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg hier ihr erstes großes Duell. Hart, aber fair. Doch wie lange würde das so bleiben? Bahrain bot, wie sich später herausstellen sollte, lediglich einen Vorgeschmack auf einen sehr bald eskalierenden Stallkrieg im Kampf um die teaminterne Vorherrschaft. Mehr dazu gibt es hier:

Was sonst noch geschah:

Vor 13 Jahren: Robert Kubica startete in Bahrain erstmals von der Pole. In der ersten Runde musste er sich hinter den Ferraris von Felipe Massa und Kimi Räikkönen anstellen. In der Reihenfolge kamen sie auch ins Ziel.
Vor 111 Jahren: Hermann Lang wird geboren. Als Mechaniker begann er in den 1930ern seine Karriere bei Mercedes, und stieg dort zum erfolgreichen Grand-Prix-Fahrer auf. In der kriegsverkürzten Europa-Saison 1939 wurde er in einer Kontroverse um das verwendete Punktesystem von Deutschland zum Champion erklärt, nicht aber von der Regelbehörde AIACR. Ein Comeback in den 1950ern brachte ihm bei zwei F1-Starts einen fünften Platz beim GP der Schweiz 1953 ein, dann entschied er sich für den Ruhestand.