Mit einer kleinen pandemie-bestimmten Verspätung startet die Formel 1 an diesem Wochenende in ihre Rekordsaison 2021. Bahrain begrüßt die Weltmeisterschaft nur zwei Wochen nach dem extra-kurzen Vorsaison-Test für den Auftakt - und zum ersten Mal in drei Jahren liegt ein echter WM-Kampf in der Luft.

Denn die Titelverteidiger von Mercedes rund um Lewis Hamilton konnten bei den Testfahrten nicht beeindrucken, und den ewigen Herausforderern von Red Bull wird zum ersten Mal seit Jahren wieder die Favoritenrolle zugeschoben. Davon wollen Max Verstappen und Co. allerdings nichts wissen. Wer liegt im Wettkampf der Tiefstapler also vorne? Und was macht das Verfolgerfeld, mit McLaren, Vettel, Alonso und mehr? Motorsport-Magazin.com liefert die große Bahrain-Vorschau.

Formel 1 in Bahrain - für Mercedes eine Auftakt-Niederlage?

Was keiner im Formel-1-Paddock verneint: Mercedes sah bei den Testfahrten in Bahrain enttäuschend aus. Und auch mehr noch als in den vergangenen Jahren. Man erinnere sich nur an 2019, als Ferrari die Tests in Barcelona dominierte, nur um dann beim Auftakt in Australien von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton in Grund und Boden gefahren zu werden.

2021 sind die Umstände allerdings anders. 2019 startete Mercedes mit einer rudimentären Version ihres Autos in die erste Testwoche, und fand am achten und letzten Testtag (nach einer massiven Upgrade-Welle für die zweite Testwoche) Antworten zu ihren Setup-Problemen. 2021 hatten sie aber nur drei kurze Tage Zeit. Das reicht nicht für langsames Herantasten und große Upgrades. Folglich waren Mercedes' Handling-Probleme, die auch am dritten Testtag weiter bestanden, legitim.

Stellt sich nur die Frage, wie schnell sie zu beheben sind, und ob Mercedes noch etwas in der Hinterhand hat. "Bei Testfahrten gilt natürlich immer, dass man die wahre Performance nicht genau kennt", gibt Teamchef Toto Wolff vorab zu. Nach wie vor hat das Team auch erfolgreich verheimlicht, wofür man die beiden Upgrade-Token in der Winterpause ausgegeben hat.

Mercedes fiel beim Test vor allem mit Handling-Problemen auf, Foto: LAT Images
Mercedes fiel beim Test vor allem mit Handling-Problemen auf, Foto: LAT Images

"Fest steht jedoch, dass wir nun unsere Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen müssen", sagt Wolff, der wie jeder in seinem Team öffentlich Red Bull zum Favoriten erklärt hat. "Sobald der dritte Testtag zu Ende war, haben wir unsere Köpfe zusammengesteckt und damit begonnen, darüber nachzudenken, wie wir in wenigen Tagen stärker nach Bahrain zurückkehren können."

Red Bull: Ungewollte Favoritenrolle in Bahrain

Dass Red Bull den Saisonauftakt als Benchmark beginnt, lässt sich bei aller Mercedes-Angst schwer abstreiten. Erst recht, weil das Rennen auf der gleichen Strecke wie der Test stattfindet. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hält sich trotzdem bedeckt: "Wir hatten nach dem Test ein Debriefing im Team, und es ist nur fair zu sagen, dass wir ein bisschen vorsichtiger an das Thema herangehen, und wir dürfen die Herausforderung, die vor uns liegt, auf keinen Fall unterschätzen."

"Mercedes bleibt Favorit, und wir sehen uns als erster und ernster Herausforderer", unterstrich so auch Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko zuletzt zu Motorsport-Magazin.com. Red Bull ist kurzfristig Favorit, aber die längste Saison der Seriengeschichte wartet. Ein Sieg in Bahrain zählt am Ende nicht viel, selbst wenn man ihn holt. Der Fokus liegt auf mehr.

Dass das Duell Red Bull gegen Mercedes bei normalem Rennverlauf vom Rest der Formel-1-Welt gestört werden wird, davon geht momentan niemand aus. Das Verfolgerfeld ist vor Bahrain ein Enigma wie eh und je.

Mysterium Formel-1-Mittelfeld in Bahrain

McLaren ist der Platzhirsch und will Platz drei verteidigen, was mit Daniel Ricciardo als neuem Fahrer und neuen Mercedes-Motoren aber keine lockere Angelegenheit wird. Oder doch? Trotz aller Umbauten lief der MCL35M bei den Testfahrten ohne Probleme, Ricciardo und Teamkollege Lando Norris waren mit dem Handling zufrieden, und die Zeiten waren gut. McLaren hat also schon Anspruch angemeldet, dort weiterzumachen, wo man im Vorjahr aufgehört hat.

Das kann Racing-Point-Nachfolger Aston Martin nicht ganz sagen. Neuzugang Sebastian Vettel kam wegen technischen Gebrechen bis jetzt kaum zu fahren, und prognostiziert für Bahrain eine Lernkurve: "Ich muss noch den AMR21 verstehen und jeden im Team kennenlernen." Er und Lance Stroll halten sich bedeckt, auch wenn die verlorene Testzeit nicht allzu schlimm sein sollte und das Auto im Vorjahr schließlich solide war.

Vettel auf der Strecke: Bei den Bahrain-Tests unangenehm selten der Fall, Foto: LAT Images
Vettel auf der Strecke: Bei den Bahrain-Tests unangenehm selten der Fall, Foto: LAT Images

Auch Renault-Nachfolger Alpine zieht mit Neuzugang Fernando Alonso viele Augen auf sich. Trotz neuem Fahrer glaubt Team-Boss Marcin Budkowski: "Bezüglich Vorbereitung sind wir in einer besseren Position als in den vergangenen Jahren. Ein paar offene Fragen beim Auto gibt es aber." Die wollen sie jedoch schnell gelöst haben. Bei den Tests blieb man unauffällig, eine positive Überraschung im Kampf um einen Top-fünf-Platz ist aber nicht auszuschließen.

Ferrari sollte mit neuem, leistungsfähigerem Motor in dieser Gruppe endlich wieder konstant mitmischen. Bei allen positiven Stimmen aus Maranello rechnet aber niemand mit mehr als einem Kampf um WM-P3. Allzu viel gaben die Test-Zeiten von Charles Leclerc und Carlos Sainz schließlich doch nicht her.

Ferrari hinterließ beim Test noch Fragezeichen, Foto: LAT Images
Ferrari hinterließ beim Test noch Fragezeichen, Foto: LAT Images

AlphaTauri darf nicht vergessen werden. Pierre Gasly und vor allem Rookie Yuki Tsunoda glänzten beim Test mit Top-Zeiten, auch dieses Team sieht sich nach der Winterpause stark verbessert. Und kann Alfa Romeo auch mitmischen? Der neue Ferrari-Motor soll helfen, und das unveränderte Fahrerduo sah beim Test solide aus. Raus aus der Rechnung sind nur Williams und Haas - besonders letztere fokussieren alles auf das nächste Jahr. Ihre Neuzugänge Mick Schumacher und Nikita Mazepin werden hinterherfahren müssen.

Formel 1 zurück in Bahrain: Zum vierten Mal in fünf Events

Die Strecke in Bahrain sollte für die Formel 1 dafür wirklich keine Herausforderung sein. Nach dem dritt- und zweitletzten Rennen der Saison 2020 wurde hier der Test ausgetragen, und jetzt der Saisonauftakt. Besser kennen kann man die Strecke nicht mehr. Wie üblich bringt Pirelli eine mittelharte Reifenauswahl (C2-C3-C4) auf die Strecke, wo rauer Asphalt und hohe Temperaturen hohe Ansprüche stellen. Zusammen mit den vier Geraden, von denen drei in harte Bremszonen münden, kann das für actionreiche Rennen sorgen.

Nach Sandsturm: Welches Wetter erwartet die Formel 1 in Bahrain?

Regen soll der Wüste dafür wie gewöhnlich fernbleiben. Wie auch die große Hitze - dank Fahrbetrieb in der Nacht unter Flutlicht sollte das Qualifying bei 30 Grad über die Bühne gehen. Einziger Unsicherheitsfaktor ist der Wind. Der blies schon beim Test ordentlich, und sorgte für einen Sandsturm. Für Sonntag sind erneut Böen an die 50 km/h angesagt, und bei Bewölkung könnte es mit unter 25 Grad ungewöhnlich kühl werden.

Neue TV-Landschaft für die Formel 1

Für Fans in Deutschland und Österreich ändert sich mit Bahrain noch einiges im TV. Nur in der Schweiz hat der SRF die Rechte behalten. In Deutschland übernimmt Sky jetzt als Exklusiv-Berichterstatter, das gilt auch für Bahrain. Alle Trainings werden übertragen. Der Live-Stream F1 TV Pro ist nur mehr für Bestandskunden verfügbar. In Österreich debütiert währenddessen beim Bahrain-GP mit ServusTV ein ganz neues F1-Team, inklusive Nico Hülkenberg.

Acht geben heißt es bei den Startzeiten: Zeitverschiebung plus Nachtrennen bedeutet späte Starts. Obendrauf wurden die Trainingszeiten 2021 verkürzt. Los geht es also am Freitag um 12:30 Uhr mit dem ersten Training. Qualifying startet am Samstag um 16:00 Uhr, das Rennen kommt (jetzt wieder zur vollen Stunde) am Sonntag um 17:00 Uhr.

Wo läuft die Formel 1 2021 live im TV & Stream? (10:32 Min.)