Lewis Hamiltons Zukunft in der Formel 1 steht ohne Vertrag mit Mercedes für 2021 weiter in den Sternen. Teamchef Toto Wolff erteilte Spekulationen um einen mehrjährigen Kontrakt mit dem Weltmeister zuletzt eine Absage. Der wiederum sieht sich nach 14 Jahren F1 und sieben WM-Titeln immer noch auf einer Mission. Die Liebe zum Sport ist noch nicht erloschen. Seine zukünftigne Erfolge sollen außerdem von mehr als nur sportlichem Ehrgeiz getrieben sein.

"Klar bewege ich mich in einem Umfeld, in dem viel Druck herrscht. Aber wenn ich ins Auto steige, das Visier schließe, das Team den Motor startet und ich aus der Garage fahre, habe ich das größte Lächeln im Gesicht. Selbst nach all den Jahren im Motorsport", so der 36-Jährige im Crowdstrike-Podcast. Im vergangenen Jahr kündigte er an, noch mindestens zwei bis drei weitere Jahre in der Königsklasse starten zu wollen.

Dabei spekulieren Fans und Experten schon seit Jahren, wann bei Hamilton die Übersättigung einsetzt und er sich in Vollzeit einem seiner vielen Nebenschauplätze wie Mode widmen wird. "Auf meiner Reise war ich bisher noch nicht an dem Punkt, an dem es zu ernst wurde", fühlt sich Hamilton vom Profisport noch nicht ausgebrannt. "An dem Tag, an dem ich das Lächeln nicht mehr habe, weiß ich, dass es vorbei ist und ich weiterziehen muss."

Rassistische Verbrechen erinnerten Hamilton an eigene Vergangenheit

Seit 2020 fühlt er allerdings einen neuen Antrieb, der ihn motiviert, weiter an der Weltspitze des Motorsports zu stehen. Er fühlt sich seit der vor etwa einem Jahr angelaufenen Menschenrechtsbewegung zu neuen Aufgaben berufen. Im Rahmen der End-Racism-Kampagne der Formel 1 engagierte sich Hamilton mit dem Banner der Black-Lives-Matter-Bewegung besonders stark.

Der Kampf gegen Rassismus und für Gleichheit beflügelt ihn. "Die Emotionen, die in mir hochgekommen sind, als ich gesehen habe wie George Floyd in den USA getötet wurde, haben mich daran erinnert, dass ich in der Vergangenheit auch einen kleinen Teil dieser Gewalt erlebt habe, wenn auch auf eine andere Weise", erklärt Hamilton im Interview mit der Gazzetta dello Sport.

Sein intensives Engagement in politischen Themen wurde gelobt, aber auch kritisiert. Als Profi solle sich Hamilton auf seinen Job konzentrieren, denn nur dafür würde sein Arbeitgeber ihn bezahlen. Mercedes unterstütze ihn jedoch, indem das F1-Team des deutschen Automobilkonzerns ebenfalls ein Zeichen gegen Rassismus setzte und die Silberpfeile in Schwarz lackierte.

Formel 1 2021: Trennen sich Hamilton und Mercedes? (14:05 Min.)

Hamilton fühlt sich wie Senna: Alleine gegen das System

Hamilton empfindet nicht, dass ihn sein Aktivismus in irgendeiner Weise sportlich beeinträchtigt. Ganz im Gegenteil. "Das hat mich angetrieben, wieder zu fahren. Es hat meine Performance wie eine Rakete befeuert", sagt er. In ihm entfesselte sich ein Gefühl, dass sich über Jahre hinweg aufgestaut hatte. Sein Kampf erinnerte ihn an den seines Idols Ayrton Senna.

"Er stand alleine einem System gegenüber, das nicht immer nett zu ihm war", zieht er den Vergleich zur brasilianischen F1-Legende. Der hatte sich jedoch weniger mit Rassismus als mit politischen Querelen auseinandersetzen müssen, nachdem er sich vom damaligen FIA-Präsident Jean-Marie Balestre gegenüber Rivale Alain Prost benachteiligt fühlte. "Ich habe das in meiner Karriere auch erfahren, aber auf andere Weise", so Hamilton, der diese Frustration in positive Energie verwandelte.

"Ich habe alles gegeben, um zu gewinnen und ich arbeite hart daran, um Gerechtigkeit gegen die soziale Diskriminierung zu erreichen. Mich auf diese Probleme zu fokussieren, um in der Öffentlichkeit damit herauszustechen, hat mir mehr Stärke und einen extra Boost gegeben, wenn ich auf der Rennstrecke war. Es ging nicht nur darum, noch ein Rennen zu gewinnen. Es diente einer größeren Bestimmung."

Seit seinem Wechsel zu Mercedes im Jahr 2013 stieg Hamiltons Bekanntheitsgrad auf der Welt in astronomische Höhen. Doch erst seit kurzer Zeit sieht er sich selbst in der Vorbildrolle. "Ich habe während meiner Karriere nie gedacht, dass Menschen auf mich schauen würde. Ich realisiere die Wichtigkeit meiner Taten für die Menschen", sagt er.