Acht Punkte, achter Platz. Zumindest in Sachen WM-Wertung blieb Alfa Romeo Sauber in der Formel-1-Saison 2020 konstant. Die Punkteausbeute gegenüber 2019 ging jedoch um satte 49 zurück, der Rückstand auf AlphaTauri in der Endabrechnung fiel gewaltig aus. Noch schwächer war Sauber zuletzt gewesen, als Antonio Giovinazzi erstmals für das Team fuhr. 2017, als der Italiener bei zwei Rennen den verletzten Pascal Wehrlein ersetzte, reichte es sogar nur zu insgesamt fünf WM-Punkten.

Seitdem ging es auf dem Papier bergauf. 2018 erzielten Marcus Ericsson und Supertalent Charles Leclerc 48 Punkte, 2019 legte das neue Fahrergespann um Weltmeister Kimi Räikkönen und Ferrari-Junior Giovinazzi mit 57 noch einen drauf. Das gelang allerdings vor allem durch ein herausragendes Ergebnis gegen Saisonende. In Brasilien sprangen in einem chaotischen Rennen die Plätze vier und fünf heraus. Ein Ausreißer, der eine sonst bereits mäßige zweite Saisonhälfte kaschierte. Die Kohlen hatte Räikkönen schon zuvor einzig in der ersten Jahreshälfte herausgeholt.

Alfa Romeo Sauber: Ferrari-Motor 2020 Kernproblem

Der Rückschritt in Hinwil ein Jahr später hatte sich also schon 2019 abgezeichnet. Dass es 2020 so weiter gehen konnte, ahnte Alfa Romeo daraufhin bereits bei den Testfahrten. „Schon bei den Testfahrten in Barcelona hatten wir vor zehn Monaten kein gutes Gefühl“, verrät Teamchef Frederic Vasseur dem Schweizer ‚Blick’. Dennoch seien die Resultate ein Schock gewesen. „Es entstand eine Art Hektik, wir versuchten in allen Abteilungen zu reagieren. Als wir aufwachten, war es zu spät“, sagt der Franzose.

Die Hauptschuld verortet der Franzose beim 2020 schwachen Ferrari-Motor. Selbst führt Vasseur diesen Faktor zwar nicht ins Feld - das würde zu sehr nach einer einfachen Ausrede klingen. Mit dieser These konfrontiert, widerspricht der Alfa-Anführer allerdings auch nicht. „Ich weiß nicht, wie viele Prozente es waren. Aber wir haben auf die Rivalen sicher 0,3 bis 0,4 Sekunden pro Runde verloren“, schätzt Vasseur. Alleine durch den Antrieb. Das habe sich allerdings schon früh abgezeichnet. „Wir wussten, dass die neuen Regeln den Ferrari-Motor hart treffen würden“, sagt Vasseur.

Kimi Räikkönen hofft auf Ferrari-Motor: 2021 sicher besser

Immerhin die Zuverlässigkeit habe gestimmt. Damit meint Vasseur vor allem alles Sauber-seitige. Tatsächlich: Bis auf ein unzureichend montiertes Rad am Räikkönen-Boliden gleich beim Saisonstart wies Alfa-Sauber hier eine weiße Weste auf. Giovinazzis Getriebeschaden in der Türkei ist ein Ferrari-Defekt, bezieht Sauber auch die Gearbox von seinem Motorenlieferanten.

Für 2021 ruhen die Hoffnung deshalb nun vor allem auf Ferrari und einem klaren Sprung nach vorne in Sachen Power Unit. „Motorenseitig waren wir ganz klar etwas weg und wenn wir danach gehen, was wir so hören, kommt ein neuer Motor. Wohin uns der bringen wird, wird die Zeit zeigen. Ich bin aber sicher, dass er besser sein wird als das, was wir jetzt haben“, sagt Räikkönen. Das hoffen auch Teamkollege Giovinazzi und Teamchef Vasseur. „Er wird besser sein“, sagt der Franzose über den neuen Ferrari-Motor.

Ferrari verspricht: Motor 2021 signifikant besser

Anders als während der Saison darf Ferrari im Winter frei am Antriebsstrang entwickeln. „Sie waren in der Lage, etwas an der Power Unit zu arbeiten, um die Lücke zu schließen“, erinnert F1-CEO und Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali im Interview mit Sky Sports Italia. Alles aufholen werde Ferrari zwar kaum, doch erwartet Domenicali den Motor wieder so gut, dass Ferrari wieder kämpfen kann - und damit auch die Kunden.

Ferrari selbst lieferte bereits beim alljährlichen Weihnachtsempfang ein erstes und ermutigendes Zwischenfazit. „Ich kann bestätigen, dass der Motor auf dem Prüfstand gut läuft. In Sachen Leistung ist hat er gute Fortschritte gemacht. Ich denke, das ist signifikant verglichen damit, was 2020 war“, so Teamchef Mattia Binotto. „Wir werden da wieder konkurrenzfähig sein und nicht mehr die Schlechtesten im Feld. Das ist wegen der Zahlen auf dem Prüfstand mein Gefühl - auch wenn ich nicht wissen kann, was die anderen machen.“

Räikkönen hofft auf neue Aero-Regeln

Das allein reicht jedoch nicht. Nicht für Ferrari, auch nicht für Alfa-Sauber. Beide müssen auch in Sachen Aerodynamik nachlegen. Auf Chassis-Seite sind durch die weitgehend homologierten Boliden nur zwei Änderungen erlaubt. Deshalb ruhen die Hoffnungen bei Alfa Romeo hier nun darauf, dass man den durch die neuen Restriktionen der Unterböden verlorenen Abtrieb besser zu kompensieren vermag als die Konkurrenz.

Formel 1 Regeln 2021: Das ist alles neu!: (10:39 Min.)

„Ein paar Regeln ändern sich, hoffentlich können wir so etwas stärker sein“, sagt Räikkönen. „Die Regeländerungen sind meiner Meinung nach sogar eine große Änderung - mit all dem Abtrieb, den wir dadurch verlieren werden. Dann geht es darum, wie viel wir zurückbekommen können und wie viel die anderen retten können. Hoffen wir, dass wir in einer besseren Position sind.“

Sauber-Teamchef Vasseur sieht auch Gutes

Bereits früh habe Sauber den Fokus darauf gerichtet, ergänzte Teamkollege Giovinazzi schon im vergangenen Jahr. „Die ganze Arbeit gegen Jahresende, zielte bereits darauf ab, nächstes Jahr ein besseres Auto zu haben und öfter um Punkte kämpfen zu können. Mit AlphaTauri kämpfen zu können, wäre echt gut. Die sind uns gerade etwas enteilt. Hoffentlich haben wir ein besseres Auto, einen besseren Motor und können jedes Rennen um Punkte kämpfen“, sagt der Italiener.

Für Vasseur war ohnehin nicht alles schlecht, auch abseits der Zuverlässigkeit. „Nach den ersten paar Rennen haben wir eine gute Reaktion gezeigt und haben beide Autos ein paar Mal ins Q2 gebracht“, erinnert der Franzose. Tatsächlich: Zumindest vier Mal gelang das sowohl Räikkönen als auch Giovinazzi. Obwohl die Corona-Lage und Finanzkrise auch Sauber getroffen habe, hätte das Team also noch Verbesserungen und Fortschritte geschafft, auch wenn längst nicht alle geplanten Entwicklungen möglich gewesen wären.

Alfa-Sauber baut auf Konstanz: Alle Fahrer & Partner bleiben

„Jetzt müssen wir eben schauen, was nächstes Jahr passiert und welcher Fortschritt uns gelingen kann“, sagt Vasseur. Ein Pfund dabei ist neben der Hoffnung auf den Ferrari-Motor Konstanz. Nicht nur die beiden Stammfahrer sind eingespielt, auch Ersatzfahrer Robert Kubica bleibt - und der verfügt ohne DTM-Programm nun über deutlich mehr Zeit.

Noch dazu blieben sämtliche Partner an Bord, allen voran Titelsponsor Orlen. Das bezeichnete Vasseur im ‚Blick’-Interview sogar als größten Erfolg des Jahres. „Sie waren im schwierigsten Jahr mit allen unseren Aktivitäten zufrieden. Das gleiche gilt auch für die Besitzer des Teams, die uns seit Jahren motivieren“, sagt Vasseur. „Wir wissen, dass wir uns in allen Bereichen verbessern müssen. Und wenn von Ferrari auch einiges kommt, können wir unsere Ziele höher stecken.“

Alfa Romeo Sauber C41: Präsentationstermin steht

Seinen neuen Boliden für 2021, den C41, präsentiert Alfa Romeo Sauber am 22. Februar in der polnischen Hauptstadt Warschau. Zumindest in Sachen Terminbekanntgabe waren die Schweizer damit schneller als alle anderen Teams.