Antonio Giovinazzi steht in der Formel-1-Saison 2021 vor seiner ultimativen Bewährungsprobe in der Königsklasse. Nach zwei nur in Teilen überzeugenden Jahren für Alfa Romeo wird die Luft für den Ferrari-Zögling langsam dünn. Im Vergleich mit Kimi Räikkönen schlug er sich bisher solide, stach dabei jedoch nicht hervor. Bei Ferraris Suche nach einem Ersatz für Sebastian Vettel spielte er in Folge dessen keine Rolle. Etwas, das den Italiener auch Monate später noch trifft.

"Natürlich kam die Entscheidung von Ferrari bei mir nicht so gut an", sagt er im Gespräch mit der italienischen Motorsportzeitschrift Autosprint, dass er sich durch die Verpflichtung von Carlos Sainz von der Scuderia übergangen fühlte. Der Spanier hatte sich 2019 mit Top-Resultaten für McLaren und als Best of the Rest der Gesamtwertung empfohlen. Noch vor dem durch die Coronavirus-Situation verschobenen Saisonstart unterzeichnete er im Mai 2020 seinen Vertrag mit Maranello.

Giovinazzi hatte 2019 für Alfa Romeo seine Debütsaison in der Formel 1 absolviert. Nach zwei Jahren als Ferrari-Simulatorfahrer, in denen er bis auf einen Abstecher zu den 24 Stunden von Le Mans keine Rennen bestritt, tat sich der Absolvent der Ferrari Driver Academy schwer. Im Qualifying-Duell gegen Räikkönen zog er sich mit 9:12 achtbar aus der Affäre. Nach Punkten unterlag er mit 14:43 deutlich.

Giovinazzi glaubt weiter an Ferrari-Chance

"Ich bin immer noch bei Ferrari angestellt und ich dachte, dass es für mich eine Chance gibt, für die Scuderia zu fahren", hegte er dennoch Hoffnungen auf die Nachfolge Vettels. "Aber vielleicht war es nicht die richtige Zeit für mich." Seither arbeitet der 27-Jährige daran, dies zu ändern.

2020 behielt er am Samstag mit 9:8 die Oberhand. In der Weltmeisterschaft landete er mit vier Zählern punktgleich mit Räikkönen weit hinten. Diese Leistungen reichten als Empfehlungsschreiben für eine Vertragsverlängerung mit Alfa Romeo. Für ihn Grund genug, weiter an seine Chance bei Ferrari zu glauben.

"Dass sie sich für Sainz entschieden haben, bedeutet nicht, dass ich dieses Cockpit in der Zukunft nicht haben kann. Ein Platz bei Ferrari wird immer mein Traum sein", bekräftigt er seine Ambitionen. Doch diesen Traum hegt er längst nicht als einziger Fahrer aus den Reihen der Ferrari Driver Academy.

Ferrari-Junioren setzen Giovinazzi unter Druck

Mit Mick Schumacher steigt bei Haas 2021 der amtierende Formel-2-Champion mit Hilfe aus Maranello in die Königsklasse auf. Vize-Meister Callum Ilott ging zwar leer aus, gehört aber ebenfalls zur Ferrari Driver Academy. Ebenso zwei der diesjährigen Titelfavoriten in der F2, Robert Shwartzman und Marcus Armstrong.

Giovinazzi weiß, dass er sich in diesem Jahr beweisen muss. "Mir wurde in meiner Karriere nie etwas geschenkt. Ich musste immer hart kämpfen und mir mein Cockpit verdienen", sagt er. Vergangene Saison machte es ihm der C39 schwer, Akzente zu setzen. Das Verbot der 2019 von Ferrari erfolgreich eingesetzten, aber offenbar nicht ganz legalen Power Unit, traf auch die Kundenteams schwer.

Voller Fokus auf Erfolge mit Alfa Romeo

"Ich konzentriere mich jetzt voll auf Alfa Romeo. Ich will dem Team helfen, so schnell wie möglich wieder nach vorne zu kommen", gibt Giovinazzi sich kämpferisch und wagt dabei sogar vom ganz großen Coup zu träumen: "Ich hätte gerne ein Podest. Um das zu schaffen, muss ich mich weiter verbessern und Chancen wahrnehmen."

Zwei Jahre als Räikkönens Lehrling hatten für seine persönliche Entwicklung einen positiven Effekt. Doch nun fühlt er sich bereit, seinen eigenen Weg zu gehen. "Ich habe jetzt mehr Erfahrung und ich weiß, was ich will und was mir besser passt", sagt er. "Erfahrung macht in jeder Rennserie einen großen Unterschied und in der Formel 1 vielleicht noch ein bisschen mehr."