Für McLaren ist die Formel-1-Saison 2021 die erste unter neuen Eigentümerverhältnissen. 33 Prozent der Rennabteilung wurde an die amerikanische Sport-Investmentfirma MSP Sports Capital verkauft, bis 2022 werden so 185 Millionen Pfund (208 Millionen Euro) in das Rennteam fließen.

Nachdem im Laufe der Pandemie-Saison 2020 immer wieder neue Geschichten über Finanzmittel-Knappheit aufkamen, stellt das Team rückblickend klar: Existentiell in der Krise war McLarens F1-Engagement nie. Sehr wohl in Gefahr aber war der große Plan, den Traditions-Rennstall aus Woking zurück an die Spitze der Formel 1 zu bringen.

McLaren in der Krise: Wie gefährlich war die Pandemie?

So erklärt es McLaren-Vorsitzender Paul Walsh: "Wir hätten einfach unsere Verkäufe trimmen können, und Zak [Brown, Motorsportchef] beim Budget einschränken können, aber dann hätten wir auch ehrlich zu uns selbst sein müssen. Dann hätten wir unsere Ambitionen heruntergeschraubt. Das hat uns nicht gefallen."

Das Problem zeichnete sich schon vor der Pandemie ab, so Walsh. Schließlich musste McLarens Straßenwagen-Sparte in den letzten Jahren die Millionenverluste der Rennabteilung tragen, die anders als in den Mercedes- und Honda-Jahren keine Werksmotor-Partnerschaft mehr hatte. Und in der Pandemie brachen dann die Verkäufe von Straßenautos ein. "Keine Frage, die Pandemie hat jede Verwundbarkeit deutlicher aufgezeigt, und daher hatten wir es relativ eilig, diesen Deal durchzubringen."

McLaren fürchtete die Endstation Mittelfeld

Denn so weiterzumachen war nicht mehr nachhaltig. "Ich denke, es wäre extrem schwierig geworden", unterstreicht Sportchef Zak Brown. 2020 musste McLaren schon mehrere Modernisierungs-Projekte, etwa den neuen Windtunnel, pausieren. "Und wie man weiß - wenn man in der Formel 1 nicht investierst und Fortschritte machst, dann bewegst du dich effektiv zurück."

Die neuen Partner von MSP Sports Capital garantieren 185 Millionen Pfund Investment, und finanzielle Sicherheit. "Ich denke, wir können die Dinge jetzt ordentlich anpacken", bewertet Brown. "Wie den Windtunnel. Investments, die in dieser Periode verzögert wurden, laufen wieder. Natürlich kannst du einen Windtunnel nicht über Nacht bauen. Aber ich denke, das wird sofort Einfluss auf die Moral des Personals haben, und dann geht die Reise weiter."

McLaren hat Cash: WM-Ziel jetzt auf Kurs

Das Endziel, nämlich eine Rückkehr in den Titelkampf, ist damit wieder in aller Munde. "Die finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht es mir, ermöglicht es Andreas [Seidl, Teamchef], ermöglicht es dem ganzen Rennteam, am Limit der Budget-Obergrenze zu operieren", so Brown.

"Wir können ausgeben und investieren, was wir benötigen, und wir haben zwei Top-Fahrer mit Daniel [Ricciardo] und Lando [Norris]", sagt Brown weiter. "Wir haben die beste Power Unit in der Formel 1 mit Mercedes. Wir haben die Ressourcen, um unsere Ambitionen umzusetzen - wieder an die Spitze zu kommen."

Neue McLaren-Parter vom Formel-1-Fahrplan überzeugt

Diese Pläne sind bereits umfangreich. Auch wenn McLaren nicht sofort um die WM fahren können wird, so haben die langfristigen Ideen auf jeden Fall die neuen Geschäftspartner von MSP Sports Capital überzeugt. Das Unternehmen ist eine auf dem amerikanischen Sportmarkt etablierte Investment-Gesellschaft, deren Partner unter anderem Teil-Eigentümer an Baseball- und Basketball-Teams waren.

McLaren kämpft aktuell um die Vorherrschaft im F1-Mittelfeld, Foto: LAT Images
McLaren kämpft aktuell um die Vorherrschaft im F1-Mittelfeld, Foto: LAT Images

Teilhaber Jahm Najafi führt aus: "Wir haben mit dem Team von McLaren ein paar Monate lang zusammengearbeitet, sind durch den ganzen Businessplan gegangen, und durch die Ziele. Wir wollten nicht nur ein finanziell wertvolles Rennteam, sondern auch ein Team, das höchst wettbewerbsfähig ist, und zugleich in einer Position, um eine Meisterschaft zu fahren."

"Wir glauben an diesen Businessplan, wir haben ihn uns gut angesehen, und wir sind sehr aufgeregt und glauben, dass die reelle Chance besteht", unterstreicht Najafi. "Was das Rennteam angeht, haben wir keine Sorgen bei den finanziellen Mitteln, besonders durch unsere Zusagen. Wir stehen hinter dem Team und glauben, dass es ausreicht, um uns zum Titel zu bringen."

Neuer McLaren-Investor will im Hintergrund bleiben

Für MSP Sports Capital ist es das erste große Motorsport-Projekt, wenngleich Jeff Moorad, einer der Mitbegründer, bereits Eigentümer eines NASCAR-Teams war. Über diese Verbindung lernte er auch Zak Brown kennen. Drei MSP-Leute - Moorad, Najafi, und Rodrigo Trelles von der dem Konstrukt verbundenen Investmentfirma UBS O'Connor - werden leitende Positionen einnehmen. Najafi als Vize-Vorsitzender unter McLaren-Boss Paul Walsh, Moorad und Trelles als Direktoren.

Neuer Rennkalender: Formel 1-Saisonstart 2021 verschoben (12:18 Min.)

Moorad aber stellt klar: "Wir wollen Paul und Zak so gut wie möglich unterstützen. Wir haben einiges an Erfahrung im Sport-Business, aber vor allem in den USA. Bis zu einem gewissen Grad gibt es übergreifende Erfahrungen, die Zak helfen können. Wir sind Ressourcen für ihn. Das ist unsere Rolle." Weitere Investments sind gegenwärtig nicht geplant, aber "alles ist möglich."

Was springt für MSP Sports Capital dabei raus? Für sie ist es, wie Moorad sagt, eine Wette auf die neuen finanziellen Rahmenbedingungen, die Liberty Media geschaffen hat. Eine Formel 1 mit Kosten-Obergrenze, mit besserer Preisgeldverteilung, bald vielleicht mit beschränkten Fahrer-Gehältern. "Das sind alles Teile, die letztendlich Franchise-Wert für jedes Team im Sport erzeugen werden", glaubt Moorad. "Darauf wetten wir, ehrlich gesagt. Wir wetten auf die langfristige Zukunft der Formel 1. Mit einem legendären Team zusammen ist es glaube ich ein guter Platz, der Entwicklung beizuwohnen."