Einen viel härteren Aufprall als ihn Renault im Qualifying der Formel 1 zum Abu Dhabi Grand Prix 2020 erlebte, wäre kaum möglich gewesen. Noch in der Generalprobe hatten Daniel Ricciardo und Esteban Ocon mit den Rängen drei und vier im FP3 nicht nur große Hoffnungen auf ein Spitzenergebnis beim Saisonfinale geweckt, sondern auch Renaults nur noch dünne Chancen den dritten Rang in der WM-Wertung reanimiert. Dann der Absturz. Nur P11 & P12 in der Qualifikation, nicht einmal den Q3-Einzug geschafft.

„Es war mein letztes Qualifying mit dem Team. P12. Das ist nichts, woran man sich erinnern wird“, klagt Ricciardo über das enttäuschende Resultat. „Es war eine unangenehme Überraschung, weil wie heute Morgen eine gute Pace hatten. Ich dachte, da wäre mehr drin und wir könnten wirklich um P5 kämpfen. Aber das konnten wir nicht.“

Ricciardo grübelt: Nichts Offensichtliches versaut

Auch Teamkollege Ocon gelang das nicht. Dabei hatte der Franzose sämtliche Trainingssessions in den Top-6 beendet. Im Qualifying scheiterte Ocon um 0,077 Sekunden an den Top-10. P11. „Es war ein ziemlich hartes Qualifying. Wir sahen im Training echt gut aus. Dritter im ersten, Sechster im zweiten und Vierter im dritten Training. Beide Autos waren echt schnell und wir waren zuversichtlich, denn das Auto fühlte sich klasse an und wir hatten im FP3 eine tolle Balance“, hadert der Franzose.

Wie konnte es dann derart nach hinten losgehen? Genau diese Frage schwirrt auch den Franzosen über den ratlosen Köpfen - denn das ist man im gelben Lager. „Wir hatten gerade schon unser Debriefing, aber das Gesamtbild haben wir noch nicht verstanden. Wir haben nichts völlig Offensichtliches versaut“, berichtet Ricciardo.

Ocon rätselt: Renault plötzlich ganz anders

Ocon stimmt zu. „Wir haben unsere normalen Anpassungen für das Qualifying vorgenommen, um das Auto besser zu machen, aber als wir raus sind, war es sofort nicht mehr wie zuvor“, berichtet Ocon. „Wir hatten mit dem Heck zu kämpfen, mit der Traktion aus den Kurven, am Kurveneingang und mit der Stabilität. Es war einfach nicht mehr so schön wie das ganze Wochenende. Das müssen wir ganz genau ansehen.“

Umso schlimmer für Renault: Ausgerechnet McLaren trumpfte im Qualifying mit den Rängen vier und sechs groß auf. In der WM ist Woking Renaults erster Gegner. 12 Punkte fehlen den Franzosen auf deren fünften Rang. Bis zu Racing Point auf P4 sind es ohnehin fast uneinholbare 22. „Sie sahen heute stark aus“, hadert Ricciardo. Das müsse man auch anerkennen. „Die Wahrheit ist, dass wir heute eine gute Ecke weg waren. Selbst wenn wir es ins Q3 geschafft hätten, bin ich sicher, dass wir da nicht so weit nach vorne gekommen wären.“

WM-Kampf gegen McLaren & Racing Point: Letzte Hoffnung Reifen

Für das Rennen rechnet sich Renault allerdings noch immer etwas aus. „Es ist noch nicht vorbei“, sagt Ocon. „Wir haben morgen so die freie Reifenwahl. Das ist mega-wichtig. Der C5 ist eine sehr weiche Mischung. Es ist nicht leicht, den im Rennen zu benutzen. Das könnte es für die anderen hart machen. Hoffentlich können wir so über die Strategie zurückkommen. Denn das müssen wir für die Punkte in der Konstrukeurswertung. Es wird ein aggressives Rennen!“ Dafür will auch Ricciardo alles geben. „Für Renault und damit ich selbst zumindest noch WM-Fünfter werde“, sagt der Australier.

Einziger Lichtblick bei Renault an diesem Samstag - oder besser gesagt für Ocon: Es war sein erst zweiter Sieg im Qualifying-Duell über Ricciardo. „Das fühlt sich ziemlich gut an. Er wurde hier glaube ich noch nie von einem Teamkollegen im Qualifying geschlagen“, freut sich der Franzose. „Das will ich öfter schaffen. Ich habe diese Saison über gute Fortschritte erzielt. Zum Saisonende hin wurde ich stärker und stärker. Nächstes Jahr muss ich früher auf diesem Level anfangen, dann kann noch viel mehr von mir kommen.“ Das muss es auch, 2021 heißt sein Gegner Fernando Alonso.