Nach Romain Grosjeans schwerem Unfall beim Bahrain GP am Sonntag hat Rennleiter Michael Masi Streckenveränderungen an der Einschlagstelle veranlasst. Wie aus einer Mitteilung der FIA hervorgeht, werden für das zweite Rennen der Formel-1-Saison 2020 auf dem Bahrain International Circuit, den Sakhir GP, auf der rechten Seite der Geraden zwischen den Kurven drei und vier Reifenstapel in zwei Reihen aufgestellt. Zusätzlich wird eine Bande vor den Reifenstapeln installiert. Sie verhindert, dass ein Fahrzeug bei einem Einschlag zwischen den Reifen hindurchrutscht.

Reifenstapel gab es bis zum vergangenen Wochenende nicht entlang der Geraden. Grosjean schlug bei seinem Unfall mit 221 k/h direkt in die Leitplanke ein und durchbohrte sie. Dabei erfüllten die Sicherheitsmechanismen ihren Sinn. Allen voran zahlte sich das Halo aus. Es schützte Grosjeans Kopf. Der Franzose zog sich Verbrennungen an den Händen zu, hat inzwischen das Krankenhaus aber wieder verlassen.

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Auch in Kurve neun werden die Reifenstapel erweitert. Es handelt sich um die Stelle, an der Outer Circuit, der an diesem Wochenende erstmals verwendet wird, auf die bekannte Strecke stößt. Dort werden auf der Außenseiter Reifenstapel in vier Reihen für einen erhöhten Sicherheitsstandard sorgen.

Zwischen den Kurven acht und neun wird auf der rechten Seite der Kerb entfernt, um das Risiko zu reduzieren, dass ein Fahrzeug beim Darüberfahren Unterluft bekommt und aufsteigt.

Am Donnerstag kündigte die FIA außerdem an, Grosjeans Unfall genau zu untersuchen. Die für die Sicherheit verantwortliche Abteilung des Automobilweltverbands will dabei die Wirkung von Sicherheitsmerkmalen wie dem Helm, dem Head-and-Neck-Support (HANS), dem Sicherheitsgurt, der feuerfesten Kleidung, des Monocoques, des Kopfschutzes, dem Feuerlöscher und dem Halo analysieren. Daneben soll die Leistung der Leitplanken bei einem Einschlag mit hoher Energie sowie die Rolle der Streckenmarshalls und des medizinischen Teams untersucht werden.

FIA nutzt umfangreiches Datenmaterial zur Analyse

Die Untersuchungen sollen sechs bis acht Wochen dauern, bis die Ergebnisse öffentlich bekanntgegeben werden. Den Experten steht umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung. Dies umfasst die Aufzeichnungen zahlreicher Sensoren an den Fahrzeugen ebenso wie Videomaterial von verschiedenen Kameras. Darunter ist eine auf den Piloten gerichtete Kamera, die Zeitlupenaufnahmen in 400 Bildern pro Sekunde festhält.

Die Daten werden in die FIA World Accident Database (WADB) eingespeist, die Unfälle vom Kartsport bis zur Formel 1 beinhaltet. Die FIA Serious Accident Study Group (SASG) wertet die Daten aus. Zu dem interdisziplinär arbeitenden Gremium zählen Ärzte, Ingenieure, Unfallforscher und Offizielle. Sie analysieren die technischen, medizinischen und operativen Aspekte der Unfälle. Auch Liberty Media, Vertreter des Haas-Teams sowie Verantwortliche der Fahrergewerkschaft (GPDA) werden in die Abläufe eingebunden.

Sicherheitsabteilung schlägt Sicherheitsverbesserungen vor

"Wie bei allen schweren Unfällen werden wir jeden Aspekt des Unfalls analysieren und mit den Beteiligten zusammenarbeiten", kündigt Adam Backer, Sicherheitsdirektor der FIA an. "Mit so vielen Daten, die in der Formel 1 verfügbar sind, können wir jedes Element des Geschehens genau bestimmen. Wir haben diese Arbeit bereits aufgenommen. Wir nehmen diese Untersuchung sehr ernst und werden einem strengen Prozedere folgen, um genau herauszufinden, was passiert ist, ehe wir mögliche Verbesserungen vorschlagen."