Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton vereitelte in Bahrain mit seiner Pole Position einmal mehr eine spannende Startaufstellung. Die Hoffnungen ruhten nach dem Training auf Max Verstappen, doch der Red-Bull-Pilot musste sich am Ende sogar noch Valtteri Bottas im zweiten Mercedes geschlagen geben. War's das also schon mit den Chancen des Niederländers auf den zweiten Saisonsieg? Der Favoritencheck haucht den Außenseiterchancen neues Leben ein.

"Im Qualifying fehlte einfach ein bisschen zu viel. Ich weiß nicht genau warum, das müssen wir herausfinden", so Verstappen, der die Pole Position nach seiner Bestzeit im 3. Freien Training um vier Zehntelsekunden verpasste. Obwohl Hamilton in allen drei Segmenten des Zeittrainings vorne war, machte es kurzzeitig den Anschein, als hätte Verstappen eine Chance. Nach dem ersten Run im Q3 lag er nur anderthalb Zehntelsekunden hinter dem Pole-Setter.

"Sie haben heute definitiv die Pace angezogen", so Verstappen angesichts der neuerlichen Mercedes-Dominanz. Nachdem Red Bull den Fokus bei der Setuparbeit am Freitag ohnehin von Beginn an auf die Rennpace legte, ist die Niederlage für die Österreicher allerdings nicht wirklich eine Überraschung. Im Lager von Verstappen baut man auf Pirellis Reifenwahl für das erste Wochenende in der Wüste.

Die Italiener brachten mit den Mischungen C2, C3 und C4 jeweils eine Stufe weichere Reifen als im Vorjahr. Beim Doppelpack in Silverstone wagte Pirelli schon einmal das Experiment mit weicheren Compounds und erwischte Mercedes dabei auf dem falschen Fuß. Verstappen nutzte die Gunst der Stunde und fuhr so zu seinem bis dato einzigen Sieg in der laufenden Saison.

"Die Strecke nimmt die Reifen hart ran, hoffentlich haben wir dafür den richtigen Kompromiss getroffen. Es wird ganz sicher ein aufregendes Rennen", so Verstappen, der in den Longruns am Freitag klar die Nase vorn hatte. Sowohl auf dem Soft- als auch auf dem Medium-Reifen war er der schnellste Mann.

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Mercedes hat kaum Longrun-Daten

Jegliche auf dem weichen Reifen erhobenen Daten werden im ersten Stint nicht relevant sein, denn beim Rennstart sind die Piloten von Mercedes und Red Bull auf dem Medium-Compound unterwegs. Auf diesem erreichte Verstappen im 2. Freien Training einen Durchschnittswert von 1:35.606 Minuten. Mercedes tappt was die Rennpace auf der Reifenmischung angeht völlig im Dunkeln.

Das Weltmeister-Team war am Freitagabend fleißig damit beschäftigt, Pirellis Prototyp für 2021 zu erproben und vernachlässigte dabei die Vorbereitung auf das bevorstehende Rennwochenende. "Als Fahrer ist es da schwer, den Rhythmus zu finden und man verliert Zeit für die Setup-Arbeit", so Bottas, der sich im Kampf gegen Hamilton für den Sonntag etwas Spezielles überlegt hat: "Mein Setup unterscheidet sich ziemlich stark von dem von Lewis. Mal sehen, ob das einen Unterschied für morgen macht."

Sein Teamkollege verteidigt die Herangehensweise trotz des offensichtlichen Nachteils. "Natürlich haben wir das Wochenende damit beeinträchtigt, aber es war richtig, um für 2021 zu lernen", so Hamilton, der dies zum Anlass nimmt, Verstappen die Favoritenrolle unterzuschieben: "Red Bull und Max waren unglaublich schnell im Training - und werden im Rennen möglicherweise schneller als wir sein."

Ricciardo zweifelt an Pirellis Strategie-Empfehlung

Auf dem Soft-Compound war Hamilton auf den Longruns zwei Zehntel langsamer als Verstappen. Geht es nach der Prognose von Pirelli, wird Mercedes am Sonntag nicht ins ganz kalte Wasser geschmissen. Die Italiener geben als schnellste Strategie eine Zweistopp-Taktik vor, die nach einem Stint über 21 Runden auf Medium zwei Stints über jeweils 18 Runden auf Soft vorsieht.

Daniel Ricciardo hat seine Zweifel, ob ein solcher Fahrplan zum Erfolg führt. "Die meisten von uns haben sich die beiden Reifensätze Hard aufgespart. Wenn die Reifen stark einbrechen, was wir erwarten, haben wir die beiden Sätze des harten Reifens, auf die wir uns stützen können", so der Australier, der als Sechster unmittelbar hinter der Spitze ins Rennen gehen wird.

Die zweitschnellste von Pirelli berechnete Strategie sieht zwei Stints über jeweils 21 Runden auf Medium sowie einen über 15 Runden auf Soft vor. Für die meisten Teams wird sich diese allerdings kaum umsetzen lassen, da in Training und Qualifying bereits jede Menge Medium-Sätze verheizt wurden. Als Einstoppstrategie hat Pirelli einen Stint über 27 Runden auf Medium gefolgt von einem über 30 Runden auf Hard vorgesehen.

Albon will Verstappen helfen: Mercedes ärgern

Im Dreikampf Verstappen vs. Mercedes hatte der Niederländer strategisch bisher meistens schlechte Karten, denn sein Teamkollege fährt in der Regel zu weit hinter ihm, als dass er ihm Schützenhilfe geben könnte. In Bahrain steht Alexander Albon aber zumindest als Vierter neben Verstappen in der zweiten Startreihe.

Der Thailänder hat nach Monaten in der Krise die Hoffnung, sich aus dieser Ausgangslage beim Team wieder in ein positives Licht rücken zu können. "Aus der zweiten Reihe zu starten, gibt uns eine gute Ausgangslage, um den Kampf gegen Mercedes aufzunehmen. Hoffentlich können wir Mercedes ein bisschen ärgern und ihre Strategie durcheinanderbringen", sagt er.

Ungünstig ist für Verstappens ambitionierten Gehilfen allerdings die Tatsache, dass er im zweiten Training seinen Red Bull noch vor den Longruns in die Wand schmiss und deshalb über keinerlei Erfahrungswerte für das Rennen verfügt. "Ich gehe davon aus, dass der Verschleiß hoch sein wird. Es wird entscheidend sein, die Reifen zu managen", so Albon.

Formel 1, Bahrain-Training: Longruns auf Soft-Reifen

Fahrer Ø RundenzeitRückstand in Sek.Reifenalter in Runden
Max Verstappen1:35.59811
Lewis Hamilton1:35.803+ 0.20510
Pierre Gasly1:35.966+ 0.36912
Kimi Räikkönen1:36.016+ 0.41812
Valtteri Bottas1:36.095+ 0.49712
Carlos Sainz1:36.575+ 0.97713
Daniel Ricciardo1:36.768+ 1.17015
Lando Norris1:36.815+ 1.21712
Charles Leclerc1:37.270+ 1.67318

Formel 1, Bahrain-Training: Longruns auf Medium-Reifen

Fahrer Ø RundenzeitRückstand in Sek.Reifenalter in Runden
Max Verstappen1:35.60615
Pierre Gasly1:35.660+ 0.05516
Sergio Perez1:35.855+ 0.24919
Esteban Ocon1:36.100+ 0.49518
Lance Stroll1:36.165+ 0.55917
Carlos Sainz1:36.285+ 0.67912
Daniil Kvyat1:36.798+ 1.19320
Sebastian Vettel1:37.010+ 1.40517
Nicholas Latifi1:37.471+ 1.86611
Kevin Magnussen1:37.592+ 1.96814
Romain Grosjean1:38.074+ 2.46815

Formel 1, Bahrain-Training: Longruns auf Hard-Reifen

Fahrer Ø RundenzeitRückstand in Sek.Reifenalter in Runden
Antonio Giovinazzi1:37.20917
George Russell1:37.841+ 0.632 11