Lewis Hamilton holte sich bei der Qualifikation für den Bahrain GP 2020 seine 98. Pole Position in der Formel 1. Der Mercedes-Pilot könnte damit noch in dieser Saison die 100 voll machen. "Aber so weit denke ich noch nicht. Es war ein unglaubliches Jahr und alles was noch kommt, nehme ich als Bonus mit - es ist aber eng zwischen uns drei und es liegen einige knifflige Renen vor uns", so Hamilton.

Das erste knifflige Rennen ist gleich das nächste: Auch wenn Mercedes einmal mehr die erste Startreihe blockiert, der Bahrain GP droht kein Durchmarsch für die schwarzen Silberpfeile zu werden. Die "drei", von denen Hamilton spricht, sind die üblichen Arrivierten: Er selbst, Teamkollege Valtteri Bottas und Red-Bull-Pilot Max Verstappen.

In dieser Reihenfolge liegen sie in der WM-Tabelle, in dieser Reihenfolge gehen sie am Sonntag um 17:10 Uhr Ortszeit (15:10 Uhr MEZ) in das 15. Rennen zur Formel 1 Weltmeisterschaft 2020. Satte drei zehntel brummte Hamilton seinem Teamkollegen auf, noch eine mehr dem ersten nicht-Mercedes-Verfolger.

"Alle meine Runden waren gut und dann kam Q3. Die erste Runde war okay, aber es gab noch viel Raum für Verbesserung. In der letzten Runde habe ich das zum Glück hinbekommen", schildert Hamilton.

Teamkollege Valtteri Bottas konnte da nur staunen: "Meine Runde in Q3 war ziemlich gut, da kann ich nicht mehr viel finden. Ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich den Speed hier habe. Ich bin überrascht vom Rückstand." Aber der Finne hofft noch auf ein Ass im Ärmel: "Mein Setup unterscheidet sich ziemlich stark von dem von Lewis. Mal sehen, ob das einen Unterschied für morgen macht."

Mercedes in Bahrain ohne große Longrun-Daten

Für Mercedes wird der Bahrain GP eine Fahrt ins Ungewisse. Wie alle Piloten in den Top 10 gehen Hamilton und Bottas auf Medium ins Rennen. Allerdings haben die Mercedes-Lenker kaum Erfahrung auf der mittleren Reifenmischung.

Im Freitagstraining konzentrierte sich Mercedes vor allem auf die 2021er Reifen, die Pirelli zum Ausprobieren an die Strecke brachte. Deshalb blieb keine Zeit mehr für die übliche zweite Rennsimulation.

"Das hat sich angefühlt wie ein Reifentest - davon bin ich normalerweise kein großer Fan", sagt Hamilton mit einem Schmunzeln und fügt an: "Zum Glück hat das nicht zu lange gedauert. Aber wenn du zwischen unterschiedlichen Reifen wechselst, ändern sich Gefühl und Balance. Da vergisst du, mit welchem Reifen du das Rennen fährst. Das ist sehr verwirrend."

"Wir haben vom 3. Training zum Qualifying den richtigen Schritt gemacht, wir haben die richtige Richtung für das Qualifying eingeschlagen", lobt Hamilton, der aber nun das Rennen fürchtet: "Wir hatten keine wirklichen Longruns auf Mediun oder Hard. Das wird interessant."

Hamilton & Bottas bauen auf Vorteil 2021

War der exzessive Test der 2021er Reifen die richtige Entscheidung für Mercedes? "Natürlich haben wir das Wochenende damit beeinträchtigt, aber es war richtig, um für 2021 zu lernen", meint Hamilton. Bottas stimmt zu: "Das Team hat die Konstrukteurs-WM gewonnen, Lewis die Fahrer-WM. Das ist es besser, sich auf die Zukunft zu konzentrieren."

"Als Fahrer ist es da schwer, den Rhythmus zu finden und man verliert Zeit für die Setup-Arbeit", so Bottas weiter. "Aber das ist nichts Neues dieses Jahr, wir hatten schon Wochenenden ohne Freitag und mit lediglich einem Training."

Dennoch trauert der Finne der Chance etwas hinterher: "Wenn wir noch ein Training hätten, würde ich nach dem Ergebnis heute etwas anderes ausprobieren. Aber aufgrund der Parc-ferme-Regeln dürfen wir nichts ändern. Hoffentlich ist das dann gut fürs Rennen…"

Gleiches hofft Hamilton von seinem Setup. "Red Bull und Max waren unglaublich schnell im Training - und werden im Rennen möglicherweise schneller als wir sein", fürchtet er. In der Qualifying-Generalprobe hatte Verstappen tatsächlich noch die Nase vorne, im 2. Training war er Hamilton trotz härterer Reifen auf den Fersen. Bei den vergleichbaren Longruns war Verstappen sogar schneller.